Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx
durch sein Fell zu sehen sein –, aber davon abgesehen müsste er sich wieder völlig erholen. Garantieren kann ich es nicht, Kleine, aber du weißt, dass ich dich dabei nicht anlügen würde.«
Stephanie musterte forschend Daddys Hinterkopf, dann wandte sie sich ihrer Mutter zu. Marjorie erwiderte ihren Blick und nickte zuversichtlich, um Richards Prognose zu untermauern. Der Eisblock in Stephanies Magen taute nun allmählich ein wenig auf.
»Bist du dir sicher, Daddy?«, fragte sie. Ihr Ton klang längst nicht mehr so verzweifelt wie zuvor. Erneut nickte ihr Vater.
»So sicher, wie ich es sein kann, Liebes«, antwortete er, und sie seufzte und streichelte dem Baumkater den Kopf. Er schaute sie mit geweiteten, fast blicklosen Augen an, und sie beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss zwischen die dreieckigen Ohren.
»Hast du das gehört?«, flüsterte sie ihm zu. »Du kommst wieder in Ordnung. Daddy hat es gesagt.«
Ja , dachte Klettert-flink verschwommen, ich muss unbedingt lernen, was die Laute der Zwei-Beine bedeuten. Aber heute nicht mehr. Heute war er dazu einfach zu müde, und es war wohl auch nicht so wichtig, fand er. Wichtig waren nur das Geistesleuchten seines Zwei-Beins und das Wissen, dass sie gerettet war.
Er blinzelte sie an. Schwächlich und mit Mühe tätschelte er ihr mit seinem gesunden Arm das Bein. Seufzend schloss er die Augen, drückte seine Nase enger an sie und ließ sich von ihrem grandiosen Geistesleuchten in den Schlaf singen.
Eine Bildungsreise
von David Drake
Edith Mincio wartete ab, bis ihr Freund und Arbeitgeber, Sir Hakon Nessler, der Vierzehnte Earl von Greatgap, aus der Luke der Landefähre gestiegen war und den Boden von Hope betrat. Er stolperte dabei. Der Earl war ein guter Raumfahrer – so gut, dass er sich körperlich völlig an die rhythmischen Schwankungen der künstlichen Schwerkraft gewöhnt hatte, der sie an Bord des mitgenommenen Mutterschiffs, zu der die ramponierte Landefähre gehörte, fünf Tage lang ausgesetzt gewesen waren.
»Hoppla!«, machte er. Als Mincio den Laut doppelt hörte, fiel ihr ein, dass sie noch immer das Ohrstöpsel-Com trug, das sie gebraucht hatten, um trotz des Höllenlärms an Bord des kleinen Frachtraumschiffs miteinander reden zu können. Sie nahm den Stöpsel aus dem linken Ohr und legte ihn in sein Etui zurück.
Der Planet Hope besaß nur wenig, was ihn interessant gemacht hätte, aber wenigstens hatte er konstante Schwerkraft. Die Anpassungsfähigkeit des Earls spielte ihm nun einen Streich, doch in wenigen Stunden würde er wieder der Alte sein. Nicht zum ersten Mal beneidete Mincio den hoch gewachsenen jungen Mann. Sie war zwar nur zwanzig Jahre älter als ihr Schüler, in einer Prolong-Gesellschaft kaum mehr als ein Lidschlag, aber manchmal fühlte sie sich in seiner Gegenwart wie eine Greisin.
Als Mincio ihm folgte, ging sie mit nur wenig mehr Würde von Bord des Shuttles als das Gepäck, das die Mannschaft aus der Luke zu werfen begann, kaum dass sie aus dem Weg war. Man hätte Edith Mincio auch dann noch nicht als gute Raumfahrerin bezeichnen können, wenn man die Fantasie aufs Äußerste strapazierte – aber fast jedem Reisenden wäre ebenfalls schlecht geworden bei den Bedingungen, die an Bord jener Schiffe herrschten, die der Earl von Greatgap …
Mincio brach den Gedanken ab. Der Earl hatte beschlossen, wenigstens partiell inkognito zu reisen. Des Vaters Titel hatte er nicht nur sehr früh, sondern auch sehr überraschend geerbt, und in Sektoren, die eher zur Gesetzlosigkeit neigten, tat man gut daran, nicht lösegeldwürdiger zu erscheinen, als es unbedingt sein musste. Dieses Argument verdross seinen Leibdiener zwar sehr, doch zumindest suchte der Earl nicht zu verbergen, dass er vermögend war. Nur das Eingeständnis, dem Hochadel anzugehören, machte jemanden zu einer allzu verlockenden potenziellen Einnahmequelle, und so reiste er als einfacher Sir Hakon Nessler.
Und deshalb denken seine Reisegefährten am besten immer daran, wie er offiziell heißt , ermahnte sich Mincio. Sie versetzte sich innerlich einen Stoß und barg den kleinen Tragekasten mit ihrem persönlichen Computer und ihrem Tagebuch aus dem immer noch anwachsenden Kofferberg. Dann blickte sie sich um und musterte die Umgebung.
Ihr stockte der Atem. Fern am Horizont glänzte eine Reihe von sechs Pylonen aus Kristall, ganz wie Kalpriades sie in seinem ›Bericht über die Alphanerwelten‹ beschrieb – ein vor
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