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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Privatschnüffler? Der, der neben dem Kino wohnt?«
    Sieh an. Da wollte jemand auf Nummer sicher gehen.
    »Schnüffler? Hier gibt es keinen Schnüffler. Sind Sie auf Koks aus? Ich habe keinen Koks. Ich habe nicht mal Brausepulver.«
    »Detektiv, Mann. Detektiv! Bist du dämlich?«
    Er verfiel sehr rasch in die zweite Person Singular. Erwartungsgemäß. In dieser Gegend pflegte man das Du auf besonders herzliche Art und Weise bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten zu verwenden. Vor allem dann, wenn man sein Gegenüber nicht kannte. Aber vielleicht kannte er mich ja.
    »Hören Sie zu, junger Mann. Sie haben die Nummer der Polizei gewählt. Ich bin Kommissar, nein, Hauptkommissar Proll . Und ich möchte wissen, wer Sie sind. Und zwar sofort!«
    Er sagte mir nicht, wer er war. Stattdessen legte er auf. Na bitte!
    Irgendetwas an dem Gespräch war mir merkwürdig vorgekommen. Die Stimme! Natürlich. Ihr Besitzer war einer aus der illustren Art-Companyeros-Truppe. Ich hatte die Stimme desöfteren gehört. Vor noch nicht allzulanger Zeit. Am häufigsten zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Die Stimme hatte mit fortschreitender Zeit an Verständlichkeit nachgelassen, dafür jedoch an Lautstärke zugelegt. Kein Wunder, sie hatte sich Nacht für Nacht im Wettstreit mit anderen Stimmen befunden. Jede der Stimmen hatte verbissen und mit Unterstützung von Bier, Wein, Musik und anderen Stärkungsmitteln um die Vorherrschaft gekämpft.
    Kling, na klar. Meine Neugier war geweckt. Weshalb hatte er angerufen? War er darauf aus gewesen, unsere Bekanntschaft zu erneuern? Kaum. Wollte er in Sachen Kinobrand ein Geständnis ablegen? Vielleicht. Hatte er mich warnen wollen? Wovor? War ihm der Gedanke gekommen, sich wegen des Interviews zu entschuldigen? Sicher nicht.
    Ich hatte ermittlungstechnisch gesehen versagt. Man muss die Leute kommen lassen, dann nachhaken und zu guter Letzt zupacken. Wann endlich würde ich das lernen? Oder war ich nicht mehr fähig zu lernen? War ich schon in der Phase, da ich mit dem auskommen musste, was ich konnte? Wenn ja, was konnte ich?
    Ich dachte lieber wieder an die zwei Millionen und den Überfall, an Mark und schließlich an Proll . Proll ? In einem Anfall von Aktionismus griff ich zum Telefon.
    »Kriminalpolizei, Hauptkommissar …«
    »Entschuldige, dass ich störe …«
    »Wer ist da?«
    »Ich bins noch mal.«
    »Ach Sie sinds .«
    »Ja.«
    »Bitte, ich höre.«
    Sieh an, Proll machte es lehrbuchmäßig. Er wusste nicht, wer dran war, tat aber so, als erwarte er bedeutende Nachrichten. Wahrscheinlich gab es bei der Polizei einen Kommunikationstrainer.
    »Erkennst du mich nicht? Ich bins , Gass .«
    »Ach du bists . Was willst du?«
    Nun. Vielleicht gab es doch keinen Trainer.
    »Hast du was zu gestehen?«, fragte Proll .
    »Ja.«
    »Wurde auch Zeit. Ich höre.«
    »Ich gestehe, dass ich deine Hilfe brauche.«
    »Oh.«
    Am anderen Ende polterte es heftig, dann wurde es still. Ich begann, mir Sorgen zu machen.
    » Proll ?«
    »Hauptkommissar Proll .«
    »Alles in Ordnung?«
    »Was willst du? Ich habe zu tun! Oder meinst du, der Mörder von Herrn Müller schneit einfach so hier rein, um seine strapazierte Seele zu erleichtern?«
    Meine Sorgen waren unbegründet. Wie immer.
    »Die Greenpeace-Geschichte …«
    »Willst du was für dein gutes Gewissen tun?«
    »Nein. Ich meine …«
    Wieder polterte es am anderen Ende der Leitung.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Ja. Wir kriegen gerade neue Computer. Riesendinger. Keine Ahnung, wo ich die noch unterbringen soll.«
    »Neue Computer. Schon wieder.«
    »Was meinst du mit schon wieder?«
    »Nichts, gar nichts. Ich dachte nur, ihr hättet erst vor zwei Jahren …«
    »Hast du eine Ahnung, wie schnell die Dinger veralten. Brauchst du einen Computer?«
    „Ach, weißt du.«
    »Ich kann dir sowieso keinen geben. Unsere gehen alle an die Schulen. Also, was gibts ?«
    »Ihr gebt die veralteten Maschinen den Kindern?«
    »Brauchst du nun Hilfe oder nicht?«
    »Ja. Ich habs aus dem Radio.«
    »Dann weißt du ja, was du wissen musst. Auf Wieder …«
    »Hat unsere Leiche etwas mit der Sache zu tun?«
    »Unsere Leiche? Wie kommst du auf unsere Leiche? Und selbst wenn unsere Leiche was mit der Sache, wie du so schön sagst, zu tun hätte, was ginge es dich an? Es ist nicht deine Leiche. Und schon gar nicht dein Fall. Finger weg, sagte ich. Und damit meine ich, Finger weg. Und wenn du es noch präziser haben willst. Ich denke da ganz besonders an die

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