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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 01 - Blutzoll
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unter meinem
Schutz", sagte er, und die ruhigen Worte waren bedrohlicher als jede
Waffe.

Der Axtschwinger öffnete und schloß den Mund,
brachte aber keinen Laut hervor. Er hing schlaff und entsetzt da. Als er
fallengelassen wurde, brach er in die Knie, anscheinend nicht in der Lage,
seine Augen von Henrys Gesicht zu wenden.
    Für Vicki sah der Vampir wie ein Racheengel aus, bereit,
jeden Augenblick ein Flammenschwert zu ziehen und die Feinde Gottes niederzustrecken.
Der Axtschwinger war offenbar der gleichen Meinung, denn er stöhnte leicht und
hob flehend seine zitternden Hände.
    Henry trat zurück und gestattete ihm wegzublicken.
„Geh", befahl er.
    Immer noch auf den Knien zog sich der Axtschwinger
rückwärts kriechend zurück, bis er aus Vickis Sicht verschwunden war. Henry
beobachtete ihn noch etwas länger, dann drehte er sich um, bekreuzigte sich
und kniete nieder. Über seinem gebeugten Kopf traf Vickis Blick den der gemalten
Madonna. Ihre Augen wurden schwer und schlossen sich langsam aus eigenem
Antrieb.
    Als sie sie eine Sekunde später wieder öffnete, war
der Scheinwerfer wieder da, die Kerzen befanden sich wieder in roten
Glasgefäßen, und ein rotblonder Kopf war immer noch vor dem Wandgemälde
gebeugt.
    Die Bewegungsunfähigkeit schien verschwunden zu
sein, daher zwang sie sich aufzustehen und trat leise aus der Kirchenbank auf
die Nische zu. „Henry... "
    Beim Klang seines Namens bekreuzigte er sich, stand
auf und drehte sich zu ihr um, wobei er seinen schwarzen Ledertrenchcoat zuzog.
    „Was... "
    Er schüttelte den Kopf, legte den Finger auf die
Lippen, nahm ihren Arm sanft mit einer Hand und führte sie aus dem Heiligtum.
    „Hatten Sie ein angenehmes Nickerchen?" fragte
er und gab ihren Arm frei, als die schwere Tür sich hinter ihnen schloß.
    „Nickerchen?" wiederholte Vicki und fuhr sich
mit der Hand durchs Haar. „Ich glaube, ja."
    Henry sah ihr besorgt ins Gesicht. „Geht es Ihnen
wirklich gut? Sie haben vorhin einen üblen Schlag auf den Kopf bekommen."
    „Ich bin okay." Offensichtlich war das eben
ein Traum gewesen. „Sie haben gar keinen Akzent." Im Traum eben hatte er
einen gehabt.
    „Ich habe ihn schon vor Jahren abgelegt. Ich kam
kurz nach dem Ersten Weltkrieg nach Kanada. Sind Sie auch sicher, daß es Ihnen
gut geht?"

„Ich habe Ihnen doch gesagt, ich bin okay."
Sie begann die Stufen der Kathedrale hinunterzugehen.
    Henry seufzte und folgte ihr. Er glaubte sich zu
erinnern, gelesen zu haben, daß es nicht unbedingt gut ist, wenn man nach einer
Gehirnerschütterung schläft, aber er hatte die Kirche unmittelbar hinter ihr
betreten, und sie hatte nicht sehr lange geschlafen.
    Es war nur ein Traum, sagte sich Vicki
entschlossen, als sie nach Norden gingen. Mit Vampiren und Dämonen komme ich
zurecht, aber heilige Visionen sind out. Obwohl sie keine Ahnung hatte, warum
sie davon träumen sollte, wie Henry Fitzroy ein Mariengemälde vor jemanden,
der wie einer von Cromwells Rundköpfen aussah, beschützte. Vielleicht war es ja
ein Zeichen. Vielleicht war es auch der Schlag, den sie auf den Kopf bekommen
hatte. Auf jeden Fall schienen ihre wenigen verbliebenen Zweifel an Seiner
Unehelichen Ex-Königlichen Hoheit verschwunden zu sein, und wenn sie auch eher
bereit war, auf die Arbeit ihres Unterbewußtseins zu tippen als auf Gottes
Hand, so beschloß sie doch, offen zu bleiben. Nur für den Fall. Moment mal...
    „Sie sind mir gefolgt!"
    Er lächelte vorsichtig. „Ich habe Ihnen ein
Geheimnis anvertraut, das mich umbringen könnte. Ich mußte doch sehen, was Sie
damit anfangen."
    Trotz ihrer Gekränktheit mußte Vicki zugeben, daß
das Sinn ergab. „Nun, und?"
    Er zuckte die Achseln. „Sagen Sie es mir."
    Vicki zog den Riemen ihrer Umhängetasche wieder
über die Schulter. „Ich glaube", sagte sie langsam, „Sie haben recht. Wir
können mehr erreichen, wenn wir zusammenarbeiten. Also, für den Augenblick
haben Sie einen Partner gefunden." Sie stolperte über einen Spalt im
Asphalt, fing sich wieder, ehe Henry ihr helfen konnte, und fügte trocken
hinzu: „Aber Sie sollten wissen, daß ich nur tagsüber arbeite." Es war
nicht die Zeit, um ihm zu sagen, warum. Noch nicht.
    Er nickte. „Tagsüber ist gut. Da ich ein wenig
empfindlich dem Sonnenlicht gegenüber bin, ziehe ich es vor, bei Nacht zu
arbeiten. Wir beide haben damit volle 24 Stunden abgedeckt. Und da wir gerade
vom Tag sprechen", er warf einen raschen Blick nach Osten, von wo er die
Morgendämmerung nahen

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