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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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liceat nobis tota perducere vita
    Aeternum hoc santus foredus amicitiae.
     
    Ist das nicht wunderschön? Das Versprechen der Liebe für die Ewigkeit und der Freundschaft.«
    Gervaise hatte nicht die geringste Vorstellung, wie er mit dieser Wendung der Ereignisse umgehen sollte. Seine eigene Bildung stand auf unsicheren Füßen, und alles Lateinische versetzte ihn gleichsam in Panik. Dass er nun in seiner eigenen Bibliothek stand und die Nichte seiner Frau ihm Dichtkunst zitierte, und das zudem auf Latein, ging über sein Fassungsvermögen. »Sehr hübsch«, sagte er, als er sich wieder zum Eingang wandte. Er wollte sich entschuldigen und entfleuchen.
    Aber sein Lakai Scirriano war zurückgekehrt und hatte einen weiteren Lakaien bei sich, der eine dunkelblaue Livree mit roten Säumen trug.
    »Ich habe eine Nachricht für Euch, Herr. Nur für Eure Ohren bestimmt.«
    »Ja, ja, natürlich«, stimmte Gervaise ihm eilig zu. Er war froh, Madelaine auf diese Weise zu entrinnen. Er verneigte sich knapp in ihre Richtung und sagte: »Lasst Euch durch mich nicht von Eurer Lektüre abhalten, Mademoiselle. Wenn Ihr wollt, ist die Bibliothek für die Dauer Eures Aufenthaltes die Eurige.« Als er die Tür erreichte, wandte er seine Aufmerksamkeit dem Lakaien zu.
    »Mein Gebieter entsendet Euch Grüße«, sagte der Lakai, und Madelaine, die nur halb zuhörte, dachte, dass Jueneports Name erwähnt wurde, aber sie war nicht sicher und wandte sich erneut Catullus zu. Sie dachte, dass die guten Schwestern von Sainte Ursule, die sie erzogen hatten, wohl schockiert wären, wenn sie denn wüssten, welch weltliche Verwendung sie für ihr Latein fand. Still las sie die Worte: »Da mi basia mille, deinde centum, dein millealtera, dein secunda centum, deinde usque altera mille, deinde centum ...« Tausend Küsse zu erhalten und noch hundert, bis sie nicht mehr gezählt werden konnten ... Sie schloss die Augen und dachte an Saint-Germains Berührung und an seine Küsse.
    Etliche Minuten später wurde sie durch die Stimme des Gervaise d'Argenlac aus ihrer Versenkung gerissen, der nach seiner Kutsche rief, und von der emsigen Tätigkeit, die sein Befehl hervorrief. Sie bemerkte, wie kalt es in der Bibliothek war, und erkannte mit einem gewissen Schuldgefühl, dass sie ihre Tante viel länger allein gelassen hatte, als es ihre Absicht gewesen war.
    Mit einem Seufzer schloss sie den Catullus-Band und verließ das Zimmer.
     
     
    Ein Brief des Zauberers Beverly Sattin an Prinz Ragoczy, in englischer Sprache geschrieben, datiert auf den 17. Oktober 1743:
    Seiner Hoheit Franz Josef Ragoczy,   Prinz von  Transsilvanien, entbietet B. Sattin seine dringlichsten Grüße.
    Das Ei und das Nest des Schwarzen Phönix sind verschwunden. Himmelblau ist niedergeschlagen worden und steht am Rande des Todes. Oulen ist mit dem erwähnten Schatz verschwunden. Wir haben gesucht, aber es gibt keine Spur von ihm.
    Ich bete, dass Eure Hoheit der Gilde in dieser Fährnis zur Seite steht. Falls es Euch möglich ist, kommet, sobald es Eurer Hoheit genehm ist, an jenen Ort, wo wir zuvor zusammentrafen.
    Der Eurige, etc. in aller Hast,
         B. Sattin
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

2
     
     
    Nun?«, fragte Saint-Germain ohne große Vorrede, als er den Schankraum der Schänke ›Zum Roten Wolf‹ betrat. Die schwachen Strahlen der untergehenden Sonne auf dem jahrealten Dreck, der die Fenster verklebte, erzeugten einen düster-rötlichen Schimmer, der den Raum dunkler und finsterer erschienen ließ, als er auf den ersten Blick gewirkt hatte. Speisereste und säuerlich riechende Weinpfützen bedeckten den Boden.
    Beverly Sattin war der einzige Benutzer des Schankraums und stand sofort auf, als Saint-Germain hereinkam. »Eure Hoheit« – er verneigte sich tief – »Eure Hoheit müssen mir eine so unziemliche Aufforderung verzeihen ...«, setzte er auf Englisch an.
    Saint-Germain verwendete die gleiche Sprache. »Dann erspart mir die Artigkeiten.« Er zog sich den schwarzen Umhang herunter und enthüllte seine übliche Kleidung aus schwarzer Seide. »Ich habe nicht viel Zeit, und es gibt viele Fragen, die Ihr mir beantworten müsst. Ich kam, sobald ich Eure Nachricht erhielt, Sattin. Ihr werdet mir den Gefallen erweisen, Euch ebenso zügig zu verhalten.«
    Für einen Moment regte Sattin sich unruhig und wirkte so verlegen wie ein Schüler, der ein ihm unbekanntes Gedicht aufsagen soll. »Le Grâce ist verschwunden«, sagte 

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