Ich blogg dich weg!
schauten sich die Bikini-Fotos von Julie an! Es war kaum zu glauben. „Das Profil ist ein Fake.“
„Die Fotos aber nicht, oder?“
JASMINA
Es war immer dasselbe! Freitagabend, die Herbstferien lagen vor mir und ich fühlte mich ziemlich enttäuscht. Ich hatte gerade ein weiteres Telefongespräch mit Marek beendet. Er wollte unbedingt etwas mit mir unternehmen, Kino, Pizza essen oder sonst irgendwas. Ich hatte ihm vorgeschwindelt, dass ich bereits mit Julie verabredet sei. Dabei war das gar nicht wahr, jedenfalls nicht genau. Klar, ich konnte jederzeit zu Julie rübergehen, aber darum ging es gar nicht. Ben hatte mich angerufen, um sich mit mir zu verabreden, und kaum hatte ich zugestimmt, hatte er schon wieder abgesagt – schon zum zweiten Mal in dieser Woche.
„Warum ist das solch ein Problem?“, hatte Ben gefragt. „Ich habe einfach vergessen, dass ich meiner Oma versprochen habe, den Speicher auszuräumen.“
„Und danach?“
„Meine Oma wohnt im Ruhrgebiet. Ich bleib über Nacht da und der Speicher ist so voll, das schaffen wir sowieso nicht an einem Tag.“
„Wen meinst du mit ‚wir‘?“, fragte ich misstrauisch.
„Boah, meinen Vater und mich. Nichts, worüber du dir Gedanken machen musst.“ Ben klang genervt und ich wollte auf keinen Fall eine nervige Klette sein.
„Ich hätte nur gerne was mit dir unternommen“, sagte ich kleinlaut.
„Ich ja auch.“ Aber vielleicht stimmte das gar nicht. Vielleicht ging es ihm nur darum, dass er mich haben konnte.
Dann hatte er sich schnell verabschiedet und kurz darauf hatte das Telefon wieder geklingelt und ich hatte schon gehofft, dass Ben mich noch mal anrufen würde und doch Zeit hätte, doch es war nur Marek gewesen.
Nachdem ich ihn abgewimmelt hatte, rief ich Julie an und wir verabredeten uns zu einem schönen langen DVD-Abend. Julie suchte schon mal den Fertigpizzateig in der Gefriertruhe. Das war mittlerweile Tradition. Wir machten daraus gefüllte Pizzabrötchen.
Als ich kurz nach acht klingelte, drang bereits laute Musik zu mir und Julie öffnete mir in ihrer Kochschürze.
„Komm rein! Was für DVDs hast du dabei?“, fragte sie. Sie hüpfte vergnügt vor mir her. „Hast du’s schon gesehen? Dieses verdammte Fake-Profil ist endlich weg!“
Das wusste ich schon.
„Endlich! Mein Vater meint, dass ein Briefkopf eines Anwalts Wunder wirkt.“
Wir gingen zusammen in die Küche. Der Pizzateig war bereits in Quadrate geschnitten.
„Er hat ihnen einen ordentlichen Brief geschrieben und – Simsalabim – nach zwei Tagen ist das Profil nicht mehr da!“
„Soll ich die hier noch etwas ausrollen?“, fragte ich und deutete auf die Teigstücke.
„Klar, und wir haben noch geriebenen Käse im Kühlschrank. Möchtest du auch Pilze?“
„Hm. Ich liebe Pizza Funghi“, sagte ich. „Dann wird alles wieder wie früher.“
„Vielleicht“, sagte Julie. „Vielleicht auch nicht.“
„Wie meinst du das?“, fragte ich alarmiert. Das Profil war doch gelöscht!
„Glaubst du wirklich, dass ich mich beim Schulfest vorne hinstelle und singe?“, fragte Julie.
„Warum denn nicht?“
„Du hast mich doch auf der letzten Probe gehört, oder?“
„Ach, Quatsch, das schaffst du schon.“
JULIE
Endlich frei! Endlich keine Schule mehr und auch keine Ausreden, damit ich nicht hingehen muss. Eigentlich musste ich ein paar Sachen nachholen, die ich im Unterricht verpasst hatte, aber ich saß die meiste Zeit vor dem Fernseher und sah mir alte Serien-DVDs an. Das war tröstlich, denn meistens ging es gut aus. Ich hatte gar nicht gewusst, wie erschöpft ich war. Nur manchmal wurde ich unruhig, aber auch dann schlug ich meine Schulbücher nicht auf, sondern zog meine Joggingschuhe an und lief eine Runde durch den Wald. Oft regnete es und die hohen Blätterdächer der Buchen tröpfelten sacht das Wasser auf mich. Abends ging ich meistens rüber zu Jasmina und Sebastian, und wir hingen faul in den Sofas und schauten DVDs.
Conrad weigerte sich weiterhin, seine Seite aus dem Netz zu nehmen, und faselte dort viel von Meinungsfreiheit. Aber allmählich wurde die Seite wohl langweilig, es kamen nur noch wenige neue Einträge. Und keine Drohungen mehr, die nahm Conrad wohl sofort raus.
Die vierzehn Tage Ferien waren viel zu kurz. Die Schule fing wieder an und ich hatte wieder diese stechenden Insekten in der Kehle, die meinen Hals anschwellen ließen, aber es nützte nichts, ich musste hin.
Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium war ein großer
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