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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Sie.« Daraufhin nickte der Chefkoch und kehrte eilends in seine Küche zurück.
    Kurz darauf erschien die Kellnerin, und zum erstenmal erlebte Jack Kid in Aktion. Er bestellte lediglich Mineralwasser – aber das reichte schon.
    »Ist Pellegrino okay?« fragte sie, und wenn er gesagt hätte, es wäre nicht okay, wäre sie, dessen war Jack sich sicher, bestimmt in Tränen ausgebrochen. Oder sie hätte ihm angeboten, in den nächsten Supermarkt zu rennen und ihm eine Flasche Perrier zu besorgen.
    »Pellegrino ist super«, antwortete Kid und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
    Sie nickte und erwiderte das Lächeln schüchtern. »Kann ich Ihnen noch etwas anderes bringen?«
    »Was, zum Beispiel?« fragte Kid.
    »Ich weiß es nicht«, stammelte sie. »Ich denke, der Chefkoch hat Ihre Bestellung bereits aufgenommen, oder nicht?«
    »Das hat er«, sagte Jack, aber sie würdigte ihn kaum eines Blickes.
    »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn wir noch irgend etwas brauchen«, meinte Kid zu ihr. »Versprochen.« Und sie schwebte davon, drehte sich noch mehrmals nach ihm um, ehe sie die Bar erreichte und ihre Getränkebestellung aufgab.
    »Okay, ich bin beeindruckt«, gestand Jack. »Mir wird zwar schlecht von soviel Charme, aber ich bin beeindruckt.«
    »Du wirst dich gleich wieder erholen«, entgegnete Kid. »Ich denke nämlich daran, das Team aufzugeben.«
    »Entschuldige, aber höre ich da etwa diverse Herzen brechen?«
    »Ich meine es ernst«, sagte Kid.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Jack. »Nicht, nachdem ich gesehen habe, was du mit ihr gerade gemacht hast.«
    Kid beugte sich vor und redete jetzt ganz leise. »Glaub mir«, sagte er. »Es hat sich einiges geändert.«
    »Was?«
    »Die Erfüllung. Ich glaube, ich muß dir von ihr erzählen.«
    Jack unterbrach ihn nicht, sondern nickte nur und deutete Kid damit an, daß er keine Hemmungen zu haben brauchte.
    »Sie hat mir etwas erzählt, das mich einigermaßen erschüttert hat.«
    »Es ist schwer, sich etwas vorzustellen, was dich erschüttern könnte.«
    »Ja, ich weiß. Aber das hat mich getroffen. Sie hat mir ein Geheimnis verraten.«
    »Das muß aber ein ganz besonderes Geheimnis gewesen sein.«
    »Das war es. Und ich muß dir ein paar andere Dinge erzählen. Der Irrtum … ich muß herauskriegen, wo Der Irrtum war …«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Ich weiß, was ich sage, ergibt keinen Sinn. Gib mir noch ein paar Tage Zeit. Ich bin dicht dran …«
    Kids Augen suchten jetzt den vorderen Teil des Restaurants ab. Er verzog das Gesicht, schüttelte langsam den Kopf und hob die Hand, um zu winken. Er sah wieder zu Jack und sagte: »Mein Partner ist da.«
    Jack schaute ebenfalls auf und deutete ein Winken an, das dem jungen Mann galt, der durch das Restaurant auf sie zukam.
    »Hör zu«, sagte Kid, und in seiner Stimme lag etwas unterschwellig Drängendes. Jack kniff die Augen zusammen. »Ich habe ihr ebenfalls ein Geheimnis verraten.«
    »Dem Irrtum?«
    Kid schien zu erschrecken, aber er sagte nur: »Nein. Der Erfüllung. Sie weiß jetzt sehr viele Dinge.«
    »Was für Dinge?«
    »Komplizierte Dinge. Ich möchte nur, daß du das weißt. Zwei von ihnen …«
    »Bist du okay, Kid? Du scheinst …«
    »Ja, ich bin okay … völlig okay … Aber denk an das, was ich gesagt habe. Zwei von ihnen wissen …«
    Und ehe Jack eine weitere Frage stellen konnte, war die Restaurantchefin bei ihnen, und Jack drehte sich zur Seite, um Kids ältesten und besten Freund zu begrüßen, während er an den Tisch trat. Jack hatte Bryan Bishop nicht mehr gesehen, seit er siebzehn Jahre alt war. Das lag schon sechs oder sieben Jahre zurück. Aber der Junge war äußerlich nicht viel gealtert. Er hatte noch immer das Gesicht eines Teenagers und den freundlichen, offenen Ausdruck, an den Jack sich erinnerte. Kid hatte recht – Bryan hatte viel von seiner Massigkeit verloren. In der High-School war er ein Riese gewesen und hatte als Lineman im Footballteam gespielt. Kid hatte von Steroiden gesprochen. Sogar in diesem frühen Alter wurden sie den Athleten verabreicht. Aber diese Zeit war offensichtlich vorbei, denn obgleich hervorragend in Form – er war noch immer größer als Kid und sah noch stärker aus –, hatte sich ein beträchtlicher Teil seiner Körpermasse verflüchtigt, und er hatte wieder sein normales Maß. Während Bryan sich näherte, erinnerte Jack sich an ihn als eine Art treuen Gefolgsmann, die Manieren nicht sonderlich geschliffen, nicht annähernd so intelligent wie

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