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gewusst hätte.
Er mochte klein sein, aber er war ein Mann, und kein Mann konnte bestreiten, dass die kleine, kurvenreiche Frau mit ihrer reinen weißen Haut, ihren schräg stehenden blauen Augen und ihrem hellgrünen Haar ein herrlicher Anblick war. Ein wirklich, wirklich herrlicher Anblick.
Oh, und es half auch nicht, dass sie unter der hauchdünnen Toga splitterfasernackt war.
»Heilige Mutter ...« Levet kämpfte mit dem dicken, zähen 376
Schlamm und starrte die Frau an, die nur etwa dreißig Zentimeter größer war als er. »Lass das.«
Die Frau klimperte mit den Wimpern, ihr Lächeln war ausdruckslos. »Was meinst du?«
Levet hatte sich endlich aufgerappelt und schüttelte das schleimige Moos von seinen Flügeln. »Aus dem Nichts auftauchen wie ein ... ein ... Ding, das lästigerweise aus dem Nichts auftaucht.«
»Ich bin nicht aus dem Nichts aufgetaucht.«
»Selbstverständlich bist du das. Hast du denn überhaupt keine Manieren?« Levet schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, was sage ich da. Du bist ein Wassergeist.«
»Und du bist ein Gargyle, auch wenn ich noch nie einen so winzigen gesehen habe. Bist du durch einen Zauberspruch geschrumpft?«
Levet rollte mit den Augen, drehte sich um und begann davonzustapfen. Wassergeister waren vielleicht traumhafte Schönheiten, aber sie besaßen nur selten mehr Hirn, als in einen Fingerhut passte.
»Nein, ich bin nicht durch einen Zauberspruch geschrumpft. So groß wie jetzt war ich schon immer.«
Sie flatterte neben ihn, wobei sie mit ärgerlicher Leichtigkeit über Felsen und Büsche hinweg flog.
»Das ist nicht besonders beeindruckend.«
»Halt den Mund und verschwinde, du lächerlicher Quälgeist.«
»Ich bin kein Quälgeist, und ich kann nicht verschwinden.«
»Natürlich kannst du das.« Levet versuchte sie mit einer Handbewegung zu verscheuchen, wobei er sorgfältig darauf achtete, seinen Blick auf den Boden vor sich zu richten. Als Dämon konnte er von dem Wassergeist nicht verhext wer-377
den, aber er war gegen die Versuchung nicht vollkommen gefeit, und es war nicht die richtige Zeit für eine dermaßen köstliche Ablenkung. »Schwimm mit den widerlichen Fi-schen davon.«
»Du hast mich herbeigerufen, kleiner Gargyle«, schnurr-te sie.
»Das habe ich ganz sicher nicht getan.«
»Doch, das hast du getan.«
»Nein.«
»Doch.«
»N...« Levet hielt an und warf seine Hände in die Luft.
» Sacrebleu , das ist absurd. Warum verschwindest du nicht?«
Sie warf ihre langen Locken zurück. »Ich habe es dir doch schon gesagt. Du hast mich herbeigerufen. Ich bin an dich gebunden, bis der Zauber gebrochen ist.«
»Na schön, ich breche ihn. Er ist gebrochen. Nun verschwinde.«
Sie verzog die Lippen zu einem Schmollmund. »Für einen Gargylen weißt du ja nicht viel.«
Seine Flügel gaben ein wütendes Summen von sich.
Schön oder nicht, diese Frau war eine Nervensäge.
»Nun gut, dann sag nur, was ich tun muss, um dich zum verschwinden zu bringen.«
Das Schmollen verwandelte sich in einen ausgesprochen missmutigen Gesichtsausdruck. »Findest du mich nicht hübsch?«
»Ich finde Giraffen hübsch, aber das bedeutet nicht, dass ich möchte, dass mir eine nachläuft. Insbesondere keine, die ganz offensichtlich ihren Mund nicht halten kann.«
»Du bist kein sehr netter Gargyle.« Allmählich begann ihre Haut in dem schwachen Mondlicht zu schimmern. Es war ein Schimmer, der seit Jahrhunderten Seeleute ins Ver-378
derben gestürzt hatte. »Du solltest mir sagen, dass ich wunderschön bin, und dich nach mir sehnen.«
»Das Einzige, wonach ich mich sehne, ist etwas Ruhe und Frieden«, knurrte Levet. »Ich wünschte, du wärst still.«
Die blauen Augen weiteten sich, und die Lippen öffneten sich, aber erstaunlicherweise folgte nichts außer herrlichem Schweigen.
Levet runzelte die Stirn. Hatte sie tatsächlich seinen Befehl befolgt? Nein, es war kein Befehl gewesen. Es war ein Wunsch gewesen.
Ein verschmitztes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
»Aha. Das ist es. Ich habe drei Wünsche frei, und dann musst du ins Wasser zurückkehren.«
Sie verschränkte die Arme vor ihrem üppigen Busen und funkelte ihn so wütend wie frustriert an. Offenbar hatte sie gehofft, dass er weiterhin zu verwirrt und verzaubert sein würde, um herauszufinden, wie er sie loswerden konnte.
Solange sie ihm Wünsche schuldete, war sie aus ihrem Was-sergefängnis befreit.
Und das Beste war, dass er ein Dämon war. Das bedeutete, dass sie ihn nicht
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