i 7f2e7d9c5fffb544
die Stirn. Es war kein Wunder, dass die arme Frau sich selbst als Bastard betrachtete. Ihre Mutter hatte dafür gesorgt .
»Eine recht engstirnige Ansicht.«
Shay war empört über die Kritik, die in Vipers Worten lag.
»Sie wollte mich beschützen.«
»Das ist verständlich, doch dir die Geschichte deines Volkes zu versagen bedeutete, dir einen Teil deines Selbst zu versagen. Du warst doch sicherlich neugierig?«
»Warum sollte ich, mein Dämonenblut hat mir nichts als Kummer gebracht.«
»Die Shalott-Dämonen sind eine stolze und hoch angese-hene Rasse«, betonte er. »Bevor sie dem Fürsten der Finsternis bei seinem Abschied von dieser Welt folgten, waren sie als die berüchtigtsten Mörder unter den Dämonen bekannt.
Selbst Vampire fürchteten ihre Fertigkeiten.«
»Das ist kaum ein Trost für mich.«
Viper unterdrückte seine Ungeduld. »Du meinst, die Menschen seien die Überlegenen? Sie besitzen den Ruf, Gewalt und Kriege zu verbreiten, ganz zu schweigen von ge-legentlichen eindeutigen Völkermorden. Shalott-Dämonen töten sich zumindest nicht gegenseitig. Das ist ihr heiligstes Gesetz.«
145
Ein Anflug von widerwilliger Neugierde blitzte in Shays Augen auf. »Nie?«
»Niemals.« Er hielt ihrem Blick stand. »Sie glauben, das Blut eines anderen Shalott-Dämons zu vergießen bedeute, dass sie selbst und ihre gesamte Familie sich den Zorn ihrer Götter zu zögen. Es ist eine Sünde, die nicht getilgt werden kann. Ich wünschte bloß, dass Vampire diesen Glauben mit ihnen teilten.«
Shay senkte den Blick, während sie geistesabwesend mit ihrem Weinglas spielte. »Kanntest du viele Shalott-Dämonen?«
»Einige. Und bevor du fragst, ich habe sie nicht ausgesaugt oder versklavt, und keine von ihnen war meine Geliebte.«
»Erzähl mir nicht, dass sie eine Art Dämonenkumpane waren«, meinte Shay ungläubig.
Viper biss die Fangzähne zusammen. Wenn sie absichtlich versuchte, ihn zu ärgern, dann machte sie ihre Sache sehr gut.
Natürlich war es wahrscheinlicher, dass ihre Tiefschläge ihrer Selbsterhaltung dienten. Wenn sie vorgab, dass es sie nicht kümmerte, dann konnte nichts sie verletzen.
»Zufällig sind zahlreiche Dämonen meine Freunde, aber die Shalott-Dämonen waren eher ... Kameraden. Ein Clanchef hat zahlreiche Feinde.«
Shay hob abrupt den Blick. »Du hast sie als Mörder ange-heuert?«
»Eigentlich heuerte ich sie an, damit sie mich ausbildeten«, stellte er klar.
»Wozu ausbildeten?«
»Die meisten Shalott-Dämonen sind gründlich in den Kampfkünsten ausgebildet, und noch wichtiger ist die Tatsache, dass sie ein umfassendes Wissen über Waffen besitzen.«
146
Viper sah Shay fragend an. »Gewiss war das auch bei deinem Vater der Fall?«
Ein Ausdruck von Stolz, den sie nicht vollständig verbergen konnte, flackerte in ihrem Gesicht auf. »Natürlich.«
Viper unterdrückte das Lächeln, das sich mit einem Mal in seinen Mundwinkeln bildete. Er war nicht dumm.
»Und wie sieht es bei dir aus?«
»Ich habe einige Erfahrung mit Schwertern und Dolchen, aber mein Vater starb, bevor ich voll ausgebildet war«, gestand sie vorsichtig. Ohne Zweifel befürchtete sie, dem Feind Informationen zu liefern.
»Nun, ich kann unmöglich behaupten, über das Talent deines Vaters zu verfügen, doch wenn du es möchtest, könnten wir gemeinsam üben.«
Schweigen folgte auf diese Worte.
Es war die Art von lastendem Schweigen, das Viper versicherte, dass Shay zu entscheiden versuchte, ob er irgendeinen furchtbaren Plan schmiedete oder einfach den Verstand verloren hatte.
Vielleicht würde sie es ihm mitteilen, wenn sie es herausgefunden hatte.
»Gemeinsam üben?«, wiederholte sie stirnrunzelnd. »Soll das ein Scherz sein?«
Er zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Ich hatte seit Jahren keinen annehmbaren Sparringspartner mehr.«
»Die meisten Besitzer sind nicht besonders wild darauf, ihren Sklavinnen und Sklaven beizubringen, wie man sie tötet«, erwiderte sie trocken.
»Hegst du die Absicht, mich zu töten?«
»Diese Entscheidung habe ich noch nicht getroffen.«
Er lachte kurz und verblüfft auf. »Wirst du es mich wissen lassen, wenn du dich entschieden hast?«
147
»Vielleicht.«
»Das war nicht ganz die Bestärkung, auf die ich gehofft hatte«, murmelte er, während sein Blick über ihr schönes Gesicht schweifte. Dies war nun eine Sparringspartnerin, in die ein Vampir wahrhaft seine Zähne einschlagen konnte.
»Nun?«
»Nun was?«
Er berührte ihre Finger mit der Hand.
Weitere Kostenlose Bücher