Ich bin ein Genie und unsagbar böse
kreischt Mom, die ihrem Optimismus Nachdruck verleiht, indem sie mich ins rechte Ohr beißt. »Natürlich wird er gewinnen! Wer würde sich schon erdreisten, gegen Oliver zu stimmen? Wer?«
Mein Vater nimmt einen großen Schluck Wasser. »Jaaa … stimmt eigentlich. Wir würden ihn natürlich wählen, Liebes«, sagt er mit wenig Überzeugung. »Ich will nur nicht, dass Ollie allzu enttäuscht ist, wenn er … Marlene, der Junge kriegt ja keine Luft.«
Mom lockert ihren liebevollen Schwitzkasten, sodass ich in den Genuss von ein bisschen Sauerstoff komme. Gerade noch rechtzeitig, denn nur wenige Sekunden später wäre einer meiner Bodyguards durch
die Scheibe gesprungen, um sie zu entfernen. Und das hätte mich in ziemliche Erklärungsnot gebracht.
Nachdem ich ihr eine Weile gut zugeredet habe, erklärt sich Mom einverstanden, zu ihrem Stuhl zurückzukehren. Dort sitzt sie nun, während ihr Tränen über die zitternden Wangen laufen und sie sich haufenweise Makkaroni in ihre lächelnde Mundöffnung schiebt.
Daddy tätschelt beruhigend meine Hand. »Das war sehr mutig von dir, Ollie. Vielleicht mutiger, als du selber beurteilen kannst. Also viel … hm … äh … Glück.«
Mit dämonischem Lächeln schaue ich ihn durchdringend an. »Ich werde genau wie du sein, Daddy. Genau wie du .«
Mein Vater dreht den Kopf zur Seite und hustet in seine Faust.
»Mmb … mmmff …mmmmbbh«, nuschelt Mom durch den Pastabrei hindurch, der ihr den Mund verklebt. Da bedarf es der Ohren eines Sohnes, um die Laute zu dechiffrieren: »Natürlich wird er das.«
Kapitel 12
Ein Telefonanruf beim Kundenservce der Luxu r ia Corporation 53
Mitarbeiter : »Guten Tag, hier ist die Hotline der Luxuria Corporation, was kann ich für Sie tun? Wenn Sie damit einverstanden sind, dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird, dann drücken Sie jetzt die 1.«
Anrufer : »Bitte? Äh, ja … ich hätte da …« (Peinliche Stille)
Mitarbeiter : »Sind Sie noch dran, Sir?«
Anrufer : »Ja, äh, ich hätte da … wie soll ich sagen … eine merkwürdige Frage.«
Mitarbeiter : »Es gibt keine merkwürdigen Fragen, wenn es um die Zufriedenheit unserer Kunden geht, Sir.«
Anrufer : »Gut, in Ordnung. Es geht darum, dass … schreiben Sie eigentlich Botschaften auf Ihre Zigaretten?«
Mitarbeiter : »Botschaften?«
Anrufer : »Also nicht auf alle Zigaretten, sondern nur auf manche.«
Mitarbeiter : »Wenn Sie die allgemeinen Warnhinweise meinen, die befinden sich außen auf der …«
Anrufer : »Nein, die meine ich nicht. Ich meine Botschaften, die direkt auf die Zigaretten gedruckt sind.«
Mitarbeiter : »Gedruckt?«
Anrufer : »Also in Druckschrift.«
Mitarbeiter : »Wie soll das gehen?«
Anrufer : »Keine Ahnung.«
Mitarbeiter : »Was für Botschaften sind das denn, Sir?«
Anrufer : »So ähnlich wie auf diesen Glückskeksen. Dass man … ähem … sein Deo wechseln oder es mit einer neuen Diät versuchen sollte.«
Mitarbeiter : »Bitte?«
Anrufer : »Erst heute habe ich wieder eine bekommen. Sie lautet: DAS WIRD NA- BO -KOV AUSGESPROCHEN.« 54
Mitarbeiter : »Ich verstehe nicht ganz …«
Anrufer : »Das war ein Schriftsteller. Und die Botschaft bezieht sich darauf, wie sein Name ausgesprochen wird. Ich habe die Zigarette noch. Wenn Sie wollen, dann schicke ich sie Ihnen zu.«
Mitarbeiter : »Warum sollten Sie das tun?«
Anrufer : »Um Ihnen zu zeigen, dass es wirklich auf der Zigarette steht.«
Mitarbeiter : »Ich glaube, ich bin ein wenig verwirrt. Wollen Sie uns eine Maschine verkaufen, mit der
man Zigaretten bedrucken kann? Wenn das der Fall ist, dann sollten Sie unsere Werbeabteilung anrufen. Sie erreichen sie unter der Nummer …«
Anrufer : »Nein, nein, Sie verstehen überhaupt nicht, was ich meine.«
Mitarbeiter : »Ich fürchte, da haben Sie recht.« (Unterdrücktes Fluchen des Anrufers)
Mitarbeiter : »Entschuldigen Sie, aber haben Sie vielleicht irgendwelche Medikamente eingenommen, die Ihre Wahrnehmungsfähigkeit beeinträch…«
Anrufer : »Ich nehme keine Medikamente!«
Mitarbeiter : »Ich verstehe. Möglicherweise haben Sie Entzugserscheinungen. Gibt es einen Arzt oder ein Familienmitglied, dem Sie sich anvertrau…« (Ende des Gesprächs)
Kapitel 13
Vermasselt
Meine Mitschüler benehmen sich plötzlich so sonderbar und werfen mir jeden Morgen seltsame Blicke zu. Die Blicke sind nicht gemein oder gehässig, sondern einfach seltsam. Eigentlich ist es komisch, dass sie mich überhaupt angucken, denn sonst bin
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