Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
Vom Netzwerk:
sind.«
    Ich greife zum Sprechrohr. »Captain Malthus, öffnen Sie die Falltür, wir müssen Ballast über dem Fluss abwerfen.« Unmittelbar hinter Sheldrake klappt der Boden auf wie die Saloontür in einem Western. Die hellen Lichter von Omahas Skyline funkeln uns entgegen. Steuerformulare flattern wie Fledermäuse durch unsere Kabine. » Hil !«, kommandiere ich, worauf Lollipop mit gefletschten Zähnen auf Sheldrake zukriecht.
    Sheldrake erbleicht. »Kein Grund, mir Angst zu machen, Oliver, ich sag ja nichts mehr! Aber ich verstehe nicht, warum Sie nicht einfach die Wahl über die Bühne bringen und fertig!« Wirklich sehr mutig von ihm. »Manipulieren Sie die Wahl und hören Sie auf, sich Gedanken darüber zu machen.«
    Lollipop knurrt eine Oktave tiefer und ist nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt. Der Geiferfaden, der ihr aus dem Maul hängt, glitzert im reflektierten Licht wie ein silbernes Messer.
    »Verdammt, Oliver, halten Sie den Hund zurück!«
    Ich rechne es ihm hoch an, dass er nicht auch noch Bitte sagt.
    » Maita !«, befehle ich. Lollipop verstummt sofort. Alle Aggressivität scheint verflogen. Sie streckt ihren Hals und leckt Sheldrake den Schweiß von den Wangen.

    »Captain Mathus, Falltür schließen!« Die Lichter der nächtlichen Stadt verschwinden, der Wind in unserer Kabine erstirbt. Ich schenke Sheldrake eine Tasse Tee ein. »Tut mir leid, Lionel, dass ich die Beherrschung verloren habe.«
    »Aber nein, ich bin einfach zu weit gegangen.« Die Teetasse zittert in seiner Hand. »Es steht mir nicht zu, so etwas zu sagen, aber ich mache mir wirklich Gedanken … und Sorgen. Ich habe das Gefühl, dass Sie wichtige Geschäfte vernachlässigen.«
    »Ich entscheide, was wichtig ist«, entgegne ich. »Und was die Manipulation der Wahl betrifft, so warten wir erst mal ab, ob die überhaupt notwendig sein wird. Warum sich Gedanken machen, wenn mir der Sieg sowieso nicht zu nehmen ist?«

Kapitel 23
    Wie bringe ich Leute dazu, mich zu wählen?
    Wahlplakate anfertigen und in der Schule aufhängen.
    Das ist es.
    Bei der Wahl zum Schülerrat werden keine wichtigen Themen diskutiert. Es müssen weder Steuern erhöht noch Etats gekürzt werden. Ein Schülerrat tut eigentlich gar nichts. Wenn an eurer Schule in der Cafeteria ein Radio vorhanden ist, dann entscheidet der Schülerrat vielleicht, welcher Sender gehört wird.
    In unserer Cafeteria gibt es kein Radio.
    Da es keine richtigen Themen gibt, sind die Schülerratswahlkämpfe sehr schlichte Angelegenheiten. Wo immer es der Direktor erlaubt, werden Plakate aufgehängt, auf denen WÄHLT MICH! steht. Unsere Vorfahren haben im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft, damit wir das dürfen. Sie wären sicher sehr stolz auf uns.
    Die ersten Wahlplakate der achten Klasse hängen vor dem Klassenzimmer von Ms. Sokolov. Eines davon hat drei Streifen in Rot, Weiß und Blau:

    Randy Sparks will euer Klassensprecher werden!
    Vielleicht ist das Plakat doch ein bisschen zu intellektuell für meine Klassenkameraden.
    Daneben hängt die Schöpfung meiner Mutter. Es ist ein viereckiges Stück Pappe, das so reichlich mit Plastikblumen und Glitzerkram verziert ist, dass es fast von der Wand fällt:

    Wählt Watson. Er wird der beste Klassensprecher sein! Das Wort »Klassensprecher« ist durchgestrichen, darunter steht »Doofmann«.

    Jemand hat das Wort »Klassensprecher« durchgestrichen und mit rotem Leuchtstift »Doofmann« daruntergeschrieben. 85
    Ich wende mich von den Plakaten ab und schaue plötzlich Tatiana ins Gesicht, deren Lippen von einem psychotischen Lächeln umspielt werden. Als ich versuche, an ihr vorbeizugehen, beginnt sie zu lachen - es ist ein glockenhelles Elfenlachen, das wie ein schmaler Bach durch das finstere Tal der Verachtung gluckert. Aus Scham hätte ich ihr am liebsten den Rücken zugekehrt. Doch stattdessen starre ich direkt in den Wahnsinn ihrer dunkelbraunen Augen.
    »Da hat uns wohl jemand die Arbeit abgenommen, nicht wahr, Mopsi?«
    Ich nicke wie ein Volldepp. Mit einer beiläufigen Handbewegung fegt Tati Moms Plakat von der Wand. Dann wirft sie mir eine Kusshand zu und stolziert ins Klassenzimmer.
    Tati ist wieder da. Oh yeah! Irgendjemand hat Mr. Pinckney Fotos zugespielt, die beweisen, dass Jordie Moscowitz der Graffitikünstler war, worauf Tatiana an diesem Morgen triumphal an die Schule zurückkehrte. Ihre Mutter hat sie in einem nigelnagelneuen rosafarbenen Mercedes abgesetzt, den sie von irgendeinem Onkel geerbt haben,

Weitere Kostenlose Bücher