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ein aufdringlicherer, rücksichtsloserer Vampir begegnet.«
»Wie ich schon sagte, er ist ganz und gar nicht er selbst.«
Dante hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich dir gratu-lieren oder kondolieren soll.«
Komisch, da waren sie schon zu zweit.
Shay schüttelte den Kopf. »Ich verstehe ihn einfach nicht.«
»Es gefällt ihm, sich geheimnisumwittert zu geben.«
»Weshalb hat er mich gekauft? Er will doch keine Sklavin. Er möchte mein Blut nicht verkaufen. Er hat nicht einmal davon gekostet.« Sie seufzte verärgert auf. »Was will er denn?«
»Muss er etwas wollen?«
Sie sah ihn eindringlich an. »Er ist ein Vampir.«
»Das ist wohl wahr.« Dante richtete sich langsam auf. »Ich vermute, die Antwort ist, dass er selbst nicht weiß, aus welchem Grunde er dich gekauft hat.«
»Er ist mehr als tausend Jahre alt, nicht etwa sechzehn. Wie kann er nicht wissen, weshalb er mich gekauft hat?«
Dante zuckte die Achseln. »Bisweilen weist unser langes Leben die Tendenz auf, uns ... ein wenig ichbezogen werden zu lassen.«
»Ach, wirklich?«, meinte Shay sarkastisch.
Dantes Lippen zuckten, aber sein Gesichtsausdruck blieb ernst. »Selbst innerhalb unserer Clans sind wir Einzelgänger.
Es gibt zahlreiche Vampire, die sich vollkommen absondern und Jahrzehnte ohne Kontakt zu anderen verbringen .«
»Ihr seid also Einsiedler?«
»In gewisser Weise. Die Welt dreht sich weiter, während wir uns nicht verändern. Es ist eine natürliche Tendenz, sich 259
in sich selbst zurückzuziehen, bis etwas, oder jemand, uns aus der Reserve lockt.«
Shay schnitt ein Gesicht. Sie hatte nichts getan, um Viper aus der Reserve zu locken. Wenigstens nicht absichtlich.
»Ihr zieht euch doch nicht vollkommen zurück.« Ihre Stimme bekam einen scharfen Unterton. Sie wusste nur zu gut, dass Vampire keine harmlosen Einsiedler waren. Nicht im Mindesten. »Immerhin müsst ihr jagen.«
»Das ist nicht länger notwendig. Wir verfügen über syn-thetisches Blut, das die meisten Vampire den Gefahren der Jagd vorziehen.«
»Welchen Gefahren?«, spottete Shay. »Ihr seid unsterblich.«
Die attraktiven Züge schienen zu versteinern, als habe er mehr verraten, als er beabsichtigt hatte.
»Es gibt Mittel und Wege, uns zu töten. Weshalb sollten wir einen Holzpflock im Herzen riskieren, wenn wir unsere Nahrung aus der Mikrowelle bekommen?«, fragte Dante in einem beinahe zu lässigen Tonfall.
Vielleicht wäre Shay ihrem Verdacht nachgegangen, dass Dante etwas vor ihr geheim hielt, wenn sie nicht von den Verletzungen eingeholt worden wäre, die nie verheilt waren.
»Ich dachte, Vampire genössen es, ihre Opfer zu jagen?
Der Reiz des Tötens und so weiter.«
Dante entging nicht die Bitterkeit in ihrer Stimme. »Viper erzählte mir, dass dein Vater von einem Vampir getötet wurde.
Das tut mir leid.«
Shay blickte zu Boden. »Das war vor langer Zeit.«
»Aber du hast es nie vergessen.«
»Nein, ich habe es nie vergessen.«
Unvermittelt wurden die Spitzen von Dantes Bikerstie-feln für sie sichtbar, und Shay hob den Kopf, um festzustellen, dass Dante direkt vor ihr stand.
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»Shay, Viper hat deinen Vater nicht getötet.«
Bei seinem sanften Tonfall zuckte sie zusammen.
»Ich weiß.«
»Wirklich?« Er berührte sie leicht am Arm. »Weißt du es wirklich?«
»Meistens«, gab sie zu.
»Shay ...«
»Dante.« Beide fuhren auf beim Klang der dunklen, samt-weichen Stimme, die plötzlich ertönte. »Trotz deiner Intelligenz gefällt es dir, gefährlich zu leben, nicht wahr?«
Shay drehte sich um und beobachtete, wie Viper herbeige-schlendert kam. Nein, er schlenderte nicht, sondern glitt. Wie ein geschmeidiger Panther, der durch die Schatten schlich.
Ihr stockte der Atem, als er sich ihnen näherte. Er war so schön wie immer. Bekleidet mit einer schwarzen Satinhose und einem schwarzen Samtmantel, der ihm fast bis zu den Knien reichte. Sein Silberhaar und seine elfenbeinfarbene Haut leuchteten beinahe im Gegensatz dazu. Aber es waren die schwarzen Augen, die Shays Aufmerksamkeit erregten und fesselten. In ihnen lag eine glühende Macht, die die Luft selbst aufzuwühlen schien.
»Ah,Viper.« Dante, der neben ihr stand, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte mit einem geheimnisvollen Anflug von Selbstgefälligkeit. »Ich dachte mir schon, dass du uns früher oder später mit deiner Anwesenheit beehren würdest.«
Auf den eleganten Gesichtszügen lag ein Lächeln, doch als Viper vor ihnen anhielt, erzitterte Shay
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