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Hymne an Die Nacht

Hymne an Die Nacht

Titel: Hymne an Die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Madsack
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Es war diese unerwartete Liebkosung, die ihr den letzten Widerstand raubte, doch bevor sie sich endgültig ergab, kam von draußen ein Geräusch, jemand hatte den Waschraum betreten.
    Die Wände der Kabine reichten bis zur Decke und auch ganz bis zum Boden, dennoch konnte sie hören, wie ein offenkundig stark angetrunkener Gast auf Rumänisch fluchte, bis er sich mit einem wasserfallartigen Strahl seufzend in einer der Nachbarkabinen erleichterte. Wasser rauschte, dann plätscherte das Waschbecken, und endlich entfernte sich der Unbekannte schwankenden Schritts.
    Als die Tür hinter dem Mann zugefallen war, zog Vadim den Reißverschluss seiner Hose zu, als wäre nichts geschehen. »Das war Radu, der uns gerade gestört hat«, erklärte er grinsend. »Er hatte noch nie ein Gefühl für das richtige Timing, man merkt es seinen Filmen an. Wirklich schade.«
    Joanna wollte etwas erwidern, brachte aber kein Wort heraus. Vadim stand jetzt mit dem Rücken zur Kabinentür und sah ihr zu, wie sie mit zitternden Fingern den Slip hochzog und ihr Kleid glatt strich.
    »Kleines, bitte schau nicht so entsetzt«, er löste eine Strähne aus ihren Haaren und rollte sie nachlässig um seinen Finger, »in Rumänien sind die Männer nicht so zimperlich, wenn sie eine Frau begehren, wir neigen hier dazu, unseren Gefühlen ziemlich impulsiv nachzugeben.«
    Sie presste die Lippen aufeinander.
    »Außerdem«, fuhr er nachdenklich fort, »bist du auch nicht so harmlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich glaube, du hast ein Geheimnis.«
    Sie sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Träumte sie das alles nur, oder war sie gerade tatsächlich der Attacke dieses transsylvanischen Sex-Maniacs erlegen? Gleichzeitig versuchte sie, Stanislaw abzuwehren, der sich in ihre Gedanken drängte.
    Der Sex-Maniac konnte offenbar ebenfalls Gedanken lesen. »Vielleicht denkst du jetzt, dass du das alles nur geträumt hast, weil es dir so irreal erscheint und so wenig in deine gewohnte Welt passt. Aber ich habe dich stöhnen gehört und ich habe gespürt, dass du mehr wolltest …«
    Er schloss die Kabine auf und ließ sie vorausgehen. Sofort eilte sie zur Tür, doch er hielt sie zurück. »Warte einen Moment, lass mich erst nachsehen, du sollst doch nicht kompromittiert werden.«
    Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte in die Halle. »Da ist niemand. Lass uns von hier verschwinden.« Nacheinander schlichen sie hinaus. Er drehte sich um und ergriff ihre Hand. »Es war nicht meine Absicht, dich zu erschrecken, ich hatte gedacht, du wolltest es auch … und außerdem hast du mich so gereizt, ich konnte einfach nicht widerstehen.«
    Sie blickte zu Boden.
    »Bitte komm morgen Abend noch einmal zu mir nach Poiana Brasov«, flüsterte er. »Ich verspreche dir einen unvergesslichen Besuch im schönsten Restaurant des Ortes, und danach wird nichts geschehen, das du nicht willst. Cornel holt dich ab, und wenn du nach dem Essen zurückfahren möchtest, wird er dich wieder ins Hotel bringen. Ich verbürge mich dafür deinem Vater gegenüber. Falls du dann aber anders entscheidest und in der Nacht bei mir bleiben willst, werde ich der glücklichste Mann sein.« Vadim legte die Stirn in Falten, ließ die Mundwinkel sinken und erinnerte sehr überzeugend an einen treuherzigen Bernhardiner.
    Er ist Schauspieler, ging es ihr durch den Kopf. Sie sah ihn noch immer nicht an. »Ich überlege es mir«, sagte sie kurz angebunden.
    »Wie höre ich von dir? Schickst du mir eine SMS ?«, bat er mit drängendem Unterton. »Oder soll ich im Hotel anrufen?«
    Sie wusste, dass jetzt sie die Karten in der Hand hielt. Vadim kannte ihre Handynummer nicht, Stanislaw würde sie nicht an ihn weitergeben, und im Hotel könnten sie jederzeit auschecken. Ein Wort von ihr zu ihrem Vater würde genügen. Wenn dann jemand nach ihr fragte, wären sie längst mit unbekanntem Ziel abgereist.
    »Ich hinterlasse eine Nachricht im Hotel.« Erst jetzt spürte sie, wie erschöpft sie war. Sie ließ sich in eines der Sofas in der Eingangshalle sinken.
    »Versprichst du es?«
    »Ich verspreche es. Und jetzt wäre ich gern einen Moment allein.«
    Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu und verschwand nach oben. Kaum war er fort, zog sie die Schuhe mit den hohen Absätzen aus und massierte sich die Füße.
    Ihr Handy piepste, diesmal hatte sie von Stanislaw eine ganz gewöhnliche SMS erhalten.
    Wo steckst du?
, schrieb er.
Ich konnte dich nicht finden.
    Kein Wunder, sie hatte ihn irgendwann

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