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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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nahe dem Tode bringen. Dazu musst du mir ganz vertrauen können.«
    »Ich vertraue Ihnen.« Und das stimmte. Etwas in dem Krieger löste tief in Stark ein Echo aus. Es fühlte sich richtig an, ihm zu vertrauen.
    »Dies wird keinem von uns zur Freude gereichen, doch tut’s not. Freigeben muss der Leib, auf dass sich der Geist befreien und fliehen kann. Und nur durch Schmerz und Blut ist dies möglich. Bist du bereit?«
    Stark nickte. Die Hände gegen die heiße Oberfläche des Steins gepresst, atmete er tief den Duft der brennenden Nadeln ein.
    »Warte! Bevor Sie ihn anschneiden, sagen Sie ihm bitte was, was ihm hilft. Lassen Sie seine Seele nicht einfach wild in der Anderwelt herumirren. Sie sind ein Schamane, also schamanisieren Sie ihn ein bisschen«, verlangte Aphrodite.
    Seoras sah sie an und dann seine Königin. Stark konnte Sgiach nicht sehen, aber was immer zwischen den beiden vorging, ließ auf den Lippen des Wächters ein kaum sichtbares Lächeln entstehen, ehe er sich wieder Aphrodite zuwandte.
    »Ei nun, meine junge Königin. Dann sag’ ich deinem Freund Folgendes: Will eine Seele wahrhaft wissen, wie’s ist, gut zu sein, und damit mein’ ich gut in der reinsten, selbstlosesten Art, so ist dies genau dann, wenn unser rohes, niederes Ich sich dem Streben nach Liebe, Frieden und Harmonie beugt. Diese Unterwerfung ist eine mächtige Kraft.«
    »Mir ist das zu poetisch, aber Stark liest gern, der wird vielleicht eine Ahnung haben, wovon Sie reden.«
    »Aphrodite, tust du mir einen Gefallen?«, fragte Stark.
    »Vielleicht.«
    »Halt den Mund.« Er sah Seoras an. »Danke für den Ratschlag. Ich denke daran.«
    Seoras erwiderte seinen Blick. »Nun bist du auf dich allein gestellt, Bursche. Ich kann dich nicht einmal festhalten. Kannst du’s nicht ertragen, so wirst du’s ohnedies nicht durchs Tor schaffen. Am besten bringen wir’s hinter uns, eh’ du wähnst zu beginnen.«
    »Ich werd mich nicht bewegen«, sagte Stark.
    »Der Herzschlag des Seol ne Gigh wird dich in die Anderwelt führen. Den Rückweg, ach, ihn zu finden obliegt allein dir.«
    Stark nickte und spreizte die Finger, um so viel wie möglich von der Hitze des Marmors in seinen plötzlich fröstelnden Körper aufzunehmen.
    Seoras hob den Dolch und hieb so schnell zu, dass Stark seine Hand nur schemenhaft wahrnahm. Der Schmerz der ersten Wunde, die von Starks Hüfte bis ganz nach oben über die rechte Seite seines Brustkorbs verlief, war kaum mehr als eine heiße Linie über seine Haut.
    Die zweite Wunde war fast identisch, nur dass die Linie winziger roter Perlen über die linke Seite seiner Brust gezogen wurde.
    Und dann kam der Schmerz. Er schien sich glühend in ihn hineinzufressen. Sein Blut fühlte sich wie Lava an, die aus seinen Seiten quoll und sich in Pfützen auf dem Stein sammelte. Methodisch führte Seoras den rasiermesserscharfen Dolch über Starks beide Seiten, bis dessen Blut die Oberfläche des Steins bis zum Rand bedeckte, als wäre dieser das blutunterlaufene Weiße in den Augen eines Riesen. Kurz zögerte es dort, aber dann floss es über und lief an den Seiten hinunter, wie Tränen, deren Spuren sich durch die kunstvollen Verzierungen schlängelten und zu Boden in die hornförmigen Furchen fielen.
    Stark hatte noch nie solche Schmerzen erlebt.
    Nicht, als er gestorben war.
    Nicht, als er entstorben war und nur aus Durst und Gewalt bestanden hatte.
    Nicht, als er fast durch seinen eigenen Pfeil gestorben wäre.
    Der Schmerz, den der Wächter ihm zufügte, war mehr als nur physisch. Er fraß sich in seine Seele ebenso wie in seinen Körper. Die Agonie war eine unendliche Flut, eine Woge, vor der es kein Entkommen gab, die ihn überrollte und der er ganz ausgeliefert war.
    Automatisch kämpfte Stark dagegen an. Er wusste, dass er sich nicht bewegen durfte, dennoch rang er darum, bei Bewusstsein zu bleiben.
Wenn ich loslasse, sterbe ich.
    »Vertrau mir, Bursche. Lass los.«
    Wieder und wieder beugte sich Seoras über ihn, um weitere Schnitte in seine Haut zu brennen, aber seine Stimme war nur ein ferner, kaum hörbarer Anker.
    »Vertrau mir …«
    Stark hatte seine Entscheidung getroffen. Alles, was er tun musste, war, sie konsequent zu verfolgen.
    »Ich vertraue Ihnen«, hörte er sich flüstern. Die Welt wurde grau, dann scharlachrot, dann schwarz. Alles, was Stark noch spürte, waren die Hitze des Schmerzes und das Fließen seines Blutes. Beides vermischte sich, und plötzlich war er nicht mehr in seinem Körper, sondern

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