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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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wieder nach drinnen zu kommen, ehe ich in
Flammen aufgehe. Der Sonnenaufgang war ungefähr um 6:30, wenn er sich recht
erinnerte. Er würde nicht viel Zeit haben, aber er mußte wissen, ob es wieder
einen Mord gegeben hatte. Ob die Last der völlig irrationalen Schuld, die er
mit sich herumschleppte, weil er das Kind nicht finden und aufhalten konnte,
wieder schwerer geworden war.
    Die überregionale Zeitung hatte einen Automaten
genau vor dem Gebäude. Die Schlagzeile betraf eine Rede des kanadischen
Premierministers, die er gerade auf den Philippinen über Nord-Süd-Beziehungen
gehalten hatte.
    „Und ich wette, daß er mindestens bis Mitte Mai am
Süden arbeitet", sagte Henry, zog seinen Ledermantel enger um seinen Hals,
als ein kalter Wind um das Gebäude wehte, und wischte sich Tränen aus den
Augen.
    Der nächstgelegene Automat des Revolverblatts war einen
Block weiter auf der anderen Straßenseite. Es gab tatsächlich keinen Grund,
nach der anderen Lokalzeitung zu suchen, Henry setzte volles Vertrauen in die
Schlagzeile des Revolverblatts. Er wartete an der Ampel, während die beginnende
Flut des morgendlichen Stoßverkehrs eine fast solide Reihe aus Blech über die
Bloor Street legte, dann ging er hinüber und kramte nach Kleingeld.
    „LEAFS VERLIEREN HAUSHOCH."
    Tod der Endspielhoffnungen vielleicht, aber kein
Tod, der Henry Fitzroy kümmerte. Mit einem Gefühl abgrundtiefer Erleichterung
- ganz leicht mit etwas Ärger vermischt; die Leafs waren schließlich in der
schlechtesten Klasse der nationalen Hockey-Liga - klemmte er die Zeitung unter
den Arm, drehte sich um und bemerkte, daß die Sonne dabei war, über den
Horizont zu steigen.
    Er spürte, wie sie am Rand der Welt zitterte, und
es kostete ihn alle Kraft, nicht in Panik zu verfallen.
    Der Aufzug, die rote Ampel, die Schlagzeilen, all
das hatte ihn mehr Zeit gekostet, als er hatte. Wie er das hatte geschehen lassen
können, nachdem er mehr als 450 Jahre mit der Sonne um die Wette in Sicherheit
gelaufen war, war jetzt nicht wichtig. Das einzige, was jetzt zählte, war, in
die Zuflucht seiner Wohnung zurückzukehren. Er spürte die Hitze der Sonne am
Rand seines Bewußtseins, keine körperliche Präsenz, noch nicht, obwohl diese
und das Verbrennen bald genug kommen würden, aber ein Bewußtsein der Bedrohung,
dessen, wie nah er dem Tode war.
    Die Ampel, die er brauchte, war wieder rot, eine
kleine, spottende Sonne im Kasten. Sein rasendes Herz zählte die Sekunden, und
Henry sprang auf die Straße. Bremsen quietschten, und der Kotflügel eines wild
ausweichenden Lieferwagens streifte seinen Oberschenkel wie eine Liebkosung.
Er ignorierte den plötzlichen Schmerz und die Flüche des Fahrers, schlug mit
der flachen Hand auf die Motorhaube eines Wagens, der fast klein genug zum
Überspringen war, und tauchte durch eine Lücke, die kaum breiter als sein sich
windender Leib war.

Der Himmel wurde grau, rosa, golden.
    Mit auf den Bürgersteig klatschenden Ledersohlen
raste Henry Fitzroy durch den Schatten und wußte, daß das Feuer ihn hinter ihm
verschlang und an seinen Fersen leckte. Entsetzen rang mit der Lethargie, in
die das Tageslicht seine Art hüllte, und das Entsetzen gewann. Er erreichte die
Rauchglastür seines Gebäudes nur Sekunden vor der Sonne.
    Sie berührte nur den Handrücken, den er zu langsam
in Sicherheit gebracht hatte.
    Henry barg die mit Blasen bedeckte Hand an der
Brust und benutzte den Schmerz, um sich anzutreiben, zum Aufzug zu gehen.
Obwohl das dämmrige Licht ihn nicht mehr verbrennen konnte, war er noch in
Gefahr.
    „Sind Sie in Ordnung, Mr. Fitzroy?" Der
Wachmann runzelte besorgt die Stirn, als er mit dem Summer die innere Tür
öffnete.
    Unfähig, sich zu konzentrieren, zwang Henry seinen
Kopf herum, dorthin, wo er wußte, daß der Wachmann sein würde. „Migräne",
flüsterte er und torkelte vorwärts.
    Das Kunstlicht im Fahrstuhl belebte ihn ein wenig,
und es gelang ihm, den Gang entlang zu gehen und nur einen Teil seines Gewichts
an der Wand abzustützen. Er fürchtete einen Augenblick, daß die Schlüssel zuviel
für das ihm noch verbliebene Geschick sein könnten, aber irgendwie bekam er die
schwere Tür auf, machte sie wieder zu und schloß hinter sich ab. Hier war
Sicherheit.
    Sicherheit. Das Wort allein brachte ihn in den
Schutz seines Schlafzimmers, wo dichte Rolläden die Sonne aussperrten. Er
schwankte, seufzte, gab nach, brach auf dem Bett zusammen und ließ den Tag
sein Recht fordern.
     
    „Vicki,

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