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Hurra, die Lage wird ernst

Hurra, die Lage wird ernst

Titel: Hurra, die Lage wird ernst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bell
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denn da
angeschleppt? So ein schweres Ding für einen so kleinen Hund«, wunderte sie
sich.
    Daß das Papier schwer war, merkte
ich erst jetzt, da Anja es gesagt hatte. Meine Backenmuskeln taten plötzlich
richtig weh. Nun sieh es dir schon an, drängte ich mit Schwanz und Maul und
Körper. Hin und her wirbelte ich, immer um den Plan herum, schubste ihn mit der
Schnauze an, dann wieder stieß ich Anja gegen die Waden. Zum Glück schien sie
diesmal zu begreifen. Sie hockte sich hin, schob meinen vorwitzigen Kopf
beiseite und faltete das Papier langsam und vorsichtig auseinander.
    »Das muß ja etwas furchtbar
Wichtiges sein«, staunte sie, und als ich sah, daß sie das tat, was ich von ihr
erwartete, beruhigte ich mich ein wenig. Ihre Hand strich über den Plan, als
suchte sie nach einem Anhaltspunkt.
    »Hier unten ist eine Lageskizze, und
die große Zeichnung scheint der Plan eines Büros zu sein«, erklärte Anja. Ich
wollte mit hineinschauen, wenn ich auch die vielen verworrenen Striche nicht
deuten konnte, aber Anja schob meinen Kopf immer wieder beiseite.
    »Laß Anja doch mal sehen.« bat sie
und ließ ihren Zeigefinger, jetzt schon etwas zielstrebiger, über das Papier
spazieren.
    »Die eingezeichneten Pfeile laufen
über verschiedene Flure, durch zwei leere Räume in einen dritten Raum, dessen
Möbel vollständig mitgezeichnet sind. Was hat das bloß zu bedeuten?«
    Sie schien mich vollkommen vergessen
zu haben. Der gute Schuftel, der sich die Nase aufgerieben und die Pfoten
wundgesprungen hatte, war überhaupt nicht mehr da für sie. Sie hatte sich
inzwischen auf den Boden gesetzt, um alles genauer betrachten zu können.
Monoton und leise sprach sie vor sich hin, so, als sagte sie die Worte nur,
damit sie selbst besser begreifen konnte, was sie da vor sich sah.
    »Hier hören die Pfeile auf. Wenn ich
nur wüßte, was das ist. Aussehen tut es wie ein Schrank. Ein Geldschrank! Vielleicht!
Ist denn das die Möglichkeit?«
    Sie hatte es entdeckt. Hurra, sie
hatte es herausgefunden! Jetzt wußte sie es, jetzt würde sie sicher auch
dahinterkommen, wozu sie den Schneidbrenner brauchten. Und schon war Anja bei
ihrem Nachttischschränkchen, zog nervös an der Schublade, grabschte nach etwas
und kam endlich mit dem Ding zurück, das Oliver ihr gebracht und über das sie
sich so gefreut hatte. Dann rannte sie zum Lichtschalter und drehte sämtliche
Birnen der Deckenbeleuchtung an, zog das brennende Nachttischlämpchen herbei
und lenkte den Lichtstrahl auf ein Viereck des ausgebreiteten Papiers. Sie
kniete davor nieder, hob die Kamera vor ein Auge, blinzelte kurz mit dem
anderen, zog das silbrigglänzende Gehäuse auseinander und schob es wieder zusammen.
    Dann kam das nächste Viereck dran
und dann wieder ein nächstes. Wie hatte Oliver noch gesagt: »Wenn du die
Unterlagen zu Gesicht kriegst, fotografierst du sie einfach.« Anja
fotografierte also jetzt. Was das letzten Endes genau zu bedeuten hatte, sollte
mir gleich sein, für Anja dagegen schien diese Beschäftigung ausgesprochen
aufregend zu sein. Sie beeilte sich mächtig, und das war gut so, schließlich
lagen zwei wichtige Abschnitte meines Unternehmens noch vor mir, und sie waren
bestimmt nicht einfacher zu bewältigen, als die drei ersten.
    Als Anja die Kamera oft genug
auseinander und wieder zusammengeschoben hatte, ließ sie alles liegen und
stehen, mit Ausnahme des Planes. Den legte sie eilig wieder zusammen, daß ich
ihn mühelos ins Maul nehmen konnte. Zwischendurch versprach sie mir:
    »Den bringst du jetzt wieder schön
dahin, woher du ihn geholt hast. Ob du das wohl kannst, mein Kleiner? Aber
sicher, du hast ihn ja auch hergebracht. Schließlich bist du der klügste Hund,
den ich kenne, und wenn du wiederkommst, kriegst du von Anja ein ganz feines
Extraleckerchen.«
    Dann schüttelte sie zweifelnd den
Kopf, als wenn sie es noch immer nicht fassen könnte, daß ich ihr den Plan
gebracht hatte.
    »Nein, so ein kluges Vieh, das muß
man mal jemandem erzählen, der glaubt das nie«, sagte sie und nahm wohl an, ich
könnte ihre Worte nicht verstehen. Das »Vieh« verzieh ich Anja, denn sie hatte
es ja nicht bös gemeint, daß sie mir allerdings das Leckerchen nicht gleich
aushändigte, war schon schmerzlicher. Sicher, die Sache eilte, aber das ganze
Hin und Her hatte schon so lange gedauert, da kam es auf die eine Minute auch
nicht mehr an.
    Also raste ich wieder los, denn je
schneller ich mich wieder zurückmeldete, um so eher konnte ich die

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