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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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geflochtene Körbe.
    „Wollen wir zusammen suchen?“, fragte Miki, als Emily sich ihren Korb holte.
    „Oh, sicher“, sagte sie erfreut, und sie verließen gemeinsam das Gewächshaus.
    Zum ersten Mal betrachtete Emily den Wald in aller Ruhe. Das ununterbrochene Murmeln in den hohen Baumkronen faszinierte sie, und sie bewunderte die silbernen Blätter, die im Sonnenlicht leuchteten wie Diamanten. In diesem Wald unter der metallenen Kuppel überkam Emily eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit. Abwesend sammelte sie heruntergefallene Blätter in ihren Korb. Sie fühlten sich ungewohnt an, kühl und glatt – als wären sie mit einer hauchdünnen Metallschicht überzogen.
    „Woher kommst du?“, fragte Miki nach einer Weile.
    „Von…“, begann Emily, doch dann verstummte sie. Die Anweisung ihrer Mutter war ihr eingefallen.
    „Aus der Mondstadt“, sagte sie rasch.
    „Ach, wirklich? Ich habe in einer Stadt im ewigen Eis gewohnt“, antwortete Miki, während er mit dem Fuß einige Blätter auf dem Boden zusammenwischte. „Wenn du von Sieben-Drachen-Stadt aus mit dem Luftschiff etwa eine Woche lang nach Norden reist, kommst du dorthin.“
    „Aha“, sagte Emily beeindruckt. Mühsam schleppte sie ihren Korb vorwärts und wäre fast über eine Wurzel gestolpert.
    „Soll ich dir tragen helfen?“, bot Miki an.
    „Ja, das wäre nett“, erwiderte Emily dankbar, denn ihr Korb war mittlerweile ziemlich voll. Sie bewunderte Mikis Kraft. Immerhin war er mindestens zwei Zentimeter kleiner als sie. Oder, sie kniff abschätzend die Augen zusammen, sogar eher drei Zenti…
    „Wieso starrst du mich so an?“, fragte Miki verunsichert.
    „Oh“, murmelte Emily. „Deine… ähm… deine Haare sind etwas verstrubbelt.“
    Miki fuhr sich mit beiden Händen über den Kopf.
    „Besser?“, fragte er.
    „Mhm“, nickte Emily.
    Die beiden Kinder erkundeten große Teile des Waldes, während sie weitere Blätter vom Boden aufsammelten. Die Zeit verging rasch. Bald stand die Sonne hoch am Himmel, und ihre Körbe waren übervoll mit Blättern. Schließlich kehrten sie zum Gewächshaus zurück. Auch die drei Mädchen waren bereits dort. Signor Montague war mit ihrer Ausbeute zufrieden. Er schüttete die Blätter in die Presse. Es spuckte, zischte und ratterte… und dann begann aus einem dünnen Metallrohr eine silberne Flüssigkeit zu tröpfeln, die in einem Glaskolben aufgefangen wurde.
    „Tinte, Tinte, Tinte“, jubelte Signor Montague glücklich.
     
    Der Alltag in Arcanastra war für Emily nun sehr anstrengend. Ihre Zeit war ausgefüllt mit der Pflege der Silberbuchen und dem Üben schwieriger Schriften. Zudem war sie häufig in der Bibliothek und las dort in den Büchern, aus denen sie viele interessante Dinge erfuhr: Über all die fantastischen Wesen, die es hier gab, über mächtige Heilpflanzen, und immer wieder über faszinierende Mechaniken.
    Madame Foucault hörte das gern.
    „Ein Hüter sollte so viel wie möglich wissen“, erklärte sie. „Damit er sein Wissen zum Wohl aller Menschen einsetzen kann.“
    Natürlich hatte Emily auch immer wieder in Büchern mit Sternen gelesen und gehofft, eine Gabe zu bekommen… doch leider hatte es nicht geklappt. Obwohl sie stundenlang in ihnen geblättert hatte, war rein gar nichts passiert. Offensichtlich waren die Bücher sehr eigensinnig – sie schenkten einem Menschen nur dann eine Gabe, wenn sie es wollten.
    Einige Tage später kam Madame Foucault zu Emily und Miki und teilte ihnen mit:
    „In Auditorium XXV findet gleich eine Versammlung statt, an der ihr teilnehmen sollt. Ihr könnt euch schon einmal auf den Weg dahin machen.“
    Emily und Miki fanden das richtige Auditorium ohne Mühe, denn viele Hüter strömten dorthin. Die meisten davon waren Kinder, einige aber auch ältere Hüter. Irgendwann verlor Emily Miki aus den Augen, dafür entdeckte sie Finn und Emma. Sie kämpfte sich zu ihnen durch.
    „Wisst ihr, worum es in der Versammlung geht?“, fragte sie.
    „Solltest du dir eigentlich vorstellen können“, antwortete Finn. „Du warst doch dabei, als dieses Mädchen beinahe ins Moor entführt worden wäre.“
    „Ach so“, murmelte Emily.
    „Wie? Ins Moor entführt?“, fragte Emma. „Davon habt ihr mir aber nichts gesagt.“
    Sie betraten das Auditorium. Auf den ersten Blick erinnerte der Raum Emily an ein Theater. Er war halbrund, und Emporen liefen in vier Reihen übereinander an den Wänden entlang. Unten stand ein Rednerpult. Emily, Emma und Finn waren in der

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