House of Night 7. Verbrannt
sind.« Und ohne ein weiteres Wort setzte sich die Königin wieder auf ihren Thron, den Blick einzig und allein auf ihren Wächter gerichtet.
Aphrodite presste die Lippen aufeinander und folgte dem rothaarigen Riesen, dessen Tattoo, ein Band aus komplizierten Spiralen, aus winzigen saphirblauen Punkten, zu bestehen schien. Er führte sie zurück zu der breiten Treppe, und sie stiegen hinauf in einen Flur, an dessen Wänden juwelenbesetzte Schwerter prangten, die im Fackellicht glitzerten. Über eine schmalere, schlichte Treppe gelangten sie schließlich an eine gewölbte Tür. Der Krieger öffnete sie und bedeutete ihnen einzutreten.
»Würdest du bitte dafür sorgen, dass ich sofort benachrichtigt werde, wenn sich irgendwas an Stark verändert, egal was?«, bat ihn Aphrodite, bevor er die Tür schloss.
»Aye«, sagte der Krieger erstaunlich freundlich, dann ließ er sie allein.
Aphrodite drehte sich zu Darius um. »Findest du, dass mein Maul mich in Schwierigkeiten bringt?«
Er runzelte die Stirn. »Ja, natürlich.«
Sie sah ihn finster an. »Hey, das war kein Scherz.«
»Auch ich habe nicht gescherzt.«
»Warum? Weil ich ausspreche, was ich denke?«
»Nein, meine Schönheit, weil deine Worte in der Tat wie Dolche zustechen, und ein gezogener Dolch kann dem Träger oft Schwierigkeiten bereiten.«
Sie schnaubte und setzte sich auf das riesige Himmelbett. »Wenn ich rede wie mit Dolchen, warum zum Teufel magst du mich dann?«
Darius setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Hast du vergessen, dass der Wurfdolch meine bevorzugte Waffe ist?«
Trotz seines sanften Tons fühlte sich Aphrodite plötzlich sehr verletzlich. Sie sah ihn an. »Ehrlich. Ich bin ein Miststück. Du solltest mich nicht mögen. Die meisten anderen tun es nicht, glaub ich.«
»Diejenigen, die dich kennen – die dein wahres Ich kennen –, tun es. Und was ich für dich empfinde, geht weit über bloßes Mögen hinaus. Ich liebe dich, Aphrodite. Ich liebe deine Stärke, deinen Sinn für Humor, die Tatsache, wie tief du dich um deine Freunde sorgst. Und ich liebe das in dir, was zerbrochen war und gerade erst wieder zu heilen beginnt.«
Aphrodite musste die Tränen zurückhalten. »All das macht mich zu ’nem furchtbaren Miststück.«
»All das macht dich zu der, die du bist.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. »Und es verleiht dir die Kraft zu erkennen, wie du Stark helfen kannst.«
»Aber ich weiß nicht wie!«
»Du hast deine Gabe schon eingesetzt, um zu spüren, dass Zoey ihren Körper verlassen hat, ebenso wie Kalona. Kannst du nicht denselben Weg einschlagen, um Stark zu spüren?«
»Alles, was ich gesehen habe, war, ob ihre Seelen in ihren Körpern sind oder nicht. Dass Stark weg ist, wissen wir schon.«
»Dann solltest du ihn nicht berühren müssen wie die anderen.«
Aphrodite seufzte. »Denselben Weg, ja?«
»Ja.«
Sie packte seine Hand fester. »Glaubst du wirklich, dass ich das kann?«
»Ich glaube, dass es kaum etwas gibt, was du nicht könntest, wenn du es dir einmal in den Kopf gesetzt hast, meine Schönheit.«
Aphrodite nickte, drückte seine Hand noch einmal und ließ sie los. Dann zog sie die schwarzen Stilettostiefel aus und machte es sich auf dem Bett bequem, den Rücken gegen die Kissen gelehnt.
»Beschützt du mich, während ich weg bin?«, fragte sie ihren Krieger.
»Natürlich.«
Er stellte sich auf eine Weise neben das Bett, die Aphrodite plötzlich stark daran erinnerte, wie Seoras neben dem Thron seiner Königin gestanden hatte. Das Wissen, dass ihr Herz und ihr Leib bei Darius immer in Sicherheit sein würden, verlieh ihr Kraft. Sie schloss die Augen und entspannte sich. Dann holte sie dreimal tief Luft, um sich zu reinigen, und richtete ihre Gedanken auf ihre Göttin.
Nyx, ich bin’s, Aphrodite. Deine Prophetin.
Fast hätte sie hinzugefügt ›so bezeichnen mich jedenfalls alle‹, aber sie hielt sich gerade noch zurück. Mit einem weiteren tiefen Atemzug fuhr sie fort:
Ich brauche deine Hilfe. Du weißt ja schon, dass ich nicht so sicher bin, wie dieser Prophetinnenkram funktioniert, also wird es dich nicht überraschen zu hören, dass ich keine Ahnung habe, wie ich deine Gabe einsetzen soll, um Stark zu helfen – aber er braucht meine Hilfe. Ich meine, der Kerl wird in der einen Welt systematisch aufgeschlitzt und muss in der anderen Zoey beistehen, wobei er sich an nichts orientieren kann außer einem komischen Gedicht und dem wilden Gefasel eines alten Knackers.
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