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Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Titel: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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Kellner angewiesen, ungefragt nachzuschenken. Der Alkoholpegel stieg in überhöhter Geschwindigkeit. Bald wurde gelacht, gesungen und, vom Chef der Russen, gesteppt. Die Hände der Damen waren nicht mehr nur mit den Stielen der Weingläser beschäftigt. Nachdem ich die Hand meiner Nachbarin zweimal unsanft zurück auf den Tisch geworfen hatte, wandte sie sich dem Russen zu ihrer Rechten zu, der nun gleich von zwei Seiten bei Laune gehalten wurde.
    Unser Chef gab den Berlusconi. Umschnurrt von einer Blonden, die seine Tochter hätte sein können, trieb er die Vertragsgespräche voran. Im Gegensatz zu den Russen nippte er nur an seinem Glas. Und die Geschäftspartner waren immer mehr an einem schnellen Abschluss interessiert, wohl auch, weil sie nicht allzu lange von ihrem Rückzug auf die Zimmer mit den Damen abgehalten werden wollten.
    Ich nahm ein Taxi und fuhr nach Hause. Die Russen haben am nächsten Morgen unterschrieben. Die abendlichen Argumente unseres Chefs hatten sie überzeugt.
    Ein Kollege aus der Geschäftsleitung flüsterte mir zu: »So kommen viele unserer Neuaufträge zustande. Bei Russen bist du erfolgreich mit einem gemeinsamen Besäufnis inklusive Frauen, danach behandeln sie dich wie einen Bruder. Asiaten dagegen sind schamhafter, ihnen schickt der Big Boss immer Einzelbegleiterinnen.«
    Offenbar gab es für jede Nationalität eine Strategie. Und was dabei herauskam, waren (s)exklusive Geschäfte. Ich fürchte, sie werden von der Steuer abgesetzt.
    Peter von Stein, Vertriebsleiter
    Betr.: Wie mein Chef zu dem Spitznamen »Porno-Peter« kam
    Â»Schon wieder Viren auf meinem Computer«, schimpfte mein Chef. »Das Ding wird immer langsamer.« Ich als Sekretärin sollte es wieder einmal richten: »Rufen Sie den EDV -Heini an!« Er war der Einzige im Haus, der » EDV « statt » IT « sagte, nur weil die Abteilung vor zwei Jahrzehnten so geheißen hatte. Der Chef verschwand wieder in seinem Büro, und ich rief den Kollegen vom IT -Service an, nun das dritte Mal in einem halben Jahr. Als ich mich am Telefon meldete, sagte er gleich: »Dein Chef hat doch nicht schon wieder …«
    Â»Doch, doch«, sagte ich, »er hat Viren auf dem Computer.«
    Â»Warum lässt er das nicht endlich? Ich habe ihn doch schon mehrfach gewarnt.«
    Â»Was soll er lassen?«
    Der Kollege schwieg einen Moment zu lang. »Na los, sag schon!«, spornte ich ihn an.
    Â»Eigentlich ein Dienstgeheimnis.«
    Â»Na komm, ich behalte es für mich. Versprochen.«
    Â»Dein Chef treibt sich auf Seiten rum, wo es viel nackte Haut, aber wenig Sicherheit gibt.«
    Â»Er schaut Porno-Seiten an?«, fragte ich ungläubig – das schien so gar nicht zu einem biederen Typen wie ihm zu passen.
    Â»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte der IT -Kollege. »Aber ich baue ihm jetzt einen Porno-Filter ein. Ich habe es satt, jedes Mal seine Daten zu retten. Und mir auch noch vorwerfen zu lassen, dass es ausgerechnet wieder seinen Computer getroffen hat.«
    Offenbar hatte der IT -Kollege den Chef schon mehrfach vor »unseriösen Homepages« gewarnt. Der Chef habe nur gesagt: »Ich bin so gut wie nicht im Internet. Wenn da Viren sind, müssen die per Mail kommen.« Doch bei der Rekonstruktion der Daten war der IT -Kollege auf die Surf-Verläufe gestoßen. Dort wimmelte es von Seitennamen wie www.erotik­such­ma­schi­ne.cc , www.poppen.de oder www.geilenacktefrauen.com .
    Natürlich sprach sich die Sache blitzschnell im Haus rum. Seither wird mein Chef, wenn er nicht dabei ist, nur noch »Porno-Peter« genannt. Zu dem Filter hat er übrigens kein Wort gesagt. Doch seit diesem Tag gab es nie wieder ein Problem mit Viren.
    Klara Engel, Sekretärin

Der Liebesdienst am Kunden
    Â»Ohne Sex geht bei uns nichts«, sagt Peter Paulsen (54), der für eine große Baufirma in Hamburg das Neugeschäft akquiriert. »Wenn ich einen Großkunden überzeugen will, brauche ich gute Argumente. Kennen Sie ein besseres Argument als Sex?«
    Das klingt, als würden die Aufträge nicht nach Bauleistung, sondern nach der Qualität des Liebesdienstes vergeben. Peter Paulsen lächelt. »So einfach ist das nicht. Es muss alles stimmen, auch das bauliche Angebot. Aber Sex gehört zum Paket. Ich kenne doch meine Pappenheimer.«
    Seine Pappenheimer, das sind die Einkäufer von Bauleistungen:

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