Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
Seite des Lubéron.« Sie streckte ihm die Flasche entgegen, und er bemerkte die zarten blauen Venen an der Innenseite ihres Unterarms. Er mochte es, wenn eine Frau beim Kochen ihre Ärmel aufkrempelte; Caroline hatte das nie gemacht. »Korkenzieher und Gläser sind in der Bar.«
    Es war eine hübsche Küche, dachte er, eine Küche, in der sich jeder Koch sofort wohlfühlen mußte; Kupfertöpfe hingen überall, wo Platz war, es gab Messer mit Klingen, die über die Jahre schon ganz dünn geworden waren vom Schärfen, der Herd hatte eine Platte aus Gußeisen, auf einem Regal standen abgegriffene Kochbücher, und der runde Tisch bestand aus mit Narben übersätem, dickem Holz. Man sah, daß alles tagtäglich benutzt wurde, und doch waren die Dinge sehr gepflegt. Er goß den Wein ein und brachte Nicole ein Glas, die gerade Tomatensauce in einen Topf schöpfte. Neugierig beugte er sich vor und sog den wunderbaren sommerlichen Duft ein, dann tauchte er mit einer plötzlichen, verstohlenen Bewegung den Finger in die Sauce und leckte ihn ab.
    Nicole gab ihm mit der Schöpfkelle einen Klaps auf den Handrücken. »Wirst du wohl! Du bist mir mehr behilflich, wenn du dasitzt und erzählst.«
    Simon ging zum Tisch zurück und lutschte die Sauce von seinen Fingerknöcheln ab. Es gefiel ihm, Nicole zu beobachten, wie sie sich bewegte, nach den Messern griff, hackte und quirlte, sich die Hände an den Hüften abwischte, bevor sie das Glas nahm — der gemächliche, sinnliche Rhythmus einer Köchin, die ihrer Sache sicher war. In der eng gebundenen Schürze, die ihre schmale Taille betonte, sah sie beinahe elegant aus.
    »Erzähl mir etwas von den Hotels hier unten«, bat er. »Was passiert im Winter? Sind sie wie an der Küste alle geschlossen?«
    Nicole stellte einen Topf mit Wasser auf den Herd, fügte Salz hinzu und nahm ihr Glas. »Für einen, vielleicht zwei Monate. Es hat sich geändert, früher war nur im Juli und August Saison. Jetzt ist von Ostern bis Oktober viel los. Und dann sind da noch die Feiertage, zum Beispiel Allerheiligen im November, Weihnachten und Neujahr. Der Frühling beginnt im März.« Sie nippte an ihrem Wein. »Die Saison dauert neun Monate, und die Gäste sind auch nicht nur Franzosen oder Pariser. Deutsche, Holländer, Belgier, Schweizer, Engländer — sie alle kommen, und jedes Jahr werden es mehr. Ein gutes Hotel wird aber das ganze Jahr über Betrieb haben, und hier um Brassière herum gibt es keine Hotels. Das nächste ist in Gordes.« Sie stellte ihr Glas ab und begann, ein Dressing für den Salat zusammenzustellen, schlug Öl und Essig mit ein wenig Senf und braunem Zucker und fügte noch ein paar Tropfen frischen Zitronensaft hinzu. »Ich glaube, es ist keine schlechte Idee.«
    »Nein«, erwiderte Simon, »da hast du recht.« Er dachte darüber nach, dachte an die Art von Hotels, in denen er sich gerne aufhielt: klein, freundlich, einfach und bestens geführt. Ob er ein Hotel führen könnte? Wahrscheinlich nicht. Er hatte nicht genügend Geduld und auch keinen Blick fürs Detail. Ernest hingegen..., er war ausgesprochen korrekt, effizient, zuverlässig, ein Kenner, was Essen und Trinken betraf, ein Meister der Blumenarrangements und freundlich zu Leuten — kurz, der geborene Hotelmanager. Falls er Lust dazu hatte.
    »Ich frage mich, was Ern davon halten würde?«
    Nicole brach ein Meines Stück Brot ab, tauchte es in die Salatsauce und reichte es Simon. »Warum fragst du ihn nicht?« Er biß hinein, und das süßlich scharfe Dressing tropfte ihm über das Kinn. Nicole beugte sich vor, um es mit einem Zipfel ihrer Schürze abzuwischen. Ihre Gesichter kamen sich sehr nahe.
    »Ich hoffe, mit der Tomatensauce kannst du besser umgehen«, meinte sie.
    Simon schluckte. Nicole war zum Herd zurückgegangen. Sie legte die Nudeln in das kochende Wasser, holte Besteck und Servietten aus einer Schublade, goß däs Dressing über den Salat und reichte ihm die Holzschüssel. »Wenn du den Salat mischst, können wir anfangen.«
    Beim Anblick dieser häuslichen Szene hätte man die beiden für ein langverheiratetes Ehepaar halten können — wenn sie sich nicht so häufig angesehen hätten. Und wenn sie sich zufällig berührten, so geschah dies nicht in jener beiläufigen, vertrauten Art, die typisch ist für Eheleute, die schon lange zusammen sind. Simon spürte immer noch die Stelle am Kinn, an der Nicole die Sauce weggewischt hatte. Er hätte sie geküßt, wenn er nicht gerade etwas im Mund gehabt hätte.

Weitere Kostenlose Bücher