Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Kopf. »Indem wir ihn unbrauchbar machen, zwingen wir sie, einen zweiten zu errichten, und das kostet sie weitere Kraft. Wir müssen jeden Vorteil nutzen.«
»Darf ich darauf hinweisen, dass wir zwei gegen einen sind?«
»Nein, wir sind zwei gegen fünf. Wenn sie angegriffen wird, ruft sie die anderen, und die reagieren schneller, als du es dir vorstellen kannst.«
Er berührte wieder meinen Rücken und führte mich zum Haus, womit er kleine Wonneschauer auf meiner Haut auslöste. »Wie? Sie sind doch in menschlicher Gestalt und somit auch menschlichen Grenzen unterworfen.«
»Wenn sie wollen, können sie sich ihrer menschlichen Gestalt entledigen. Das heißt allerdings, dass sie dann einen neuen Körper finden müssen.«
»Ist das so einfach?«
Er sah mich an, seine dunklen Augen gaben wenig preis. »Kein Mensch kann sich dagegen wehren.«
»In dem Fall braucht man also kein freiwilliges Opfer, das das Böse akzeptiert? Sie können sich einfach nehmen, wen sie wollen?«
»Es gibt einen Unterschied zwischen dem Ernähren, um die Existenz aufrechtzuerhalten, und der Übernahme eines Körpers. Im ersten Fall muss derjenige dazu bereit sein, im zweiten Fall nicht.«
»Ist ein Nichtmensch in der Lage, sich ihnen zu widersetzen ?«
»Nicht, wenn es um die gewaltsame Übernahme eines Körpers geht.«
Ich zitterte. Auf diese Frage hatte ich eigentlich gar keine Antwort haben wollen. Nicht, wenn ich den Mistkerlen wahrscheinlich eher früher als später gegenüberstehen würde.
Ich öffnete das Tor und lief die Stufen zum Eingang hinauf. Natürlich war die Haustür verschlossen, und eine kurze Durchsuchung der Topfpflanzen förderte leider keinen Schlüssel zutage. »Du warst nicht zufällig in deinen finsteren Zeiten ein Fassadenkletterer, oder?«
»Ich bin ein Vampir. Du erinnerst dich?«
»Ach, ja.« Türschwellen und all das. »Na, gut.«
Ich trat heftig gegen den Punkt direkt über dem Schloss, und die Tür sprang auf. Quinn hob die Brauen. »Das ist ein hübscher kleiner Trick.«
»Das ist der Vorteil einer Wohnung, bei der die Schlösser nicht funktionieren und die Vermieterin sich weigert, sie auszutauschen. Es ist dieselbe Art von Schloss.« Ich öffnete das Salz und eine der Flaschen und hielt beides bereit. Dabei kam ich mir ziemlich albern vor.
Ich meine, Wasser und Salz gehörten bislang nicht gerade zu den Waffen, die ich unbedingt schätzte. Wenn es um unkonventionelle Waffen ging, zog ich allemal Pumps mit Holzabsätzen vor.
Ich starrte in die dunkle Eingangshalle, dann wieder zu Quinn. »Wonach suche ich?«
»Nach einem Keller oder einem Raum unterhalb der Erdoberfläche.«
»Wieso unterhalb der Erdoberfläche?«
»Die Erde wirkt auf diejenigen, die sensibel für Magie sind, wie eine Barriere.«
»Genauso, wie sie als Barriere bei Infrarot wirkt?«
Er nickte. »Die Tür wird vermutlich abgeschlossen sein. Pass auf, dass dort nicht irgendwelche Symbole eingeritzt oder aufgezeichnet sind, bevor du sie berührst.«
»Symbole sind schlecht?«
»Sie können sehr schlecht sein.« Er strich mit seinen warmen Fingern über meine Wange. »Sei vorsichtig.«
»Das bin ich.« Ich beugte mich vor und küsste ihn. Unsere Lippen berührten sich nur flüchtig, es war nur eine Andeutung von Lust, und dennoch brachte es meine Hormone zum Tanzen. Bevor ich der Versuchung, mehr zu wollen, nicht mehr widerstehen konnte, löste ich mich von ihm und trat über die Schwelle.
Die Stille im Haus legte sich wie eine Decke über mich und fühlte sich beinahe surreal an. Es war nicht schlicht die Stille eines leeren Hauses. Dazu war sie zu wachsam, zu angespannt .
Eine Gänsehaut lief über meinen Körper. Ich umfasste fester die Salzpackung und öffnete die telepathische Verbindung zwischen Quinn und mir.
Lust wirbelte durch meinen Kopf, ein Verlangen, das intensiver war als alle anderen Gefühle. Mann, Mann, Mann, sagte ich mit einem geistigen Grinsen. Ich glaube, den Vampir verlangt es nach mehr als nur nach Blut.
Ich stehe ganz in der Nähe einer äußerst erregten Zicke, stellte seine geistige Stimme trocken fest. Ist es da ein Wunder, dass ich ebenfalls ein bisschen geil werde?
Nun, die Zicke hat dir Erleichterung angeboten.
Nicht bei der Arbeit.
Ich gab einen dramatischen Seufzer von mir. Du bist so ein alter Mann.
Ich würde mich eher als vorsichtig bezeichnen. Du und ich können manchmal recht laut werden.
Ja, aber macht dir das denn keinen Spaß?
Nicht, wenn wir in das Haus eines
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