House of Night 7. Verbrannt
um mich von Starks Blut und dem Verlangen, das davon ausging, beeinträchtigen zu lassen.
Ich hob die Hand. »Wasser, komm zu mir.« Als die milde Feuchtigkeit des Elements mich umgab, machte ich eine Geste über Starks Körper. »Wasch das von ihm ab.« Das Element tat wie gebeten und regnete sanft auf ihn herab. Ich sah zu, wie es das Blut von seiner Brust wusch und über den Stein rinnen ließ, verfolgte seinen Weg über das kunstvolle Muster, das zu allen Seiten darin eingehauen war, bis hinunter in die beiden Furchen, die neben den Seiten des Blocks in den Boden eingelassen waren.
Hörner
, erkannte ich.
Sieht aus wie riesengroße Hörner.
Seltsamerweise wurden die Furchen, auch als das Blut ganz abgewaschen war, nicht weiß wie der Rest des Bodens. Sie schimmerten in einem wunderschönen, mystischen Schwarz, das mich an den Nachthimmel erinnerte.
Aber ich nahm mir nicht die Zeit, über die Magie zu staunen, die hier verborgen war. Ich wandte mich wieder Stark zu. Sein Körper war nun rein. Die Wunden bluteten nicht mehr, waren aber noch frisch und rot. Und dann erkannte ich, was ich sah, und sog tief die Luft ein. Die Schnitte auf beiden Seiten von Starks Brust setzten sich zu Pfeilen zusammen, samt der Federn und der langen dreieckigen Spitzen. Sie waren die perfekten Gegenstücke zu dem zerbrochenen Pfeil über seinem Herzen.
Ich legte die Hand auf diese Narbe, die davon zeugte, wie er mir das Leben gerettet hatte – dem ersten Mal, da er mir das Leben gerettet hatte. Erstaunt sah ich, dass ich noch immer den goldenen Faden in der Hand hielt. Sachte hob ich Starks Handgelenk an und wickelte ihn darum. Plötzlich verhärtete sich das seidene Band, drehte und schloss sich, bis es ganz ähnlich aussah wie der Armreif des alten Wächters, nur dass auf dem von Stark drei Pfeile eingraviert waren – einer davon zerbrochen.
»Danke, Göttin«, flüsterte ich. »Danke für alles.«
Dann legte ich Stark wieder die Hand aufs Herz und beugte mich hinab. Bevor ich meine Lippen auf seine presste, sagte ich: »Komm zurück zu deiner Königin, Wächter. Es ist vorbei.« Und ich küsste ihn.
Während seine Augenlider flatterten und sich öffneten, hörte ich tief in mir Nyx’ melodisches Lachen und ihre Stimme, die sagte:
Nein, Tochter, es ist nicht vorbei. Es fängt gerade erst an …
Lies schon jetzt die ersten drei Kapitel vom 8. Band
HOUSE OF NIGHT
GEWECKT
Roman
ab November 2011 im Buchhandel
Neferet
E in unangenehmes Gefühl der Gereiztheit weckte Neferet. Noch ehe sie das gestaltlose Reich zwischen Traum und Wachen ganz verließ, streckte sie die langen, eleganten Finger aus und tastete nach Kalona. Der Arm, den sie zu fassen bekam, war muskulös, die Haut unter ihren Fingerspitzen zart, straff und appetitlich. Schon auf ihre federleichte Berührung hin rührte er sich und wandte sich ihr zu.
»Meine Göttin?« In seiner Stimme lagen Schläfrigkeit und der erste Keim neuen Verlangens.
Sie war wütend auf ihn.
Sie war wütend auf sie alle, weil sie nicht
er
waren.
»Verschwinde … Kronos.« Sie musste erst in ihrem Gedächtnis nach seinem lächerlichen, viel zu ehrgeizigen Namen suchen.
»Habe ich etwas getan, um Euch zu verärgern, Göttin?«
Neferet schielte zu ihm hinüber. Der junge Sohn des Erebos lag neben ihr auf dem Bett und sah sie mit offenem, willigem Gesichtsausdruck an. Seine aquamarinfarbenen Augen waren im Dämmerschein ihres kerzenerleuchteten Schlafzimmers nicht weniger eindrucksvoll als einige Stunden zuvor beim Training draußen auf dem Burghof. Dort hatte er ihr Verlangen geweckt, und auf ihren einladenden Blick hin war er bereitwillig mit ihr gekommen und hatte enthusiastisch, wenn auch vergeblich, zu beweisen versucht, dass seine Göttlichkeit sich nicht nur auf seinen Namen erstreckte.
Das Problem war: Neferet hatte schon in den Armen eines Halbgottes gelegen. Sie wusste nur zu genau, welch ein Blender dieser Kronos war.
Gelangweilt erwiderte sie seinen Blick. »Ja, atmen.«
»Atmen, meine Göttin?« Verwirrt runzelte er die Stirn, auf der ein Tattoo prangte, das eigentlich Streitkolben und Morgensterne darstellen sollte, sie aber eher an ein kitschiges Feuerwerk zum 4. Juli erinnerte.
»Du hast gefragt, womit du mich verärgert hast, und ich habe geantwortet: indem du geatmet hast. Und zwar viel zu nahe bei mir.
Das
hat mich verärgert. Es ist an der Zeit, dass du aus meinem Bett verschwindest.« Sie seufzte und winkte nachlässig mit der Hand. »Geh schon,
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