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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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in die Höhe reckte. Ein lauter Aufschrei des Zirkels verband sich mit dem Aufkreischen von Robert de Montalia, und der Lärm brandete wie eine Welle auf, als Saint Sebastien das Ohr an seinen Mund führte und darüber leckte. Die Angehörigen des Zirkels taumelten auf den Altar zu, als die Hysterie sie zu dem grässlichen Spektakel zerrte. Saint Sebastien gebot ihnen mit einer Geste Schweigen und wartete mit erhobenem Dolch ab.
    Seine dramatische Wirkung wurde allerdings verdorben, als aus dem hinteren Teil der Kapelle eine Stimme erklang, eine wohlklingende Stimme, die mit einem leichten piemontesischen Akzent sprach. »Es freut mich, dass ich noch rechtzeitig eingetroffen bin«, sagte le Comte de Saint-Germain.
    Erleichterung erfüllte Madelaine und schwächte sie noch mehr, als das Grauen es getan hatte. Ihr schienen die Knochen zu Wasser zu werden. Die zurückgehaltenen Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie verspürte einen scharfen Schmerz, als Saint Sebastiens Messerspitze in ihre Brust stach.
    Die Angehörigen des Zirkels wandten sich um, und ihre Gesichter zeigen die benommene Geistesschwäche, die oft mit dem Erwachen aus einem tiefen Schlaf einher geht. Ihre Bewegungen waren ruckartig, und ihr Blutdurst verlor an Schwung.
    Saint-Germain schritt durch den Gang zu dem schrecklichen Altar. Mit seinen prachtvollen Gewändern waren auch sämtliche Manieriertheiten seines Auftretens verschwunden. Nunmehr entsprachen seine Bewegungen dem engen Reitermantel aus schwarzem Leder über den eng anliegenden und ebenfalls schwarzen Wollhosen. Seine hohen Stiefel waren weit zurückgeschlagen, und das einfache Hemd unter dem Mantel war mit russischer Stickerei versehen, die in Steppentulpenmustern  angeordnet  war. Er  trug  weder  ein  Schwert  noch eine
    andere Waffe bei sich, und er war allein.
    Saint Sebastien fixierte ihn, und in seinen verengten Augen und dem boshaften Lächeln lag Wut. Er nickte und winkte dem Zirkel, sich zurückzuhalten. »Ragoczy«, sagte er. »Ich hatte es nicht geglaubt. Ich hatte Euch nicht erkannt...«
    Saint-Germain neigte das Haupt. »Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass der Schein oftmals trügt.«
    »Aber das war vor dreißig Jahren.« Er rückte näher und umklammerte fest den Dolch.
    »Ach ja? Das will ich Euch wohl glauben.« Falls er wusste, dass er in Gefahr schwebte, deutete außer seinem lodernden Blick nichts darauf hin.
    »Also Euer Vater?« Saint Sebastien war nun fast nahe genug an Saint-Germain, um zustechen zu können.
    »Mir war nicht bewusst, dass ich mich in dieser Zeit so verändert hätte.« Er hatte die Kapelle und ihren Gebrauch beim Eintritt mit einem Blick aufgenommen und war nunmehr bereit, es mit Saint Sebastien auf dessen eigenem Boden aufzunehmen. Er berührte das kleine medaillonähnliche Gefäß, das an einer Kette um seinen Hals hing.
    Saint Sebastien hatte schon den Dolch erhoben und wollte auf ihn losstürmen, als Saint-Germains Arm nach vorne zuckte. Er packte Saint Sebastien an der Schulter, nicht etwa um ihn abzuwehren, sondern um ihn vorzuzerren. Der Schwung ließ ihn an Saint-Germain vorbei stolpern und krachend in den aufgestapelten und zerstörten Kirchenbänken im hinteren Bereich der Kapelle landen.
    Saint-Germain sah kurz zu Saint Sebastien, dann richtete er seinen durchdringenden Blick auf die Zirkelanhänger um den Altar. »Wie absurd ihr doch seid«, sagte er gelassen. »Ihr solltet euch nur sehen in euren feinen Roben, aus denen eure Männlichkeiten, wenn man sie so nennen will, wie kleine Vögel in die Welt starren.« Er wartete, bis die feindseligen Worte erstarben. »Ihr seid Narren. Denkt ihr wirklich, dass ihr eure Lebensstellung verbessert. Macht erringt und Posten erlangt, indem ihr Saint Sebastiens Befehlen folgt? Es ist seine Stellung, seine Macht, die eure elenden Opfer erhöhen. Es ist sein Verlangen, das befriedigt wird. Und ihr, die ihr denkt, dass ihr diese Dinge für euch selbst erlangt, gebt euch ihm hin, ohne zu zaudern. Wenn ich jener wäre, den ihr verehrt, würde ich schlecht von euren Praktiken denken.«
    Beauvrai erhob als Erster die Stimme zum Protest. »Ihr haltet uns für dumm, da Ihr doch selbst ohne Schutz hierher gekommen seid...«
    Saint-Germain hob das Medaillon an der Kette. »Um Vergebung, Baron. Ich habe das hier. Ihr seid dem Glauben, in dem Ihr geboren seid, nicht so entfremdet, dass Ihr einen Hostienkelch nicht erkennt.«
    Der Zirkel war unruhig geworden, verfiel jedoch wieder in

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