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größer und mächtiger war als sie, und an ihre Schwierigkeiten.
Shay ließ es zu, dass die Stille die Anspannung in ihren Muskeln milderte. Sie lehnte den Kopf gegen die Kissen ihrer Bank und seufzte rief auf.
Das plötzliche Kältegefühl in der Luft warnte sie, dass sie nicht mehr allein war. Und dass der Eindringling ein Vampir war. Aber nicht Viper, wie sie feststellte, als sie sich widerstrebend aufsetzte. Ihr Herz machte keinen Satz, ihr Mund wurde nicht trocken, ihre Haut nicht feuchtkalt. All diese Dinge wären Anzeichen für einen ganz besonderen Vampir gewesen.
Um zu beweisen, dass ihre Instinkte recht hatten, kam Dante hinter einem künstlichen Hügel voller Gänseblümchen hervor, um ihr ein charmantes Lächeln zu schenken.
»Du hast also den Wintergarten gefunden.«
Sie konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern.
Obwohl er ein Vampir war, gab es etwas sehr Faszinierendes an diesem Mann.
»Es ist wunderschön hier.«
»Ich werde Abby mitteilen, dass es dir gefällt. Sie beharrt darauf, dass die einzige Methode, die Natur zu genießen, darin besteht, sie streng zivilisiert hinter Glas zu haben.« Sein Lächeln wurde breiter. »Natürlich ist sie auch entschlossen, mich ebenfalls zu zivilisieren, aber damit hat sie weitaus weniger Erfolg.«
»Dich zu zivilisieren?«
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»Es wurde behauptet, dass ich zu sehr Krieger und nicht genug Poet sei.«
Shay war geneigt, das zu glauben. Mit seinem langen schwarzen Haar und den goldenen Kreolen sah er wie ein verführerischer Pirat aus. Aber so leicht ließ sie sich nicht täuschen.
»Du darfst nicht vergessen, dass ich deine Bibliothek gesehen habe. Womöglich bist du ein Gelehrter.«
Er hob die Hände. »Großer Gott, das darfst du bloß nicht bekannt machen. Mir gefällt der Ruf eines Krieger weitaus besser.«
Shay musste lachen. »Meine Lippen sind versiegelt.«
Er trat etwas näher und lehnte sich gegen den Rand des Marmorbrunnens. Auf den ersten Blick wirkte er äußerst entspannt, aber ihr entging nicht die scharfsinnige, durchdringende Neugierde in den Silberaugen.
»Weißt du, ich habe dir nie für deine Hilfe bei Abbys Rettung gedankt«, sagte er.
»Das war eine recht selbstsüchtige Sache.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihr Zittern zu verbergen. »Niemand wünschte sich mehr, dass Edra tot war, als ich.«
»Es war aber nicht notwendig, dich vor Viper zu werfen, um eine magische Entladung abzufangen, die für ihn bestimmt war.«
Nun ja, das stimmte wohl.
Sie rollte mit den Augen. »Du kannst mir glauben, ich habe diese impulsive Entscheidung mehr als einmal bedauert.«
Sein sanftes Lachen war beinahe spürbar. Shay fragte sich, ob Vampire ihre Wirkung auf Frauen durch Übung stei-gerten, oder ob es einfach eine Macht war, die mit den Fangzähnen einherging.
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»Ohne Zweifel.« Er neigte den Kopf zur Seite und wech-selte abrupt das Thema. »Gibt es einen Grund dafür, dass du allein hier bist?«
»Ich schöpfe nur Atem.«
»Das ist sehr verständlich. Shalott-Dämonen haben es seit jeher vorgezogen, statt des Gejagten der Jäger zu sein. Es ist nicht gerade angenehm, sich vor gefährlichen Feinden auf der Flucht zu befinden.«
Sie faltete die Hände im Schoß, als die vertraute Angst ihr den Magen zusammenzog. »Nein, das ist wahr.«
Dantes Miene wurde weicher. »Zumindest bist du nicht allein. Trotz all seiner Arroganz gibt es nur wenige, die ich lieber an meiner Seite wüsste als Viper.«
Hatte er sie aus diesem Grund aufgesucht? Um sie zu überzeugen, dass Viper eine Art Ritter in schimmernder Rüstung war?
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber nicht über Viper reden.«
Dante sah sie lange an. »Bereitet er dir Sorgen?«
Mit einem kurzen, freudlosen Lachen erhob Shay sich und entfernte sich einige Schritte von dem vor ihr aufragenden Vampir.
»Die ganze Zeit.«
»Möchtest du, dass ich mit ihm spreche?«
»Nein.« Abrupt fuhr sie herum, die Hände gegen ihren Magen gedrückt. »Ich meine,...verdammt, ich habe keine Ahnung, was ich meine.«
Dante war klug genug, um nicht über ihre Unbeholfen-heit zu lachen. »Ich glaube nicht, dass du die Einzige bist, meine Liebe«, meinte er sanft. »Ich kenne Viper schon eine beträchtliche Weile, und, um ganz ehrlich zu sein, ich habe ihn noch nie so gesehen...dermaßen von einer Frau aus der 258
Fassung gebracht. Er hat den Ruf, selbst in seinen intimsten Beziehungen distanziert zu sein.«
»Distanziert?« Sie schnaubte abfällig. »Mir ist noch nie
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