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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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ist blöd, unproduktiv und …«
    Ich schaute zurück. Der Tisch, an dem ich gesessen hatte, sah verheerend aus. Zwei umgeworfene Stühle, ein zerbrochenes Glas, verschütteter Rotwein. Die restlichen Gäste hatten sich mit ihren Getränken an den hintersten Tisch zurückgezogen. Dort saßen sie einträchtig beisammen und starrten angewidert zu mir herüber. Immerhin. Ich hatte sie zusammengebracht, hatte ihnen Gesprächsstoff für den Rest des Abends besorgt. Darauf ließ sich aufbauen. Ganz klar. Vielleicht war ja doch nicht alles verloren. Ich hob die Hand und winkte ihnen zu. Sie wandten sich ab. Wieso? Was wollten diese Typen überhaupt? Was glotzten sie so ungeniert zu mir herüber? Hatten sie noch nie einen Privatdetektiv bei der Arbeit gesehen? Ich fühlte, wie die Wut erneut in mir aufstieg.
    »Ihr verdammten Alkoholiker. Ihr dreckigen Loser. Ihr Langzeitarbeitsscheuen. Ihr …«
    Zwei Sekunden später lag ich draußen.

30
    Ich erwachte. Streifen von Schmerz zogen durch mein Gehirn. Im Hörzentrum herrschte höllischer Krach. Es klang, als wolle eine Boeing 747 auf dem Dach meines Büros notlanden, nein, es klang eher wie ein Presslufthammer. Ich hörte genauer hin. Es war ein Presslufthammer. Das Geräusch kam von der Straße her und klang plötzlich wohltuend nach Arbeit, nach Alltag, nach Normalität. Gut so. Dieses Problem war ich los. Blieb noch der Schmerz. War er natürlichen Ursprungs? Hatte ich selbst an seinem Entstehen mitgewirkt? Der gestrige Abend fiel mir ein. Die geleerten Gläser fielen mir ein. Dann fiel mir auch der Rest ein. Ich stöhnte auf.
    »M 18. Cleo . Hannibal.«
    Ich öffnete die Augen. Glück gehabt. Ich lag in meinem Bett. Irgendwie musste ich es bis hierher geschafft haben. Wie? Daran konnte ich mich nicht erinnern. Bis jetzt noch nicht. Egal. Ich war zuhause. Ich war in Sicherheit. Hier konnte mir die Welt nichts anhaben. Hier befand sich mein Reich. Hier hatte ich das Sagen.
    Ich schaute auf die Uhr. 10.32 Uhr. Zeit, das Büro zu öffnen. Höchste Zeit. Wahrscheinlich hatte sich vor meiner Tür bereits eine Schlange gebildet, mit Giftzähnen. Ich streckte das rechte Bein aus und zog es wieder ein. Noch fünf Minuten, dachte ich.
    11.45 Uhr wurde ich erneut munter. Der Schmerz befand sich auf dem Rückzug. Sehr gut. Der Presslufthammer schwieg. Noch besser. Dafür ging das Telefon. Sollte es doch. Ich fühlte mich nicht in der Lage, irgendeine Frage zu beantworten. Noch nicht. Das Telefon gab auf. Vorerst.
    Jetzt fiel mir der Tote Nummer zwei ein. Dann das Ursache-Wirkungs-Geflecht. Das sah nicht gut aus. Am Anfang hatte die Geldgier gestanden, meine Geldgier, am Ende der Kopf- bzw. Weltschmerz. Zwischendurch war ich durch die Gegend getobt wie ein Idiot. Gehörte ich jetzt zu den unerwünschten Personen in der M 18-Destille? Wahrscheinlich. Hatte ich meine Rechnung bezahlt? Ganz sicher nicht. Sollte ich das nachholen? Wieso? Würde Cleo je wieder mit mir reden? Niemals. Lag der Tote noch in der Badewanne oder bereits im Gerichtsmedizinischen Institut? Keine Ahnung. Wollte ich das wissen?
    Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Immerhin, sie fuhren. Es hätte schlimmer kommen können.
    Ich schälte mich aus dem Bett, machte ein bisschen auf Hygiene und zog meine Arbeitssachen an. Socken schwarz, Shorts schwarz, Unterhemd schwarz, Hemd schwarz. Hose schwarz. Den Blickkontakt via Spiegel schenkte ich mir. Ich wollte nicht wissen, wie ich aussah. Nicht jetzt.
    Ich warf die Espressomaschine an, zapfte eine Tasse und zwängte mich hinter den Schreibtisch. Ich nahm einen Zettel zur Hand und machte Notizen zum Stand der Ermittlungen. Das Ergebnis war ernüchternd. Ich kam mit den Fällen nur mühsam voran. Woran mochte das liegen? An meinen Fähigkeiten, an fehlendem Glück? Hatte ich den falschen Beruf gewählt? Mangelte es mir an Kenntnissen? War ich unterqualifiziert? Sollte ich umschulen? Ich glaubte, Prolls Stimme zu hören. Sie sagte viermal ja. Verdammter Proll !
    Es war, wie es war. Ich trat auf der Stelle. Dafür kamen die Fälle selbst voran. Zwei Tote hier, da das verschwundene Geld, dort ein Beretta-Mann. Wie es aussah, gab es in meiner unmittelbaren Umgebung ein paar offene Rechnungen. Und es schien Leute zu geben, die auf Begleichung dieser Rechnungen bestanden. Würde es weitere Tote geben? Möglich. Aber warum hatte es ausgerechnet Mike erwischt? Ja. Niemand anderer als Mike hatte in Marks Badewanne gesessen. Natürlich hatte ich ihn sofort erkannt, trotz der denkwürdigen

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