Ich bin dann mal alt
bewusste Auseinandersetzung mit dem Leben. Oft bauen Ängste und alte Schuldgefühle im Menschen Spannungen auf, die seinen Schlaf stören oder zu Depressionen führen. Leider bekämpfen viele diese Rhythmusstörung mit allen möglichen Medikamenten, anstatt zu versuchen, sich durch die bewusste Auseinandersetzung mit den Konflikten selbst zu helfen. Es macht allerdings wenig Sinn, Konflikte, die man nicht mehr lösen kann, für alle Zeit weiter mit sich herumzutragen. In solchen Fällen ist es gescheiter, seine Schuldgefühle bewusst zu beenden, indem man sich selbst verzeiht und vergibt, sonst besteht die Gefahr, dass man zum missmutigen Eigenbrötler wird.
Eine einfache, aber wunderbare Möglichkeit, um im Alter den Wechsel von Spannung und Entspannung zu pflegen, ist das Spielen. Ob Rommé oder Schafkopf, »Mensch ärgere dich nicht« oder Monopoly, Memory oder Schach – das Erleben von Spannung und Entspannung tut der Seele gut. Weniger geeignet sind allerdings virtuelle Spiele am Computer, weil es natürlich viel mehr Spaß macht, wenn der Mitspieler ein leibhaftiger Mensch und keine seelenlose Maschine ist. Wer im Alter allein lebt, sollte sich auf jeden Fall umschauen, wo es im Bekanntenkreis, in der Nachbarschaft, in Vereinen oder Seniorengemeinschaften eine Spielgruppe gibt, der man sich anschließen kann. In sinnvollem Maß zu spielen, tut nicht nur den Alten gut, sondern Menschen in allen Lebensphasen.
Den Bogen nicht überspannen
Eine Legende erzählt von einer Begegnung des Apostels Johannes während seiner Verbannung auf der Insel Patmos, wo Johannes als Einsiedler lebte.
Eines Tages ging ein Jäger an seiner Höhle vorbei und sah, wie der Heilige mit einem zarten Rebhuhn spielte. Der Jäger, der den Heiligen als einen Geistesmann und scharfen Denker kannte, sagte zu ihm, dass so ein Spiel mit dem Rebhuhn überflüssig sei. Der Heilige könne doch, statt seine Zeit mit dem unnützen Spiel zu vertrödeln, etwas wirklich Sinnvolles machen. Johannes soll dem Jäger geantwortet haben: »Schau einmal auf deinen Bogen. Was geschieht, wenn du ihn dauernd unter Spannung hältst?«
Der Jäger antwortete: »Dann wird er seine Spannkraft verlieren und vielleicht sogar zerbrechen.«
Darauf sagte Johannes: »Genauso ist es auch mit mir. Ich brauche immer wieder eine Zeit der Entspannung, damit ich richtig leben und studieren kann.«
Von dieser Klugheit des Apostels Johannes können wir auch in der Gegenwart lernen: Wir dürfen unseren Bogen nicht überspannen, sonst bricht er.
Essen und Trinken halten wirklich Leib und Seele zusammen
Um gut alt zu werden, braucht der Mensch zuerst einmal was zu essen und zu trinken, damit er gesund bleibt. Aber nicht zu üppig – und nicht zu viel Alkohol. Und dann braucht er Frieden, innen und außen.
Lindenwirtin Josefine Wagner
Gesundes Altern ist ohne die richtige Ernährung nicht möglich. Zwar sollten wir schon in jungen Jahren darauf achten, dass wir vernünftig essen und trinken, weil wir damit eine wichtige Grundlage für das Wohlbefinden von Leib und Seele schaffen. Doch auch wer in dieser Hinsicht früher »gesündigt« hat, muss später den Kopf nicht hängen lassen: Er hat auf seine alten Tage hin immer noch die Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen, und kann sich bewusst um seinen Essensrhythmus kümmern. Von Fachleuten wissen wir, dass eine gezielte Ernährung auch noch im Alter gegen viele Krankheiten vorbeugend wirkt oder bereits vorhandene Leiden lindert.
Die Erfahrung zeigt, dass zu viel tierisches Fett und zu wenig Obst und Gemüse keine gute Nahrungsgrundlage sind. Unbestritten ist auch, dass ungesättigte Pflanzenöle aus Oliven, Raps oder Sonnenblumen gesünder sind als Butter, Schmalz oder Speck. Das bedeutet aber nicht, dass man gleich zum Vegetarier werden soll: Gegen einen maßvollen Fleischkonsum ist nichts einzuwenden – sogar die 1500 Jahre alte Ordensregel der Benediktiner empfiehlt eine gesunde, maßvolle Mischkost.
Überraschend ist dagegen die Erkenntnis, dass in unserer modernen Gesellschaft viele alte Menschen an Unterernährung leiden. Laut Statistik weist unter den alleinlebenden Senioren jeder dritte Anzeichen einer Mangelernährung auf – und bei den
Pflegebedürftigen in Heimen und Krankenhäusern sind es sogar skandalöse 70 Prozent. Umso wichtiger ist es für die Angehörigen, dass sie auf die Ernährung ihrer Eltern und Großeltern, die in Pflegeheimen oder vorübergehend in einer Klinik untergebracht sind, besonders
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