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Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers

Titel: Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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daß du sie als erstes rennen läßt, bis sie halbtot umfällt.«
    Dann wandte er sich ab und ging davon.

Kapitel elf
Bürgerversammlung
    Der tödlichste Feind der Nationen ist nicht der ausländische Feind, sondern der, der innerhalb der eigenen Grenzen weilt. Die Zivilisation muß ständig vor diesen inneren Feinden gerettet werden. Die glücklichste aller Nationen ist die, in der der Bürgersinn diese Rettung Tag für Tag vollbringt - durch Taten, die nicht an die große Glocke gehängt werden, durch vernünftiges Sprechen, Schreiben und Wählen, durch schnelles Ersticken der Korruption, durch gutes Einvernehmen zwischen Parteien und dadurch, daß die Bürger aufrechte Männer erkennen, wenn sie sie sehen, und sie als Führer Fanatikern und Maulhelden vorziehen.
    William Jones
    Ahira lachte boshaft. »Wär's dir jetzt nicht auch lieber, du hättest Chton nicht befreit? Lieber so durchrutschen lassen?«
    »Nein.« Karl schürzte die Lippen. »Bloß, weil er schmutzige Füße hat, wie jeder andere auch?« Ich eingeschlossen.
    Er biß in sein Sandwich, lehnte aber einen Schluck aus einem Weinschlauch, den ihm einer anbot, dankend ab.
    Bürgerversammlungen waren nur zur Hälfte eine politische Angelegenheit; sie waren auch ein großes Fest für das ganze Tal. Da alle sich wenigstens den Nachmittag freinahmen, hätte es sicher mehr Versammlungen gegeben, wenn nicht ein Viertel aller Stimmen nötig gewesen wären, um sie zu beantragen.
    Hinter dem Rednerpult und einer brusthohen Wahlurne drehten sich sechs Schafe langsam am Spieß. Freiwillige drehten oder bepinselten das Fleisch mit Wein und Öl, schnitten Scheiben ab, die sie in frisch gebackenes Fladenbrot wickelten und diese Sandwiches verteilten.
    Jemand hatte auch schon Whiskey und Bier angezapft. Mit Genugtuung sah Karl, daß keiner der Ingenieure oder Krieger bei dem Haufen war, der sich schon früh die Becher mit dem hinterlistigen Feuerwasser füllte.
    Gut. Sollten die Anhänger sich ruhig besaufen. Jeder, der hinüber war, konnte nicht mehr abstimmen.
    Wie die meisten demokratischen Einrichtungen waren auch die Bürgerversammlungen ein Zoo. Man konnte vieles für die Demokratie anführen, aber Ordnung bestimmt nicht. Mit Ausnahme der abwesenden Krieger und einiger Farmer waren alle Stimmberechtigten und die meisten der anderen Bürger gekommen.
    Die Bürgerversammlung war gesetzlich klar geregelt: Keiner wurde zur Anwesenheit gezwungen. Es war wichtig, daß auch nicht stimmberechtigte Bürger Demokratie erlebten. Hatte jemand erst einmal Geschmack daran gefunden, sein Schicksal selbst zu bestimmen, erschien ihm die Arbeit als kleiner Pächter nicht so erstrebenswert. Auf der Anderen Seite war ja die Idee gewesen, daß jemand für seine Arbeitskraft ein Dach über dem Kopf und einen Teil der Ernte bekam. Allerdings hatte das oft zu einer Art Versklavung durch Schulden geführt.
    Für eine gewisse Zeit konnte das verhindert werden, indem man sicherstellte, daß es mehr gute Felder als Hände zum Bestellen gab. Die Grundbesitzer mußten dann den Arbeitern Angebote machen, nicht die Arbeiter sich gegenseitig unterbieten.
    »Müßte eigentlich glattgehen«, sagte Ahira. »Bei einer Stimme dürfte es aber Stunk geben.«
    »Wieso?«
    »Siehst du den Jungen da drüben beim Grill?«
    Karl folgte Ahiras ausgestrecktem Finger. Da stand ein Junge, etwa zwölf, dreckig und in Lumpen. Er verschlang heißhungrig ein Sandwich nach dem anderen.
    »Neu angekommen? Was, zum Teufel, ist mit der Versorgung los?«
    »Kein Neuer. Er ist ein Wähler, ob du's glaubst oder nicht. Er ist schon ein Vierteljahr hier. Aveneer hat ihn mitgebracht. Hmmm, Peters? Nein, Petros - ja Petros heißt er. Ein stures Kind. Er wollte nicht für einen Farmer arbeiten. Er hat Stanish altes, rostiges Werkzeug abgeschwatzt und dann ein Stück Land urbar gemacht, oben über dem Territorium der Ingenieure, gerade noch innerhalb der Schutzvorrichtungen. Ich habe keine Ahnung, wovon er lebt oder wie er die Bäume ohne Holzmesser roden konnte. Er behauptet, er habe Saatgut von der Straße aufgesammelt. Wahrscheinlich hat er ein paar Pfund geklaut - aber beweise ihm das mal!«
    »Was soll's!« Der Diebstahl von etwas Saatgut störte Karl nicht sehr. Aber daß ein zwölfjähriges Kind wie das Opfer einer Hungerkatastrophe aussah, mißfiel ihm. »Bearbeitet er ein richtiges Feld ganz allein?«
    »Ja, allerdings sieht das Feld selten armselig aus. Pro Quadratmeter kaum eine Maisstaude, der Rest Unkraut. Er

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