Hotel Transylvania
Sebastien hielt seine Fackel höher und durchmaß rasch das Gewölbe, bis er schließlich eine dicke, in die Wand eingelassene Tür erreichte. In der romanischen Umgebung wirkte die Tür etwas fehl am Platze, denn die Bauart war neu, die eisernen Scharniere und Beschläge zeigten immer noch Spuren des gegen Rost aufgetragenen Öls, und die Schnitzerei auf der Tür zeigte an, welch verderbtem Nutzen die Kapelle dahinter anheim gefallen war.
Auf nahezu lautlosen Scharnieren klaffte die Tür auf und legte die Kapelle dahinter frei. Saint Sebastien seufzte, als er Cressie und de les Radeux die Tür aufhielt. Alles andere war nun ganz einfach. Sie waren der Entlarvung entronnen, und es gab keinen Hinweis darauf, dass die Kapelle entdeckt und von ihrer dämonischen Präsenz gesäubert worden wäre.
Saint Sebastien ging weiter in die Kapelle, und seine Fackel erleuchtete die grobschlächtigen Gemälde an den Wänden, die sämtliche Exzesse der Teufelsverehrung zeigten. Saint Sebastien lächelte, als er eine besonders abscheuliche Darstellung erblickte, und sagte zu den keuchenden Männern hinter ihm: »Hierher, glaube ich. Zieht ihn aus und bindet ihn fest. Ich will ihn nicht noch einmal gefügig machen müssen.«
Mürrisch sagte de les Radeux: »Es ist mir eine Ehre.« Er warf giftige Blicke auf den Altar, auf Saint Sebastien, auf den Mann, den er schleppte. Das war ganz und gar nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Man hatte ihm gesagt, dass die Zeremonien des Zirkels prächtige Anlässe seien. Sein Onkel Beauvrai hatte sich liebevoll über die ausgefeilten Zufriedenstellungen eines jeden Verlangens sowie übel die Gelegenheit zur Machtanhäufung durch diese Praktiken ausgelassen. Doch nun befand er sich in einem kalten Steingewölbe unter der Erde, schleppte le Marquis de Montalia umher und buckelte und dienerte vor Saint Sebastien, als ob dieser ein König oder Erzengel sei und er selbst der geringste Bauer in Frankreich. Und schlimmer noch, die Feuchtigkeit hatte ihm seinen Satinmantel und seine feinen weißen Seidenstrümpfe verdorben. Er wünschte sich, er hätte daran gedacht, seine Reitstiefel anzubehalten.
Mit einem letzten Schnaufen hoben de les Radeux und Achille Cressie Robert de Montalia auf den Altar und machten sich daran, ihm die Kleider herunterzuzerren, eine Aufgabe, die sich überraschend schwierig gestaltete.
Saint Sebastien benötigte etwa zehn Minuten zum Rezitieren der erforderlichen Beschwörungen, derweil er die fünfzehn Fackeln an den Wänden entzündete. Die Helligkeit nahm zu, aber die flackernden Flammen machten diese Helligkeit unruhig, zu einer tanzenden, unregelmäßigen Beleuchtung, die den grotesken Wandmalereien ein unheimliches Leben verlieh.
Ein Klopfen an der Tür richtete Saint Sebastiens Aufmerksamkeit wieder auf die anstehende Aufgabe. Er rief die Parole und wartete auf Antwort. Die richtigen Worte erklangen, und er ging zur Tür und öffnete sie.
Vor ihm stand Jueneport mit Madelaine auf den Armen. »Wohin mit ihr?«
Saint Sebastien musterte die schlaffe Gestalt. »Ich denke, wir müssen sie dort platzieren, wo sie sehen kann, was wir mit ihrem Vater machen. Vielleicht dort.« Er zeigte auf das umgekehrte Kruzifix über dem Altar.
»Das kommt mir nicht sicher vor«, sagte Jueneport langsam. »Sie ist stark genug, um es aus der Wand zu ziehen.«
»Ich verstehe, was Ihr meint.« Saint Sebastien dachte kurz nach. »Wir können sie dort festbinden. Dann kann sie sehen, was mit ihrem Vater geschieht, und wir können sehen, wie sie reagiert. Eine ausgezeichnete Kombination.« Er hatte auf den Schirm gezeigt, der früher einen Teil der Sakristei abgetrennt hatte, als die Kapelle noch von den Mönchen benutzt worden war, und nicht von den Zirkeln, die sie sich zu Eigen gemacht hatten.
»Der ist stark«, stimmte Jueneport ihm zu. »Nun gut. Ich stelle mir vor, dass auch Stricke zur Hand sind?«
»Hinter dem Altar. Nehmt Euch, was Ihr braucht.« Jueneport nickte und begab sich zum Altar, wo de les Radeux und Achille Cressie gerade Robert de Montalia festbanden. Achille arbeitete langsam und hielt ab und zu inne, um mit den Händen über den nackten Leib zu fahren. Ein hässliches Leuchten lag in seinem Blick, als er sagte: »Wir könnten sein Organ ebenfalls festbinden. Auf diese Weise würden sich seine Pein und unser Vergnügen noch verdoppeln.«
De les Radeux warf ihm einen amüsiert angewiderten Blick zu. »Ist denn Eure Lust das Einzige, das Euch hierzu antreibt,
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