Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Planeten, Sir«, bemerkte Burrows so leise, dass nur Filareta ihn hörte.
»Wie gesagt: Wir haben uns ja nicht gerade bemüht, sonderlich unauffällig zu bleiben«, erwiderte Filareta ebenso leise. »Es bedarf keines Genies, sich zu überlegen, dass dies der wahrscheinlichste Annäherungsvektor für einen Angreifer wäre, nicht wahr?« Er zuckte die Achseln. »Aber es sieht ganz so aus, als wären die Mantys da vorn so oder so im Eimer. Man braucht sich ja nur anzuschauen, wie weit Tango-Eins noch entfernt ist!« Mit dem Kinn deutete er in Richtung der größeren Ansammlung leuchtend roter Icons, die langsam der gewaltigen Armada der Solarier entgegenkrochen. »Mir ist völlig egal, ob deren Raketen eine Reichweite von vierzig oder fünfzig Millionen haben, verflucht! Außer Gott höchstselbst kann niemand ein Ziel in beinahe dreihundert Millionen Kilometer Entfernung treffen!« Filareta schüttelte den Kopf. »Nein, wir haben die in einer Position erwischt, in der sie sich nicht wechselseitig zu Hilfe kommen können. Tango-Zwo ist auf sich gestellt. Und der Kerl, der da drüben das Sagen hat, macht sich im Augenblick zweifellos schon in die Hose.«
»Meinen Sie denn nicht, es ist Harrington?«, fragte Burrows und verzog die Mundwinkel. Das angedeutete Lächeln stellte dezent in Frage, dass Filareta zumindest bei ›Kerl‹ wohl daneben lag.
»Wenn Harrington sich überhaupt im All befindet und nicht irgendwo auf der Oberfläche einer der Heimatwelten, dann befehligt sie Tango-Eins«, erklärte Filareta kategorisch. »Das ist schließlich der kampfstärkere der beiden Verbände.«
»Klingt logisch, Sir«, stimmte Burrows zu. Sein Lächeln wurde breiter. »Andererseits sieht es ganz danach aus, als hätte es die Mantys bei dem großen Angriff letztens heftiger erwischt, als unser Nachrichtendienst vermutet hat.«
»Möglich.«
Filareta blieb im Ton unverbindlich, obwohl Burrows recht haben mochte. Der Einschätzung des Flottennachrichtendienstes nach hatte der Schlachtwall der Mantys vor dem großen Schlag gegen sie aus etwa zweihundert Superdreadnoughts bestanden – doppelt so viele, wie sich hier gerade orten ließen. Natürlich konnte sich der Flottennachrichtendienst auch getäuscht haben. Filareta würde nicht einmal so tun, als wäre er nicht hocherfreut, wenn die Mantys deutlich schwächer waren, als die Analysen vor Beginn nahegelegt hatten. Aber wie sie ihre Verbände aufgeteilt hatten … das verwirrte den Flottenadmiral, und in Situationen wie dieser verwirrt zu werden, passte ihm überhaupt nicht.
Wie gesagt bedarf es keines Genies, sich zu überlegen, was der wahrscheinlichste Annäherungsvektor für uns wäre, richtig. Aber gesetzt den Fall, da draußen steht uns Harrington gegenüber – und wie könnte das anders sein, bedenkt man, wie sehr jeder die Deckplanken verehrt, auf denen sie wandelt: Wieso zum Teufel teilt sie ihre Schiffe so auf? Gut, jeder kann mal Mist bauen. Oder vielleicht hat Harrington ihren Verband massiert zum Einsatz bringen wollen, aber ist von den Zivilisten überstimmt worden. Das hier ist immerhin das Zentralsystem! Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie Kolokoltsov und seine Mandarine jedem armen Schwein ständig über die Schulter blicken würden, der das Pech hätte, das Sol-System verteidigen zu müssen!
Nicht zum ersten Mal ertappte sich Filareta bei dem glühenden Wunsch, deutlich mehr über die ranghöchsten Offiziere der Gegenseite zu wissen. Burrows und Commodore Ulysses Sobolowski, sein Stabsnachrichtenoffizier, hatten natürlich ihr Bestes gegeben. Trotzdem hatte Filareta wenig in der Hand.
Es war bei dem eng kalkulierten Zeitfenster für diesen Einsatz nicht auch noch Zeit geblieben, sich aktualisierte Speicherauszüge von Alterde schicken zu lassen. Hätten die Planer hinter diesem Einsatz aber Kompetenz besessen, hätte ihnen klar sein müssen, dass wünschenswert gewesen wäre, aktualisierte Einschätzungen der wahrscheinlichsten Befehlshaber der Gegenseite vorliegen zu haben (und nicht bloß die Einsatzbefehle). Aber wahrscheinlich verlangte Filareta da zu viel. Oder er erwartete zu viel.
Nachdem der Elften Flotte also jegliche Updates verwehrt geblieben waren, hatte Sobolowski die vorhandenen Daten durchforstet. Für einen solarischen Stabsoffizier einer Streitmacht von der Größe der Elften Flotte bekleidete Sobolowski einen recht bescheidenen Dienstgrad. Das zeigte nur allzu deutlich, welche Bedeutung die SLN im Allgemeinen den
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