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Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Titel: Hunkelers erster Fall - Silberkiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Schneider
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Typ.« – »Heavy« war seit kurzem Schneebergers Lieblingsausdruck, mit dem er höchste Anerkennung auszudrücken pflegte. »Nichts auf dem Körper, nichts intus, richtig clean. Er logiert im Drei Könige, wie es sich für einen Geschäftsmann seines Kalibers gehört. Anton Huber, vorbestraft, wohnt an der Gempenfluhstraße 34, Parterre, und zwar in einem Haus, das der Infex AG , Import-Export, gehört. Die Infex AG hinwiederum gehört Herrn Dr. Zeugin, ehemaliger Treuhänder und langjähriges prominentes Mitglied des Basler Großen Rates.«
    Schneeberger schwieg, seine rechte Hand lag schwer auf dem Tisch.
    Hunkeler spürte, wie sich sein Nacken versteifte. »Der Kunstmäzen Zeugin«, fragte er, »der im Herbst Nationalrat werden will?«
    »Genau der«, sagte Schneeberger, »er ist auch Präsident des Vereins ›Kultur für Basel‹, der demnächst die Kulturwoche ›Die Welt im Gesang‹ durchführen will.«
    Hunkeler fingerte sich eine neue Zigarette aus der Schachtel. Über das brennende Streichholz hinweg schaute er auf den kahlen Ahorn im Hof draußen. Drei Krähen saßen auf einem Ast, schwarze, kräftige Vögel mit schimmerndem Gefieder.
    »Das ist ein Zufall«, sagte er, nachdem er das Streichholz gelöscht hatte. Er nahm einen tiefen Zug, es ging schon besser. »Irgendwo muss dieser Huber ja wohnen.« Er machte eine Pause und stieß den Rauch aus. »Mit was handelt denn diese Infex AG ?«
    »Tabakwaren, Toilettenartikel und so weiter. Sie besitzt mehrere TIR -Lastwagen. Das heißt so viel wie Transport International Routier. Sie sind plombiert und müssen an den Grenzen, wenn die Papiere stimmen, nicht geöffnet werden.«
    »Ich weiß«, sagte Hunkeler, »dafür sind sie ja da, um die Zollabfertigung zu erleichtern.«
    »Dann weißt du aber auch«, Schneeberger insistierte wie ein Dackel auf der Fährte, »dass diese TIR -Lastwagen manchmal zum Schmuggeln von Waren benützt werden, und zwar, wie mir schon zu Ohren gekommen ist, unter Umständen mit stillschweigender Duldung hoher Behördenmitglieder.«
    »Es sollen auch schon Drogen mit solchen Lastwagen geschmuggelt worden sein«, warf Madörin ein, als ob ihn die ganze Sache nichts anginge.
    »Ihr meint also«, sagte Hunkeler nach einer Weile, nachdem er ausgiebig das Tischblatt, auf dem Schneebergers rechte Hand ruhte, gemustert hatte – es war hartes, ungeheiztes Buchenholz mit der typischen kleinkörnigen Maserung –, »ihr meint, dieser Zeugin sei im Drogenhandel tätig, und zwar in großem Stil. Huber sei der Verbindungsmann zu Kayat, und die Diamanten seien für die Infex AG bestimmt gewesen.«
    »Wie kommst du denn da drauf?« Schneeberger verzog keine Miene.
    »Das sind Märchen aus Tausendundeiner Nacht«, sagte Hunkeler, »wenn du weißt, was ich meine.«
    Schneeberger schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe diese Märchen nicht gelesen. Ich lese nur Zeitung. Und dort steht, dass der Umsatz, der weltweit pro Jahr mit Drogen gemacht wird, auf über fünfhundert Milliarden Dollar geschätzt wird.«
    »Ich wollte damit sagen«, fuhr Hunkeler fort, »dass weit und breit keine Diamanten zu sehen sind. Und dass wir keinen Schritt weiterkommen, solange das so bleibt.«
    Jetzt mischte sich Madörin wieder ein. »Das heißt ja wohl«, meinte er trocken, »dass wir diese Diamanten unbedingt ausfindig machen müssten. Und wenn sie Kayat wirklich ins Klo gespült hat, so müsste man eben dort unten suchen. Nur, wer will so etwas machen?«
    »Erstens einmal«, sagte Hunkeler, »kannst du ebenso gut die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen wie Diamanten in der Kanalisation. Wenn die wirklich dort unten lagen, so liegen sie längst nicht mehr dort unten, sondern wurden weggespült in die Kläranlage. Und versuche einmal, in der Kläranlage eine Handvoll Diamanten zu finden. Zweitens, und dieser zweite Punkt scheint dem ersten zu widersprechen, was aber nicht ganz stimmt, sondern nur halb: Falls dieser Kayat die Diamanten wirklich hinuntergespült hat, wird er das vor seinem Auftraggeber zu verantworten haben. Wir haben also immer noch eine Chance, diesen Auftraggeber ausfindig zu machen. Dieser wird aller Voraussicht nach Kayat die Hölle derart heiß machen, dass er alles unternehmen wird, um die Diamanten wieder aufzutreiben. Wo er sucht, müssen auch wir dabei sein. Wenn wir aber schon vorher in der Kanalisation herumstöbern, wird er das möglicherweise bemerken und sich endgültig aus dem Staub machen. Das heißt, wir können vorerst nichts anderes

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