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wie bei einer Shalott?«
»Ich weiß nicht, wie das bei Shalott-Dämonen ist, aber meine Wunden heilen schneller als die von Menschen.«
»Bist du gegen Ansteckungen immun?«
»Ja.«
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Wunde zu, die bereits aufgehört hatte zu bluten und sich langsam schloss. Shays übermenschliche Stärke war nicht der einzige Grund, warum sie immer wieder als Missgeburt bezeich-net worden war. Mit einem leichten Nicken stand Viper wieder auf.
»Kannst du spüren, wie sich der Dämon nähert?«
Sie erschauderte. »Ja.«
»Ist das der gleiche Dämon, der versucht hat, dich in der Nacht der Auktion zu stehlen?«
Shay zwang sich, sich auf das Gefühl zu konzentrieren.
Diese Aufgabe wäre ein ganzes Stück einfacher gewesen, wenn Viper den Anstand besessen hätte, sich auf die anderen Seite des Raumes zu begeben. Das kühle Aufbranden seiner Macht war eine Ablenkung, die sie nicht gebrauchen konnte.
Sie holte tief Luft, schloss die Augen und öffnete sich widerstrebend dem Dämon, der sich ihnen näherte. Es hatte Jahre gedauert, bis sie gelernt hatte, ihre menschliche Logik nicht mehr zu beachten und den feinen Sinnen ihres Dämo-160
nenblutes zu vertrauen. Sie mochte vielleicht nicht verstehen, wie es möglich war, dass sie ihre Fühler ausstreckte und die Essenz einer anderen Person spürte, aber sie zog es nie länger in Zweifel.
Es dauerte eine Weile, aber schließlich schüttelte sie den Kopf. Da war das Gefühl einer kalten, drohenden Gefahr aber sie entstammte nicht der gleichen Quelle.
»Es ist nicht derselbe Dämon.«
»Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll.« Viper schüttelte den Kopf und streckte dann die Hand aus. »Komm, wir müssen dich fortbringen.«
Shay sah ihn erstaunt an. »Wäre es nicht sicherer, hierzu bleiben?«
»Dann säßen wir in der Falle.«
»Aber wenigstens haben wir Waffen«, betonte sie.
Er zuckte die Achseln. »Wir benötigen einen Ort, an den wir fliehen können, wenn alles zum Teufel geht.«
»Wenn alles zum Teufel geht?«, fragte Shay ungläubig.
Ein schwaches Lächeln kräuselte Vipers Lippen, bevor sich herunterbeugte und sie direkt unter ihr Ohr küsste.
»Das Vergnügen hat gerade erst begonnen, Schatz«, flüsterte er.
Viper holte ein Paar Dolche, die er sich in die Stiefel steckte sowie ein kleines Amulett, das an einem Lederriemen hing, dann führte er Shay und den Gargylen aus seinem Waffen-lager.
Die Höllenhunde waren tot, aber der Dämon blieb eine ferne Bedrohung, die nicht ignoriert werden konnte, wollte nicht in die Enge getrieben werden, ohne die Möglichkeit zu haben zu entkommen, wenn der Dämon schließ-
lich angriff. Nicht, wenn er nicht vollkommen darauf ver-161
trauen konnte, dass er in der Lage war, den Dämon, der Shay jagte, zu besiegen.
Er wählte einen schmalen Gang, der vom Haus wegführ-te, und bewegte sich in geräuschloser Eile so schnell, dass Shay leise etwas vor sich hin murmelte und der kleine Gargyle bei dem Versuch, mit ihm Schritt zu halten, ins Stolpern geriet. Er ignorierte die Klagen der beiden, während er durch die Dunkelheit strebte und endlich an der Treppe ankam, die er hatte erreichen wollen.
»Hier entlang«, befahl er und trat beiseite, um Shay und den Gargylen vorbeizulassen.
Beide hielten an, um ihn misstrauisch anzusehen. Er hätte wissen müssen, dass er nicht hoffen durfte, dass sie seinem Wunsch ohne lange Diskussion gehorchten.
»Wohin führt die Treppe?«, verlangte Shay zu wissen.
»Zu einer Kammer unter der Garage. Wir werden versuchen, den Dämon von dort aus aufzuhalten, aber wenn wir versagen, hast du die Gelegenheit zu fliehen.«
Shays Gesicht versteinerte. »Meinst du, dass ich dich verlassen würde ... Ich meine, Levet verlassen würde, damit er einen Dämon bekämpft, der offensichtlich mich zu fassen bekommen will?«
»Wir haben keine andere Wahl.« Viper griff nach ihrem Arm. »Weder der Gargyle noch ich sind imstande, diese Gänge zu verlassen, bevor die Nacht erneut hereinbricht.
Wir können dir nur Zeit geben, zu entkommen.«
Levet seufzte. »Er hat recht, Shay. Du musst gehen.«
»Vergesst es. Ich ...« Shay hielt inne, als hinter ihnen ein rollendes Geräusch erklang. »Verdammt.«
»Die Zeit zum Streiten ist vorbei.«
Viper behielt den Griff um Shays Arm bei und zwang sie, die Treppe zu dem kleinen Raum hinaufzusteigen. Sobald sie 162
dort an einer schmalen Leiter angekommen waren, griff er in seine Tasche, zog das kleine
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