Hutch 05 - Odyssee
wollte er doch keinen Aufstand machen, also tat er wie geheißen. »Bill«, sagte er im gelangweiltesten Tonfall, den er zustande brachte: »Dekomprimieren!«
Er hörte das Zischen von Luft. Dann öffnete sich die Luke, und sie kletterten, angeführt von Amy, hinaus und standen auf dem Sand. Es war felsenhart.
Der Anblick von Menschen in gewöhnlicher Kleidung, die auf der gefrorenen Oberfläche einer fremden Welt herumstanden, hatte stets etwas ausgesprochen Surreales. Mac selbst trug eine graue Hose und ein blau-goldenes Mariners-Hockeyhemd mit der Nummer Siebzehn und dem Namen Levins auf dem Rücken. Das Hemd war ein Weihnachtsgeschenk von einem Cousin gewesen und eigentlich als Scherz gedacht, da Mac öffentlich die Meinung vertreten hatte, Eishockey sei ein Spiel für Idioten. Levins spielte offenbar für die Mariners, eines der kanadischen Teams. Mac hatte keinen blassen Schimmer für welches. Aber das Hemd war bequem und schien der Stimmung bei diesem abendlichen Ausflug angemessen.
Valya trug ihren Salvator- Overall, Eric Trainingskleidung, zu der ein Oberteil mit der Aufschrift Proxmire Accounting gehörte. Amy hingegen spielte die Trendsetterin. Sie trug einen blauen Pullover, blaue Shorts und Slipper. Der Wind heulte um sie herum, und die Temperatur musste um die dreißig Grad minus betragen. Mac fror schon bei Amys bloßem Anblick.
Mac regelte die Heizleistung seines E-Suits hinauf und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie erfroren wären, sollte die Elektronik versagen. Die E-Suits selbst waren unsichtbar, abgesehen von dem kurzen Schimmern rund um ihren Träger herum, wenn das Licht im richtigen Winkel einfiel.
Die vier von der Salvator gingen auf das Wasser zu. Die Wellen, vermutlich durch die Masse und die Nähe zu Remus mit Energie aufgeladen, donnerten heran. Auf seine trostlose Art war dies doch ein außergewöhnlich schöner Ort. Und es war Macs erster Besuch auf einer sterilen Welt. Es war irritierend, auf einen Ozean hinauszublicken, bei dem es sich um den Atlantik hätte handeln können, und zu wissen, dass es an seinen Stränden keine einzige Muschel gab, kein Seegras, nicht einmal eine einzelne lebende Zelle.
Der gefrorene Sand knirschte unter Macs Füßen. Seine Gefährten und er traten in die Brandung, und MacAllister fühlte, wie sich das Wasser an seinen Schienbeinen brach und versuchte, ihn hinaus aufs Meer zu ziehen. Es war ein angenehmes Gefühl.
Valya deutete auf einen Lichtschein am Horizont. »Wir haben uns einen guten Zeitpunkt ausgesucht«, sagte sie.
Eric ging weiter hinaus, bis das Wasser seine Hüften umspülte. Remus ging auf.
Mehrere Minuten standen sie da, sprachen über nichts Besonderes und sahen zu, wie sich der goldene Bogen über das Meer erhob. Es war großartig.
»Er ist schön, oder nicht?«, wisperte Amy ergriffen.
Dies war kein kleiner, öder Mond, der aus dem Meer aufstieg, es war eine strahlende, gelb schimmernde Welt mit Ozeanen und Kontinenten und Flüssen, umgeben von dem sanften Dunst einer Atmosphäre. »Remus sieht ganz anders aus als vom Schiff aus«, stellte Eric fest.
Valya ging weiter hinaus und stellte sich neben ihn. »Das hat etwas mit der Erwartungshaltung zu tun. Steht man auf der Oberfläche, so wie zu Hause, dann rechnet man mit einem Mond. Stattdessen bekommt man das da.«
»Wissen Sie«, sagte Amy, »mein Vater denkt, er hätte das alles längst gesehen. Er hat die Sims gesehen. Aber man muss es wirklich mit eigenen Augen sehen.«
Eric nickte. Das Licht fing sich in seinem Schutzschild, und es schimmerte geisterhaft. »Vielleicht«, sagte er, »kannst du ihn irgendwann hierher bringen.«
»Nein. Er wird sich nicht so weit von Washington entfernen wollen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, wie anders das Leben auf der Erde wäre, wenn wir so einen Mond hätten, der Städte hätte, die wir sehen könnten.«
MacAllister vermerkte in Gedanken, dass er das Mädchen im Auge behalten sollte. Sollte sie doch keine Pilotin werden, würde er ihr einen Job beim National anbieten. Vielleicht …
»Seht mal!« Eric deutete in die Gegenrichtung über die Hügel hinweg. Ein Lichtstreifen jagte über den Himmel.
»Noch mehr Moonrider«, meinte Amy.
Valya legte ihr eine Hand auf die Schulter, als das Objekt in einem Funkenregen explodierte. »Das glaube ich nicht, hryso mou. Das ist nur ein Meteor. Davon gibt es hier eine ganze Menge. «
BIBLIOTHEKSEINTRAG
Regierungsquellen deckten heute auf, dass ein Akademieschiff im
Weitere Kostenlose Bücher