Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
Vom Netzwerk:
auch bei Ihren Geschäften.«
    Schneider nickte und nahm die Zeitung hervor. Es hätte nicht besser laufen können. Sein Plan stand fest. Er würde es schon hinbekommen.
    Sein Nachbar nahm ebenfalls seine Lektüre zur Hand. Jetzt erst erkannte Richard den Buchtitel. Ein Roman von Jules Verne: »Die Reise zum Mittelpunkt der Erde«. Er musste innerlich über diesen jungen Fantasten schmunzeln. Eigentlich mochte er ihn. Schade, dass er ihn würde umbringen müssen.

XXII
    Raphaela winkte ein Taxi herbei. Als es vor ihren Füßen hielt, öffnete der Fahrer den Kofferraum und warf die beiden Taschen hinein. Sie sagte etwas in perfektem Italienisch zu ihm, dann stiegen sie ein und befanden sich auf dem Weg zum Vatikan.
    Huber hatte Raphaelas ausführliche Geschichten über die Lanze mit großem Interesse verfolgt. Er musste sich eingestehen, dass Falkner ausnahmsweise recht gehabt hatte. Ohne ihr Wissen hätte er sich mit Sicherheit hoffnungslos verrannt. Was die Aufklärung der Morde betraf, schien der Nebel noch nicht aufklaren zu wollen.
    Die berühmtesten Altertümer Roms huschten an ihnen vorbei, doch Hubers Gedanken waren bei dem Fall. »Wo sollen wir denn deiner Meinung nach mit den Ermittlungen anfangen? Nach dem, was du erzählt hast, gibt es ja unglaublich viele mögliche Täter. Viel zu viele, wenn du mich fragst.«
    Raphaela sah ihn an. Er wirkte hilflos, und das machte ihn sympathisch. »Wie gesagt, es könnten Neonazis sein, die die Lanze in der Wewelsburg als magisches Objekt benutzen wollen. Es kursierte da mal ein Gerücht von einem ominösen Schwur. Es ging darum, dass sich alle SS-Leute die Fingerkuppe mit der Lanzenspitze aufritzen oder so ähnlich. Wie Blutsbrüderschaft oder Teil eines magischen Rituals.«
    Huber verzog das Gesicht. Ihm wurde erneut klar, wie sehr er diesen esoterisch-okkulten Kram hasste. »Ich hoffe eher, dass die Ermittlungen im Umfeld von diesem Bukowski etwas bringen. Die deutschen Behörden sind schon dran. Falkner wollte nicht warten, bis wir aus Rom zurück sind. Es wäre allerdings möglich, dass wir auch noch mal hin müssen. Bei der Gelegenheit könnten wir uns auch in dieser Wewelsburg bei Paderborn umschauen.«
    Sie nickte und sah aus dem Fenster. »Es könnten auch religiöse Motive eine Rolle spielen. Du weißt doch: Wer die ›Heilige Lanze‹ besitzt, hat die Macht. Der wähnt sich Gott näher. Es gibt eine Menge Gemeinschaften, die ein Motiv hätten: religiöse Splittergruppen, christliche Sekten, Geheimorden und so weiter. Vergiss nicht, der Heilige Gral wird seit Jahrhunderten von Logen und Geheimbünden wie den Templern gesucht. Du glaubst gar nicht, wie viel sich da im Verborgenen tut.«
    »Müsste nicht der Papst über all diese Dinge Bescheid wissen. Ich meine, wenn es einen kompetenten Kirchenvertreter gibt, der sich mit Reliquien auskennt, dann doch wohl er, oder nicht?« Raphaela schwieg, und so fuhr Huber fort. »Na ja, der Papst ist auch nur ein Mensch«, sagte er und eine gewisse Verachtung schwang in seiner Stimme mit. Raphaela sah ihn mit finsterer Miene an.
    »Ich meine ja nur. Die katholische Kirche hat ja im Dritten Reich einen ordentlichen Knick in ihrer, nun wie soll ich sagen, Beliebtheitskurve, hinnehmen müssen. Und vor allem danach: Der Vatikan, genauer gesagt Papst Pius XII., hat schließlich nach Ansicht mancher Historiker während der Nazidiktatur viel zu wenig zur Beendigung des Holocausts beigetragen.« Raphaela sah ihn düster an. Darum fügte er hinzu. »Du hast doch Geschichte studiert. Pius XII. hatte den Beinamen: ›Der Papst, der geschwiegen hat.‹«
    »Mich wundert allerdings, dass du davon weißt.«
    »Ach, du willst sagen, dass so ein einfacher Bulle wie ich keine Ahnung von derartigen Themen haben kann?« Huber reagierte eigenartig gereizt. »Du wirst lachen, mich als einfachen Bullen hat das schon immer brennend interessiert: der Holocaust, das Verbrechen der Nazis und so weiter. Außerdem habe ich darüber bei meiner Matura schreiben müssen: ›Die Rolle des Vatikans im Dritten Reich.‹ Ich habe mich monatelang dadurch gekämpft, unzählige Bücher gelesen und schließlich eine Eins kassiert. Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum ich darüber halbwegs Bescheid weiß …«
    Raphaela unterbrach ihn: »Und mit so einer Matura bist du zur Polizei gegangen?«
    »Ich hatte ja nur in diesem Fach eine Eins. Außerdem wollte mein Vater unbedingt, dass ich was Ordentliches mache, und dazu zählte, seiner Meinung nach, ein Job

Weitere Kostenlose Bücher