Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
Vom Netzwerk:
Werke beherrscht.“
    Sie legte die Bücher, die sie getragen hatte, vor Emily und Miki hin.
    Adèle Foucault: Die Schriften der Bücher Arcanastras stand auf dem Deckel.
    „ Sie haben das geschrieben?“, fragte Emily beeindruckt. Sie öffnete das Buch und blätterte durch die Seiten. Unzählige verschiedene Schriften waren dort zu finden. Einige davon sahen so ungewohnt aus, dass Emily keinen einzigen Buchstaben erkannte.
    „Oh ja, das habe ich“, bestätigte die Oberste Bibliothekarin. „Es hat mich Jahre gekostet, es zu vollenden.“ Sie blätterte in Emilys und Mikis Buch zu einer bestimmten Stelle. „Diese Schrift hier ist diejenige, die am häufigsten vorkommt. Bestimmt habt ihr sie bereits in einigen der Bücher gesehen. Deshalb sollt ihr sie als erstes erlernen. Versucht zum Anfang erst einmal, diese Schriftzeichen zu kopieren. Ich komme später wieder, um mir eure Arbeit anzusehen – ich muss unterdessen noch etwas erledigen.“
    Und damit schritt sie davon.
    Emily griff nach einem Stück Papier. Dann zog sie das Kästchen mit den Schreibutensilien zu sich her. Sie setzte eine Federspitze in den hölzernen Griff ein, schraubte das Tintenfässchen auf und tauchte sie hinein. Anschließend malte sie das erste verschnörkelte Schriftzeichen auf ihr Blatt. Allerdings glich es dem Original nicht sehr stark.
    „Schwierig“, murmelte sie und schaute auf. Miki nickte. Sein Schriftzeichen sah für Emily allerdings nahezu vollkommen aus. Seufzend versuchte sie es weiter. Sie war froh, dass sie mit ihrem Vater so oft geübt hatte – wenigstens hatte sie keine Mühe, mit der altmodischen Schreibfeder zu arbeiten.
    „Nun ja… das wird sicher noch besser“, sagte Madame Foucault nach einem Blick auf Emilys Papier, als sie ein wenig später zurück kam. Sie schenkte ihr ein seltenes Lächeln. „Es wird ohnehin noch eine ganze Weile dauern, bis ihr Bücher ausbessern dürft.“
    „Mikis Schrift ist aber schon fast perfekt“, meinte Emily.
    Madame Foucault nickte. „Du hast Recht, aber davon hängt es nicht ab. Das Restaurieren hier unterscheidet sich etwas von dem, welches du gewohnt bist. Nun, wie auch immer. Ihr könnt jetzt in den Wald der Silberbuchen gehen. Signor Montague wird euch auf der Lichtung erwarten.“
    Miki wusste, wo sich die Lichtung befand. Allerdings war Signor Montague noch nicht dort, und auch sonst schien sich kaum jemand im Wald aufzuhalten. Nur einmal kamen drei Mädchen vorüber, die sich sehr ähnlich sahen. Einzig durch die Augenfarbe waren sie zu unterscheiden: Eines hatte braune, eines blaue und eines grüne Augen. Sie suchten silberne Blätter, die von den Bäumen gefallen waren, und legten sie in geflochtene Körbe.
    Dann tauchte ein Mann mit schneeweißen Haaren auf. Er hatte eine erloschene Pfeife im Mundwinkel, trug eine altmodische Weste, und vor seinem linken Auge klemmte ein Monokel.
    „Guten Tag“, begrüßte er sie freundlich. „Ihr seid also die neuen Buchbinder.“
    Emily und Miki nickten.
    „Ich bin Signor Montague und für die Silberbuchen verantwortlich“, sagte der Hüter. Liebevoll strich er über einen der Baumstämme. „Ohne sie gäbe es die Bücher Arcanastras nicht, und wir könnten sie auch nicht restaurieren. Nun, beginnen wir doch mit einem kleinen Rundgang.“
    Signor Montague führte sie ein Stück weit durch den Wald und dann zu einem Trakt eines Gebäudes, der aussah wie ein Gewächshaus, denn das Dach und eine Seitenwand waren ganz aus Glas. In langen Reihen standen dort Töpfe mit jungen Silberbuchen, die erst einige Zentimeter groß waren. Ein besonders zartes Flüstern und Rauschen ging durch ihre Blätter, die im Licht silbern glänzten und schillerten, und als Emily bei einer Pflanze stehen blieb, tastete sie mit ihren Zweigen sanft über ihren Arm, als würde sie das Mädchen willkommen heißen.
    Etwas weiter hinten standen größere Silberbuchen, und auch die Presse befand sich dort. Sie glich den Geräten im Skriptorium, doch sie war viel kleiner.
    „Aus dem Saft der Blätter kann eine spezielle Tinte hergestellt werden“, erklärte Signor Montague. „Sie werden hier gepresst und die Flüssigkeit dann in Gläschen abgefüllt.“
    Dann führte er sie noch weiter nach hinten. Die Silberbuchen dort überragten Emily bereits, und Signor Montague erzählte, dass sie bald in den Wald gepflanzt werden würden. Dann bat er sie, ebenfalls durch den Wald zu gehen und die heruntergefallenen Blätter einzusammeln. Zu diesem Zweck bekamen sie

Weitere Kostenlose Bücher