Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes
rein.«
Scolari und Cleo brauchten keine zweite Aufforderung. Sofort machten sie sich auf den Weg zur Luftschleuse, nicht ohne Chop und Jack zu ermahnen, sie sollten keine Zeit vertrödeln.
Einige größere Gesteinsbrocken prallten von dem Metall ab. Minuten später, als sie glaubten, es wäre vorbei, bohrte sich einer davon in die Hülle, zerstörte das Sendestudio und die Bibliothek und hätte Canyon umgebracht, hätte jener nicht Augenblicke zuvor den Waschraum aufgesucht.
Die Warnung war von Klaus Bomar gekommen, dem Piloten, der Pindar und Shira zum Alphaschaft geflogen hatte. Er war, wie Pindar festgestellt hatte, Kanadier, geboren in Toronto. Früher hatte er als selbstständiger Transportunternehmer Ausrüstungsgegenstände zu den Terraformern auf Quraqua geflogen; später hatte er lange als Ausbilder bei der Vereinten Raumfahrtakademie in der Nähe von Winnipeg gearbeitet. Erst vor zwei Monaten hatte er diese Stellung aufgegeben, weil er sich den interstellaren Schiffen hatte anschließen wollen, die sich zu neuen Zielen aufmachten.
Klaus’ Frau war tot, seine Kinder waren erwachsen und längst außer Haus, also hatte es für ihn kein Zurückhalten mehr gegeben, als er begriff, wie satt er Seminarräume hatte. Er heuerte bei TransGalactic an, weil sie gut bezahlten und die großen Luxusliner jene Orte anflogen, die er sehen wollte, schwarze Löcher und Sterne, die noch in ihre Mutterwolke eingebettet waren, gigantische Sonnen und kosmische Leuchttürme.
Dies war sein erster Flug für TransGalactic.
Er war verblüfft über den Einfallsreichtum von Clairveau und Beekman, und er amüsierte sich darüber, wie Nicholson sich gebärdete, als leite er die Operation.
Er übermittelte die Warnung an die Zwick und ein anderes Shuttle, das sich in der Flugbahn des Geröllfelds befand, ehe er abdrehte, um auch sich in Sicherheit zu bringen.
Der größte Teil des Schmutzes im Orbit von Morgans Welt bestand aus nichts anderem als Staubpartikeln, die viel zu klein waren, um von den Sensoren erfasst zu werden. Klaus hatte kaum gewendet, da geriet er in eine Staubwolke, die das Shuttle mit ihrer extrem hohen Geschwindigkeit auseinander riss, ehe Klaus auch nur ahnte, dass er in Schwierigkeiten steckte.
Kapitel XXXIV
»Wir alle haben ein Gen, das, sollte eine Krisensituation eintreten, unausweichlich den falschen Weg einschlägt. Das ist der Grund, warum Pläne fehlschlagen, Träume unerfüllt bleiben und Ehrgeiz sich nicht auszahlt. Für die meisten von uns ist das Leben nicht mehr als eine Reihe entgangener Gelegenheiten.«
Gregory MacAllister, Deepsix – Ein Tagebuch
Stunden bis zum planetaren Ende (vermut.): 12.
Hutch hätte ein Beruhigungsmittel brauchen können. Jene aus Macs Rucksack hatten angeblich außerhalb des beabsichtigten Wirkzeitraums keinerlei Nebenwirkungen, also sollten sie auch recht sicher in der Anwendung sein. Aber sie hatte von jeher empfindlich auf die verdammten Dinger reagiert, und sie wagte nicht, ihr Urteilsvermögen vor diesem letzten Flug in Gefahr zu bringen.
Dem letzten Flug. Aufwärts oder abwärts.
Sie bemühte sich, ihre Gefühle zu unterdrücken, sie so tief wie möglich zu begraben, und dachte an das, was vor ihnen lag, versuchte, sich das riesige Netz vorzustellen, das aus dem Himmel hängen sollte.
Präzision, hatte Marcel einmal gesagt. Alles musste präzise ablaufen. Eine einzige Chance. Das Netz würde herunterkommen und wieder aufsteigen. Ihr Zeitfenster betrug im besten Fall eine Minute oder so. Eine Minute, um die Öffnung zu finden und hineinzufliegen.
Die Stimmung in der Kabine war gedrückt. MacAllister versuchte die anderen aufzuheitern, indem er erklärte, er würde, sollten sie heil aus dieser Sache herauskommen, den Bischof von New Jersey aufsuchen und um religiöse Unterweisung bitten.
Gelächter antwortete ihm, doch es klang merkwürdig hohl.
In regelmäßigen Abständen versuchte Hutch Kontakt zu Marcel aufzunehmen, doch ohne Erfolg.
»Ich bin froh«, verkündete Nightingale, »wenn das vorbei ist. Egal auf welche Art.«
Hutch nickte, als wäre sie seiner Meinung, doch das war sie nicht. Das Leben war wunderbar, und sie wollte es festhalten, solange sie konnte. Aber, ja, auch sie würde froh und dankbar sein, wenn sie der Ungewissheit endlich entrinnen, in Marcels himmlischen Sack fliegen und sich in Sicherheit schleppen lassen konnte. Doch es fiel schwer, sich vorzustellen, dass so etwas wirklich geschehen konnte.
Mac verteilte
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