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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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in dem winzigen Augenblick, als ich ihr Haar berührt hatte, war mir klar geworden, dass ich sie nicht nur als guter Kumpel umarmte. Ich fühlte viel mehr für sie.
    „Hat dir der Provider denn inzwischen geantwortet?“, fragte ich und bemühte mich, ganz normal zu klingen.
    „Nein, immer noch nicht.“
    „Machen die sich dann nicht strafbar? Mitschuldig zumindest?“
    „Wahrscheinlich.“ Julie zuckte mit den Schultern.
    „Du musst mit deinem Vater reden! Dann wüsstest du das, oder? Und so kannst du es echt nicht weiterlaufen lassen.“
    Julie nickte, aber sie schien nicht überzeugt. Plötzlich begriff ich, dass sie sich schämte. Und ihr Vater, na ja, wir wussten ja alle, was mit ihm los war.
    „Was ich einfach nicht verstehe, ist, warum das jemand mit mir macht“, sagte sie tonlos. „Was stimmt denn nicht mit mir?“
    „Mit dir ist alles in Ordnung“, erwiderte ich. „So darfst du gar nicht denken. Wenn du darüber nachgrübelst, dann tust du doch genau das, was die da alle wollen.“
    „Aber trotzdem …“ Julie schüttelte den Kopf.
    „Hör auf!“
    „Überleg doch mal! Das ist doch kein Zufall, oder? Ich meine, vielleicht bin ich wirklich so. Und dass ich so lachen musste, als Ela auf dem Tisch gestürzt ist …“ Sie strich sich über die Haare und schob sie hinter ihre Ohren zurück. „Ehrlich gesagt, hat mir das nicht mal leidgetan.“
    „Ich weiß“, sagte ich.
    „Und als meine Mutter nicht wollte, dass Lisa in unsere Band einsteigt, habe ich einfach nachgegeben. Dabei finde ich Lisa viel besser als Marek.“
    „Hm.“
    „Und zu Conrad und Theo war ich auch nie besonders nett.“
    „Du denkst die ganze Zeit im Kreis. ,Wer macht das mit mir? Und warum?‘“
    „Aber darum geht’s doch auch!“
    „Finde ich nicht. Jeder blamiert sich mal, fällt von der Bühne oder was auch immer. Und die anderen lachen. Weißt du noch, als wir von diesem Deppen abgemischt wurden und deine Stimme klang wie die von Spongebob? Da haben doch auch alle gelacht.“
    Julie verzog das Gesicht, als sie sich an diesen Auftritt erinnerte.
    „Das klang aber auch lustig. Ich musste ja selber lachen“, sagte sie.
    „Oder als deine Gesangslehrerin die Solostimme für ihren Gospelchor gesucht hat. Da bist du auch nicht genommen worden und bist nicht völlig ausgeflippt.“ Ich suchte nach weiteren Beispielen.
    „Aber traurig war ich da schon.“
    „Ja, klar. Es geht hier aber um was ganz anderes. Das, was die mit dir machen, ist Mobbing, verstehst du das denn nicht? Und sie wollen, dass du dich die ganze Zeit fragst, was an dir denn so verdammt falsch und scheiße ist. Und du sitzt hier und machst genau das! Genau, was sie wollen.“
    Julie holte tief Luft, dann nickte sie und grinste. Es war das alte Grinsen. Sie hatte hübsche Grübchen, wenn sie so grinste, und sah dabei plötzlich ganz spitzbübisch aus.
    „Und an mir ist gar nichts falsch und scheiße?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort wusste. Wissen musste.
    „Nix, echt nicht“, sagte ich trotzdem. „Ich persönlich finde dich ganz richtig.“
    Am besten, du versteckst dich im Keller und kommst erst gar nicht mehr raus!
    sanyk69
    JULIE
    Der Regen fiel gleichmäßig in der dunklen Welt vor meinem Fenster. Sebastian hatte mich zum Abschied umarmt und ich fühlte mich ganz warm davon. Ich saß am Computer und druckte Screenshots von den ganzen Seiten aus, die Startseite des Fake-Profils, die Bikini-Fotos, die Kommentare. Dann die Page, die Conrad gestaltet hatte und auf der immer wieder neue Beiträge auftauchten. Sogar diese blöden Weiber, die mir weiterhin Gewalt androhten, machten mir heute Abend keine Angst.
    Lass das Papa machen , hatte Noah mir in seiner Mail geschrieben. Du kannst die alle anzeigen, dann hören die schon auf.
    Noah hatte recht. Alles würde jetzt gut werden.
    Mein Vater saß über seinen Akten, als ich mit meinem Papierstapel im Wohnzimmer auftauchte.
    „Sieh dir das mal an“, sagte ich und schob ihm die Blätter hin.
    Er griff zunächst unwillig danach, doch als er verstand, worum es ging, blätterte er immer schneller, las, klappte schließlich seine eigenen Akten zu und hob dann den Kopf.
    „Oh Gott!“, sagte er mehrmals. „Oh, Julie!“ Und dann: „Warum hast du mir das nicht früher gezeigt?“
    Ich zuckte mit den Schultern. Sein Gesicht war immer noch alt, älter vielleicht. Ich konnte ihm unmöglich sagen, dass ich mir Sorgen um ihn machte.
    „Das ist Mobbing, oder? Wir können die doch anzeigen,

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