Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
viele Mitspieler der Navy wie irgend möglich im Auge behalten! Sie weiß, dass sich eine ganze Reihe leitender Flaggoffiziere mit denen eingelassen haben, die sozusagen unten am Meeresboden gründeln. Deswegen möchte Osterhaut jederzeit in der Lage sein, den Kommandeur unseres Marine-Expeditionskorps im Vorfeld zu informieren, falls einer der leitenden Navy-Offiziere einer Operation noch andere Eisen im Feuer hat. Sie wissen schon, ganz inoffiziell: ›Dieses Gespräch hat niemals stattgefunden‹ und so.«
Wieder hielt der Major inne und wartete ab, bis der Lieutenant Colonel nickte. Dieses Mal dauerte es ein wenig länger und fiel auch deutlich bedächtiger aus.
»Seit mehreren T-Jahren bin ich sozusagen die Speerspitze des Brigadiers«, setzte Tarkovsky seine Erläuterung fort. »So habe ich übrigens Daud kennengelernt. Und wir haben ein paar hochinteressante Dossiers in unseren Akten – von der Kategorie ›Streng geheim, noch vor dem Lesen verbrennen‹. Beispielsweise liegen uns Dossiers über Crandall und Filareta vor.« Angewidert verzog er das Gesicht. »Beide waren nicht gerade der Hauptgewinn, und ein paar der Dinge, die wir über Filareta herausgefunden haben, können einem wirklich den Magen umdrehen. Aber wir haben noch etwas über die beiden herausgefunden: Crandall hatte finanzielle, Filareta ein bisschen … kompliziertere Verbindungen zu Manpower – der Mesa-Firma.«
Okikus Augen weiteten sich, und Tarkovsky nickte.
»Beide, Natsuko! Und beide hatten auf einmal das Kommando über große Flottenverbände, beide ganz in der Nähe von manticoranischem Hoheitsgebiet – genau zu dem Zeitpunkt, als Mesa nervös wurde, weil die Mantys ihren Machtbereich auch in deren Richtung ausdehnten. Bei Byng wissen wir noch nichts Genaues. Wir wissen, dass er in Kontakt mit einigen transstellaren Konzernen stand. Aber eine direkte Verbindung zwischen ihm und Mesa haben wir noch nicht gefunden. Andererseits ist ja allgemein bekannt, wie er über die Mantys gedacht hat. Da dürfte es also nicht allzu schwierig gewesen sein, ihn dazu zu bewegen, den verhassten Neobarbaren ein bisschen Ärger zu machen.«
»An dieser Stelle«, warf al-Fanudahi ein, »möchte ich darauf hinweisen, dass ich einige T-Wochen damit verbracht habe, mir alle möglichen Aufzeichnungen anzuschauen und Byngs Karriereverlauf zu analysieren – auch die Leistungen, die er bei Manövern gezeigt hat … Er wäre die perfekte Wahl dafür gewesen, genau das zu tun, was Mesa will, ohne dass er dafür wissentlich in deren Dienste getreten sein müsste. Er hat die Mantys schon immer abgrundtief gehasst; er hat sie mehr verachtet als die meisten anderen Offiziere der Schlachtflotte. Sobald man den in die Nähe manticoranischer Kampfverbände brächte, konnte man sich absolut darauf verlassen, dass er einen Zwischenfall provozieren würde – von unserem Blickwinkel aus betrachtet: einen katastrophalen Zwischenfall. Schließlich war seine Inkompetenz ja schon fast sprichwörtlich. Zufälligerweise provozierte Byng dann diesen Zwischenfall genau zum richtigen Zeitpunkt – vor allem aus der Sicht von Drahtziehern, die in Mesa sitzen.«
»Crandall war nahe genug dran, um die Scherben zusammenzufegen, falls Byng eine Abreibung kassiert«, griff Okiku den Gedankengang auf und kniff nachdenklich die Augen zusammen.
»Oder um selbst eine Abreibung zu kassieren, was zusätzlich Wasserstoff in den Fusionskammern wäre«, bemerkte Irene Teague leise. Auf Okikus skeptisch-nachdenklichen Blick hin hob der Captain der Grenzflotte rasch eine Schulter und ließ sie wieder fallen. »Als Daud mich zum ersten Mal auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht hat, habe ich auch gedacht: Jetzt ist er durchgeknallt. Aber je länger ich darüber nachdenke, um so wahrscheinlicher scheint es mir. Und dann kam es zu dieser genialen Idee: Die Elfte Flotte ausschicken, damit sie eine Chance hat, Crandalls Erfahrungen in deutlich größerem Maßstab gleich noch einmal zu machen.«
»Wollen Sie damit sagen, jemand hat bewusst den Tod so vieler Besatzungsmitglieder arrangiert, indem er die Navy in Gefechte verwickelt hat, die sie unmöglich gewinnen konnte? Ist das Ihr Ernst?«
»Genau das vermute ich allmählich, ja«, gestand al-Fanudahi düster. »Am Anfang wollte mir das auch keinen Sinn ergeben. Warum sollte Manpower, eine Firma, die Manticore schon immer aus tiefstem Herzen gehasst hat – und das beruht auf Gegenseitigkeit – eine Anti-Manty-Strategie ersinnen, die
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