Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich Bin Gott

Titel: Ich Bin Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
Vom Netzwerk:
eine Angelegenheit, die schon einige Jahre zurückliegt, doch Ihre Antwort ist sehr wichtig. Äußerst wichtig.«
    Der Mann bestätigte mit einem Nicken, dass er verstanden hatte, und wartete schweigend auf das, was kam. Auf Vivien wirkte er wie ein Kandidat bei » Wer wird Millionär? « , so konzentriert sah er aus.
    » Sie haben für die Firma gearbeitet, die das Haus in der Lower East Side gebaut hat. Das, das letzten Samstag Ziel eines Anschlags war.«
    In Corteses Gesicht spiegelten sich Furcht und Besorgnis. Die kurze Vorrede deutete darauf hin, dass die Polizei Ermittlungen über ihn anstellte. Seine Schultern sanken herab, und seiner Stimme war sein Unbehagen anzuhören.
    » Bevor wir weitermachen, Ms. Light, würde ich gerne wissen, ob ich einen Anwalt brauche.«
    Vivien versuchte, ihn zu beruhigen.
    » Nein, Mr. Cortese. Sie brauchen keinen Anwalt. Ich weiß genau, dass Sie mit der Sache nichts zu tun haben. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen zu den Bauarbeiten stellen.«
    » Bitte.«
    Die nächste Frage ließ seinen ohnehin schon verlorenen Gesichtsausdruck einfrieren.
    » Erinnern Sie sich, ob jemand auf der Baustelle gearbeitet hat, dessen Gesicht und Kopf durch Narben entstellt waren?«
    Die Antwort kam ohne jedes Zögern.
    » Ja.«
    Viviens Herzschlag beschleunigte sich.
    » Sind Sie sich sicher?«
    Nach dem ersten Schock schien Cortese durch die Wendung, die das Gespräch nahm, beruhigt zu sein. Er beeilte sich mit seiner Antwort, als wollte er die unerfreuliche Geschichte möglichst rasch hinter sich bringen.
    » Er war nicht in meiner Gruppe, doch ich erinnere mich, dass ich ein paarmal einem Mann mit einem furchtbar entstellten Gesicht begegnet bin. So jemanden vergisst man nicht so schnell.«
    Viviens Herz klopfte immer heftiger.
    » Erinnern Sie sich an seinen Namen?«
    » Nein. Ich habe auch nie mit ihm ein Wort gewechselt.«
    Enttäuschung wallte auf, wurde aber sofort von einem Geistesblitz verdrängt.
    » Gott segne Sie, Mr. Cortese. Gott segne Sie tausendmal. Sie wissen gar nicht, wie sehr Sie mir geholfen haben. Gehen Sie wieder an Ihre Arbeit, und machen Sie sich keine Gedanken.«
    Vivien drückte ihm rasch die Hand, dann drehte sie dem verblüfften und erleichterten Mann mitten auf der Straße den Rücken zu. Sie zog ihr Handy heraus und wählte die Durchwahl des Captains.
    Der hatte nicht einmal Zeit, sich zu melden.
    » Alan, hier ist Vivien.«
    » Was ist los? Wo steckst du denn?«
    » Du kannst die Männer zurückrufen. Wir müssen nicht mehr in den Listen nach dem Namen suchen.«
    Sie wartete, bis Bellew seine Verblüffung so weit im Griff hatte, dass er ihre Bitte anhören konnte.
    » Du musst so viele Leute wie möglich in die New Yorker Krankenhäuser schicken. Sie sollen auf allen onkologischen Stationen nachfragen, ob dort innerhalb der letzten anderthalb Jahre ein Mann mit schrecklichen Brandnarben im Gesicht verstorben ist.«
    Jetzt, wo der Krebs seine Arbeit erledigt hat und ich in einem anderen Leben bin …
    Bellew kannte, wie alle, diesen Brief längst auswendig. Er war jetzt genauso aufgeregt wie Vivien.
    » Du bist fantastisch, Vivien. Ich setze die Männer sofort darauf an. Wir warten hier auf dich.«
    Vivien beendete das Gespräch und steckte ihr Handy wieder in die Tasche. Während sie mit zügigen Schritten zum Revier zurückging, hätte sie wer weiß was gegeben, um eine ganz gewöhnliche Frau inmitten ganz gewöhnlicher Menschen zu sein. Stattdessen fragte sie sich bei jeder Person, die ihr entgegenkam, ob sie sie verlieren oder ob sie sie retten würde. Für sie alle lag nun Hoffnung in der Luft. Der Mann, der wie die Steine im Märchen eine Spur von Minen hinterlassen hatte, hatte ja vielleicht, als er wie alle Menschen gestorben war, auch einen Namen und eine Adresse hinterlassen.

27
    Pater McKean bahnte sich widerstrebend den Weg durch die Menschenmenge im Boathouse Café. Auf seinem Gesicht waren die Spuren der schlaflosen Nacht zu sehen. Er hatte vor dem Fernseher gesessen und gierig wie ein Verdurstender die Bilder aufgesaugt und gleichzeitig versucht, sie aus seinem Geist zu verbannen.
    Ich bin Gott …
    Diese Worte hallten in seinem Kopf wider, eine grauenvolle Tonspur zu den Visionen, die seine Erinnerung wieder und wieder wachrief. Die zerquetschten Autos und die zerstörten Häuser, das Feuer, die verletzten, blutüberströmten Menschen. Ein von der Wucht der Explosion abgerissener Arm auf dem Asphalt, von den Fernsehkameras gnadenlos

Weitere Kostenlose Bücher