Hundert Namen: Roman (German Edition)
Ambrose Nolan, eine faszinierende Frau, die ihr Leben dem Wesen der Schönheit gewidmet hat.« Ambrose senkte den Kopf, und ihre wilde rote Haarmähne bedeckte fast ihr ganzes Gesicht. »Ambrose lebt für die Schmetterlinge. In dem von ihr angelegten Schutzgebiet hilft sie ihnen, neues Leben hervorzubringen, und in ihrem Museum feiert sie diejenigen, die es nicht mehr gibt. Ich habe vor einer Weile miterlebt, wie sie sich selbst mit der Schmetterlingsart verglichen hat, die den schönen Namen Kleiner Fuchs trägt, aber ich finde, sie ähnelt noch mehr dem Birken-Zipfelfalter.« Überrascht blickte Ambrose auf, und Kitty fuhr lächelnd fort: »Nur wenige Menschen haben diesen eleganten Schmetterling jemals erblickt, aber das Weibchen ist mit seinem breiten orangefarbenen Fleck und den orangen Flügelunterseiten so hinreißend schön, dass die, die ihn einmal gesehen haben, seine Schönheit nie mehr vergessen.« Nun verwandelte sich Ambroses Überraschung in ein schwaches, aber dankbares Lächeln, und kurz darauf war sie wieder hinter ihrem Haarvorhang verschwunden.
»Und nun zu Name Nummer drei, zu Eva Wu, einer Frau, die vor langer Zeit ein Kästchen voller Hoffnung geschenkt bekam, zu einem Zeitpunkt, als sie dachte, die Hoffnung wäre aus ihrem Leben verschwunden. Aus diesem Grund hat Eva Wu heute die Gabe, Hoffnung in das Leben anderer Menschen zu bringen.« Eva war den Tränen nah und schlug rasch die Augen nieder. »Mit ihrer Firma ›Dedicated‹ ist Eva Wu viel mehr als eine gewöhnliche persönliche Einkäuferin. Ich möchte sie mit einem Engel vergleichen, der für eine Zeit ins Leben eines Menschen tritt und ihn mit scharfen Augen – die eine Journalistin wie mich neidisch machen könnten – beobachtet und ihm dann das perfekte Geschenk macht. Nicht unbedingt das, was die Leute sich am meisten zu wünschen glauben, sondern etwas, von dem sie oft nicht einmal wissen, wie dringend sie es brauchen – bis sie es bekommen und erkennen, dass sie ohne es unvollständig waren.«
Birdie, die am besten wusste, wie das war, ergriff Evas Hand und drückte sie sanft.
»Nun komme ich zu Name Nummer vier, zu Jedrek Vysotski, Ehemann und Familienvater, ein mutiger Mann, der der Welt beweisen wollte, dass er etwas erreichen kann, dass er etwas wert ist und aus der Menge herausragt, selbst in einer Zeit, in der die Welt ihm zu sagen schien, er sei ein Versager.« Stolz reckte Jedrek das Kinn in die Luft und blickte aufmerksam in die Runde. »Jedrek und sein Freund Achar haben etwas geschafft, das sie ins Guinnessbuch der Rekorde bringen wird, wo für immer schwarz auf weiß nachzulesen sein wird, zu welcher außergewöhnlichen Hingabe sie fähig sind und wie viel Talent sie besitzen. Für Jedrek ist dies der greifbare Beweis für seinen Wert als Mensch und als Mann.
Als Nächstes möchte ich euch den Namen Nummer sechs vorstellen, Bridget ›Birdie‹ Murphy, eine Frau, die etwas zu Ende bringen musste. Gerade ist sie fünfundachtzig geworden und konnte die Gewinnsumme für eine Wette abholen, die sie vor über sechzig Jahren mit einem Mann und genaugenommen einem ganzen Ort abgeschlossen hat, wo niemand daran glaubte, dass sie diesen Tag erleben würde.« Birdie lächelte schüchtern. »Birdie ist eine der liebenswürdigsten und inspirierendsten Frauen, die ich jemals kennengelernt habe. Sie hat mir eine echte Überlebensgeschichte erzählt, und dieses Leben ist nicht nur finanziell belohnt worden, sondern vor allem dadurch, dass es fruchtbar war, voller Menschen, die diese Frau geliebt hat und die sie geliebt haben. Daran ist absolut nichts Langweiliges«, fügte Kitty, an Birdie gewandt, hinzu, in Erinnerung daran, wie sehr Birdie sich zu Anfang ihrer Bekanntschaft geschämt hatte. »Mit achtzehn ist sie eine Wette eingegangen, sie hat gewonnen, und das ist eine Lektion, aus der wir alle etwas lernen können.
Nun zu Name Nummer sieben, Mary-Rose Godfrey, die Menschen betreut, anderen so viel zu geben hat und mindestens einmal pro Woche einen Heiratsantrag erhält.« Mary-Rose lachte, und eine Träne rollte ihr über die Wange. »Unglücklicherweise hat Mary-Roses Mutter einen Schlaganfall erlitten, und so wurde Mary-Rose in die Welt der Kranken eingeführt. Sie wird ins Krankenhaus gerufen, um kranke Menschen schön zu machen, sie zu frisieren, sie zu schminken und ihnen die Nägel zu lackieren.« Mary-Rose kicherte nervös. »Durch diese einfachen Dienstleistungen ist sie ein Lichtstrahl für die Menschen, um
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