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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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von dem sie noch nie was gehört hatten.
    Megan Polanski, das beliebteste Mädchen der ganzen Schule, betrachtete mit unverhohlenem Neid, wie
Tati die Stufen hinauftänzelte. »Warum hast du nur so viel Glück?«
    Antwort Tatiana: »Weil ich so toll bin!«
    Randy nutzt die letzten Sekunden vor Beginn der Stillbeschäftigungsstunde, um Sticker mit der Aufschrift ICH WÄHLE RANDY zu verteilen. Die meisten Leute, die vorbeigehen, ignorieren ihn. Die meisten Leute, die ihn nicht ignorieren, stoßen ihn zur Seite. Die meisten Leute, die ihn nicht zur Seite stoßen, schnappen sich einen Sticker, schmeißen ihn in den nächsten Papierkorb oder kleben ihn an den nächstbesten Spind.

    Das wird ihm noch einigen Ärger einbringen.
    Verna sollte sich was Besseres einfallen lassen. Es ist wichtig, dass Randys Kampagne nicht völlig lächerlich rüberkommt, sonst erzählt mir Daddy nur wieder: »Also eine richtige Wahl ist das nicht, Ollie.«
    »Sagt Sheldrake, er soll ein Treffen mit Verna organisieren«, murmle ich.
    »Was sagst du da?«, fragt Randy, als ich zu ihm komme.
    »Darf ich auch einen Sticker haben, Randy?«
    Randy schaut mich verdattert an. »Ähm, aber auf dem Sticker steht ICH WÄHLE RANDY.«
    »Hey, cool, du heißt ja auch Randy!«
    Jetzt guckt er völlig verwirrt aus der Wäsche. »Es geht ja auch um mich . Sieh mal, Oliver, ich bin doch dein Gegenkandidat. Du solltest wirklich …«
    »Du willst mir keinen Sticker geben?«
    »Nein …«
    »Warum bist du immer so gemein zu mir, Randy Sparks?«, plärre ich. »Ich will einen Sticker!«
    »Okay, okay!« Randys Finger flattern nervös umher wie Schmetterlinge nach dem dritten Espresso, während
er einen Sticker abzieht und mir an die Brust heftet. »Hübsch«, sage ich und bewundere meine frisch dekorierte Vorderseite. Als es zur Stunde klingelt, stolziere ich wie ein preisgekrönter Pfau in Ms. Sokolovs Klassenzimmer. Randy schaut mir ungläubig nach. Ich hab den Kerl so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass es ein Wunder ist, dass er noch nicht umgekippt ist.
    La Sokolova führt die Anwesenheitskontrolle so durch wie immer. Auch als sie zu »Lopez, Tatiana« kommt, lässt sie sich nichts anmerken. Sie nimmt sich nicht einmal die Zeit, um sich dafür zu entschuldigen, Tati »versehentlich« von der Schule geworfen zu haben. Im Grunde sieht sie nicht einmal betrübt aus. Eher verärgert. Vielleicht weil Tati sie in einer Tour angrinst, seit die Stunde begonnen hat.
    Ich hebe den Arm. »Kann ich aufs Klo gehen?«
    Ms. Sokolov macht eine geringschätzige Handbewegung, als wäre es ihr völlig egal, was ich tue. Ich lächle dankbar und latsche aus der Tür. Doch statt nach rechts in Richtung Jungstoilette abzubiegen, gehe ich nach links. Dort befinden sich genau in der Mitte zwischen unserem und dem nächsten Klassenzimmer (das zu einem wahrhaft geisteskranken Mathelehrer namens Rizzo gehört) drei Schließfächer. Sie sehen aus wie alle anderen Schließfächer in unserer Schule - sie haben sogar verbeulte Vorhängeschlösser -, sind aber keinen bestimmten Schülern zugewiesen. Sie wurden letztes Jahr im Zuge einer Generalsanierung 86 der ganzen Schule installiert.

    Ich strebe auf das mittlere Schließfach zu und drehe kurz am Schloss. Das Schließfach öffnet sich ebenso wie seine beiden Nachbarn - es handelt sich in Wahrheit um eine einzige große Tür. Ich schlüpfe hinein und ziehe sie hinter mir zu.
    Im nächsten Moment begrüßt mich ein älterer englischer Butler: »Guten Tag, Sir!«
    Das überrascht mich.
    Ich quietsche wie ein Luftballon mit Schweinsgesicht, dem man die Luft rauslässt. Dann stoße ich ein peinlich hohes »Wer sind Sie?« aus. Ich fürchte, das war zu hoch, denn der Butler scheint mich nicht gehört zu haben. Vielleicht können nur Hunde so hohe Töne hören. Schließlich hole ich tief Luft und frage mit ein wenig tieferer, männlicherer Stimme: »Wer sind Sie und was tun Sie hier?«
    »Mein Name ist Lucan, Sir, der Butler. Ich habe die Aufgabe, diese Räume sauber zu halten.«
    Absolut ruhig und emotionslos steht er in dem kleinen, schummrigen Vorzimmer, wie die Statue eines Gottes, die in einem verlassenen Tempel zurückgeblieben ist. Er scheint um die achtzig zu sein, perfekt gekleidet mit kurzer Jacke und schwarzer Fliege. Außerdem sollte ich erwähnen, dass er nicht im Geringsten erstaunt zu sein scheint, mich zu sehen. Was merkwürdig ist, denn obwohl ich diesen Beobachtungsraum vor über einem Jahr selbst gebaut habe, hatte ich bis

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