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Hundsvieh - Kriminalroman

Hundsvieh - Kriminalroman

Titel: Hundsvieh - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Soglio angekommen. Die Gassen sind menschenleer. Vereinzelte Lampen erhellen die verwitterten Steinmauern, die Holzbalken der Ställe und Scheunen stehen schwarz in der Nacht. Dazwischen die Palazzi, die Paläste der von Planta und von Salis, die in fremden Kriegsdiensten zu Macht und Ansehen gekommen waren. Am Dorfrand Bürgerhäuser von Auswanderern, die ihr Glück als Zuckerbäcker gefunden hatten. Blinde Fenster voller Spinnweben, Steintreppen, die ins Leere führen. Verwinkelte Häuserzeilen verbergen mehr als sie preisgeben. Ich halte mich im Schatten, immer bereit, wegzulaufen. Mein Vorteil ist, dass niemand damit rechnet, mich hier anzutreffen.
    Vor mir hallende Schritte auf dem Kopfsteinpflaster, der Hund neben mir knurrt leise. Beruhigend lege ich ihm die Hand auf den Kopf, wir ziehen uns hinter einen Mauervorsprung zurück.
    Eine massige Gestalt erscheint am Ende der Gasse. Wir ducken uns in den Schatten. Die Schritte kommen näher, ein schweißnasses Gesicht taucht im fahlen Licht auf, es ist Reto Müller. In seiner unverwechselbaren Art, alles in Besitz nehmen zu wollen, stolziert er vorbei, ohne uns zu bemerken.
    Mit zwei Schritten bin ich hinter ihm. Meine Linke packt das kleine Schwänzchen an seinem Hinterkopf, die rechte hält ihm den Mund zu, schnell zerre ich ihn durch einen Durchgang in einen Garten hinein.
    »Mit mir hast du nicht gerechnet, Reto!«, zische ich ihm ins Ohr.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrt er mich an, ich lasse los.
    »Wenn es nach dir gehen würde, wäre ich auch schon verbrannt, oder?«
    »Das stimmt doch nicht, Claudio! Es war doch alles ganz anders, ich kann das erklären.«
    »Keine Ausreden, Reto! Diesmal nicht.« Ich hebe die Faust, er sieht mir meine Wut an, verstummt.
    »Wie war das mit dem Maiensäss?«
    »Ich wollte wirklich, dass du an einem sicheren Ort bist, Claudio. Abgemacht war etwas anderes.«
    »So? Und wie war das mit dem Feuer?«
    »Das war doch er!«
    »Von wem sprichst du, Reto?«
    »Er wollte wissen, wo du dich versteckt hältst, ich wollte es erst nicht sagen, da hat er mir gedroht, verstehst du?«
    »Wie soll ich verstehen, dass du einen Freund ans Messer lieferst?«
    »Bitte, Claudio! Ich habe Spielschulden bei ihm.«
    »Wie heißt er, Reto? Ich brauche seinen Namen!«
    »Ich kenne nur seinen Vornamen, er nennt sich Max, wir trafen uns ab und an zu einer gemütlichen Pokerrunde, einmal trank ich etwas zu viel, da muss ich es wohl übertrieben haben.«
    Spielschulden, genau. Das war es. Daran hatte ich immer herumgerätselt. Reto Müller war erpressbar. Hatte nicht Lena gesagt, dass bei Kunstdiebstählen oft auch Amateure am Werk seien, die aus einer Notsituation heraus reagieren würden?
    »Spielschulden? Hast du darum die Skulptur gestohlen? Wie ging das? Ich habe dich nicht gesehen im Museum.«
    »Ich stehle doch nicht!« Müller reibt sich empört übers Kinn. »Damit habe ich nichts zu tun!«
    »Dann bist du absolut unschuldig?«, frage ich spöttisch.
    »Schuld ist ein böses und hässliches Wort, Mettler, ein Wort für Heilige! Doch wer, frage ich dich, ist in der heutigen Welt noch unschuldig? Ich habe doch nur versprochen, dass ich ihm einen Deppen fürs Museum liefere, einen, der sich gut als Sündenbock eignet, ich konnte doch nicht wissen, was er vorhat, ich wollte doch nicht, dass …«
    »… ich verfolgt und verhaftet werde? Sicher, das finde ich äußerst zuvorkommend von dir. Und darum hast du mir auch das Maiensäss besorgt.«
    »Aber ich wollte doch, dass du von der Bildfläche verschwindest, dass die Fahnder dich nicht erwischen. Nach einiger Zeit hättest du wieder auftauchen können, es wäre dir sicher nichts passiert!«
    »Weißt du was passiert ist? Mein Bild erschien vorne auf der Titelseite der Zeitungen. Mein Ruf, falls ich einen hatte, ist nachhaltig ruiniert. Und dann sagst du: nichts passiert?«
    »Reg dich nicht auf, Mettler!« Reto hebt beschwichtigend die Hände in die Höhe.
    »Kann es sein, dass du gar nicht daran interessiert warst, dass ich meine Unschuld beweisen kann?«
    Müller zuckt mit den Schultern.
    »Ein toller Plan, Reto, das muss ich schon sagen. Leider hatten deine Freunde etwas anderes mit mir vor.«
    »Wie gesagt, Claudio, es tut mir leid!« Müller streckt mir die Hand entgegen.
    Seine halbherzige Entschuldigung lasse ich mal so stehen und schlage ein. Doch die Geschichte mit dem Deppen fürs Museum wird noch ein Nachspiel für ihn haben.
    »Was machst du hier in Soglio?«
    »Max wollte mir meinen

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