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Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes

Titel: Hutch 02 - Die Sanduhr Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sie.
    Der Tunnel war zu eng für ihn, und selbst, wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte er ihn nicht betreten. »Was ist da drin?«, fragte er.
    »Dort haben wir die Blasrohre gefunden. Sieht aus, als wäre das eine Art Waffenkammer gewesen. Aber wir sind vor allem an Schriftmustern interessiert. Und natürlich an Bildnissen. Oder vielleicht Skulpturen. Irgendetwas, das uns einen Hinweis darauf gibt, wie die Bewohner ausgesehen haben. Wir würden Ihre Frage nämlich gern beantworten, Mr. MacAllister.«
    »Selbstverständlich.« MacAllister musterte die kahlen Wände. »Wir müssen aber doch wenigstens eine vage Vorstellung von ihrer Erscheinung haben. Die Treppe ist doch zweifellos für zweibeinige Kreaturen gebaut worden, richtig?«
    »Anzunehmen«, sagte sie. »Wir sind ziemlich sicher, dass sie vier Gliedmaßen hatten und aufrecht gegangen sind. Das ist aber auch schon alles.«
    »Wann, denken Sie, werden Sie imstande sein, das Alter dieses Bauwerks zu bestimmen?«
    »Sobald wir einige der Funde ins Labor bringen konnten. Bis dahin können wir nur Vermutungen anstellen.«
    Wetheral stand immer noch neben den Stuhlfragmenten, sichtlich bemüht, Hutchins’ Aufmerksamkeit zu erringen. »Ja?«, fragte sie.
    »Sind Sie hier bereits fertig?«
    »Ja«, sagte sie. »Wir haben bereits einen vollständigen Lehnstuhl in der Landefähre verstaut.«
    »Gut«, entgegnete er mit zufriedener Miene. »Danke.« Und während sie ihm mit einiger Überraschung zuschaute, sammelte er die Bruchstücke nebst einem Stück eines Balkens und einem Fetzen eines Materials, das mal zu einem Vorhang gehört haben mochte, ein und schleppte alles die Treppe hinauf.
    »Die Evening Star hofft, ein paar Stücke bergen zu können«, erklärte MacAllister, dessen Rücken allmählich anfing, unter der ununterbrochen gebückten Haltung zu schmerzen. »Gegenstände, die bei historisch bewanderten Passagieren auf Interesse stoßen könnten.«
    Hutchins gab sich vollkommen gleichmütig. »Soweit ich sehe, dürfte das niemandem schaden.«
    »Danke«, sagte MacAllister. »Und falls wir nun alles gesehen haben …« Er drehte sich zu Casey um. »… sollten wir vielleicht allmählich hinausgehen und das Interview machen, soweit das Wetter es erlaubt.«

 
Kapitel VIII
     
     
    »Die Ergebnisse archäologischer Forschungen auf der Erde sind innerhalb bestimmter Parameter vorhersehbar, da wir den groben Verlauf unserer Geschichte kennen. Die außerirdische Variante ist allerdings eine gänzlich andere Angelegenheit. Wer auch immer altes Mobiliar auf Sirius II oder Rigel XVII ausgräbt, sollte seine Mutmaßungen besser an der Tür abgeben.«
    Gregory MacAllister, Stätten und Laute, aus: Bildungsreise durch eine alte Welt
     
    Zum ersten Mal seit dem Ende seiner Jugend hatte Nightingale ernsthaft erwogen, jemanden tätlich anzugreifen. Dass er dem Impuls widerstanden hatte, dass er keinen Schwinger gegen diesen Hohn triefenden, selbstgefälligen Hurensohn gelandet hatte, war keineswegs auf Hutchins Besänftigungsversuch zurückzuführen oder darauf, dass es ihm irgendwie widerstrebt hätte, jemanden anzugreifen, der fast doppelt so groß und gut zweimal so schwer war wie er selbst. Zurückgehalten hatte ihn vielmehr das Gefühl, dass Gewalt ein vollkommen untauglicher Weg war.
    Nightingale war mit einem fest gefügten Verhaltenskodex groß geworden. Man machte keine Szene. Man wahrte unter allen Umständen seine Würde. Musste man sich gegen einen Gegner zur Wehr setzen, so tat man es mit einem Lächeln und ein paar vernichtenden Worten. Unglücklicherweise war er nicht imstande gewesen, sich rasch ein paar vernichtende Worte einfallen zu lassen.
    Nun, da er mit Toni und Chiang im Tunnel arbeitete, war ihm sein vorangegangener Ausbruch peinlich. Das war nicht gut gelaufen. Das war nicht annähernd gut gelaufen. Aber er hatte, ja, bei Gott, er hatte sich der Konfrontation mit MacAllister gestellt und sich damit wenigstens von einem Teil der Last befreien können, die er all die Jahre hatte tragen müssen.
    MacAllister hatte als Chefredakteur der Premier einen Bericht über die ursprüngliche Expedition verfasst, Titel: »Der Pfad der Tugend«. Er war kurz nach Nightingales Rückkehr erschienen, zu einer Zeit, in der die Ermittlungen noch liefen, und er hatte ihm die ganze Verantwortung für den Fehlschlag zugewiesen, ihn beschuldigt, den Aufenthalt schlecht geplant zu haben, und ihn zu guter Letzt als hilflosen Feigling dargestellt, weil er durch die

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