Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
obwohl in dem Gerichtssaal mindestens hundert Grad geherrscht haben.
Jedenfalls hat das ganze Theater mehrere Monate gedauert und schließlich – welche Überraschung! – wurde Larry für schuldig befunden.“
„Was werden sie mit ihm machen?“, fragte Richard.
„Das ist noch nicht entschieden. Vielleicht schlagen sie ihm den Kopf ab. Oder schneiden seine Hände ab. Es kann auch sein, dass sie ihn vor ein Erschießungskommando stellen. Das hängt von Raschids Laune ab und die kann blitzschnell umschlagen. Auf jeden Fall könnt ihr darauf wetten, dass sie ein Riesenspektakel daraus machen werden. Ohne Fernsehen müssen sie eben für eine andere Methode der Unterhaltung sorgen.“ Martins zündete sich eine neue Zigarette an. „Was immer geschieht, in nächster Zeit wird er diesen Airbus sicher nicht fliegen.“
„Kann er dir nicht die Codes geben?“
„Die lassen mich nicht zu ihm. Außerdem ist das nicht so einfach. Es gibt keine Flugkontrolle mehr. Keine Satellitennavigation. Wenn man eines von diesen Dingern fliegen will, muss man es mit Karte und Kompass tun. Ich weiß nicht mal, ob ich Alice Springs ohne ihn finde.“
Lange Zeit sagte keiner etwas. Die Kabine war voller Zigarettenrauch, was Martins nicht zu stören schien.
Schließlich war es Scarlett, die das Schweigen brach. „Spricht Scheich Raschid Englisch?“, fragte sie.
„Das tun sie alle. Englisch ist die internationale Geschäftssprache und deshalb sprechen die nur noch diese Sprache.“
„Wenn wir ihn überreden können, deinen Freund freizulassen, werdet ihr uns dann in die Antarktis fliegen?“
Der Kopilot zuckte mit den Schultern. „Soll ich ehrlich sein? Ich kann euch das nicht versprechen. Larry ist der Boss.“
„Und wenn Larry zustimmt, bist du dann dabei?“
Martins überlegte kurz. „Eigentlich ist es mir egal, wohin ich fliege oder was ich tue. Mir kommt es vor, als hätte sich die ganze Welt ins Abseits geschossen, und da macht es wohl keinen Unterschied, ob ich mich im Outback ins Koma saufe oder mir im ewigen Eis die Eier abfriere.“ Er warf einen Blick auf die Glut seiner Zigarette. „Oder hier an Lungenkrebs sterbe“, fügte er hinzu.
„Aber ihr werdet den Scheich nicht überreden, ihn gehen zu lassen. Er wurde für schuldig befunden und das ist endgültig.“
„Vielleicht können wir ihn umstimmen“, murmelte Richard. „Kannst du uns zu ihm bringen?“
Martins schüttelte den Kopf. „Sorry, Kumpel. Ich bin im Palast zurzeit kein gern gesehener Gast. Die scheinen zu denken, dass Larry und ich gemeinsame Sache gemacht haben. Dass wir uns die Diamanten krallen und mit dem Flugzeug verschwinden wollten. Alles in allem ist es besser, wenn ich mich dort nicht blicken lasse.“
„Können wir auch allein gehen? Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu treffen?“
„Ja. Das ist sogar ganz einfach.“
„Wie?“
„Der Scheich hat in London den Spaß am Glücksspiel entdeckt und es deswegen in Dubai legalisiert. Es finden sogar einmal im Monat Pferderennen statt, auch wenn die paar Pferde mittlerweile so klapprig sind, dass sie eine halbe Stunde für eine Runde brauchen. Und dann gibt es noch das Spielcasino, in das der Scheich fast jeden Abend geht.“
„Die Menschen haben immer noch Geld zum Zocken?“, wunderte sich Scarlett.
„Ich weiß, es ist verrückt. Man sollte meinen, dass Geld vollkommen unnütz geworden ist. Schließlich kann man in jeden Laden gehen und sich ein neues Auto oder ein Diamantenhalsband nehmen … oder sonst was. Aber versuch mal, eine Flasche Wasser zu kaufen! Dafür brauchst du Geld und der Scheich genießt es, seine Leute zappeln zu lassen. Die Menschen in Dubai spielen um ihr Leben, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Letzte Woche ist sogar ein Mann an einem Spielautomaten gestorben. Er hat seine letzte Münze eingeworfen, und als immer noch kein Gewinn kam, ist er einfach vom Stuhl gefallen und war tot. Verdurstet.
Wenn ihr also wollt, dass der Scheich von euch Notiz nimmt, dann geht ins Casino und gewinnt oder verliert richtig viel – und eines von beidem passiert garantiert. Aber denkt daran, wenn er euch finster ansieht, solltet ihr euch fürchten.“
„Und wenn er uns anlächelt?“
„Dann auch. Ihr werdet schon sehen, wie er ist. Der Typ hat den Charme einer Klapperschlange. Aber wenn ihr es schafft, Larry da rauszukriegen, werde ich euch ewig dankbar sein.“ Martins warf einen Blick auf die Uhr. „Das Casino öffnet in einer Stunde, um sieben. Viel Glück, wenn
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