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Ich blogg dich weg!

Ich blogg dich weg!

Titel: Ich blogg dich weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Hammer
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Kasten aus dem vorletzten Jahrhundert, und als uns der Bus dorthin brachte, brannten schon alle Lichter in den Klassenräumen, weil es morgens jetzt regnerisch und dunkel war. Der Sommer war endgültig vorbei.
    Die Ermert hatte für nächste Woche eine Generalprobe für das Schulfest angesetzt und jedes Mal, wenn ich daran dachte, schwoll mir der Hals wieder zu.
    „Was wollen die denn?“, fragte Jasmina mich. Vor der Aula lungerten drei Jungs in engen schwarzen Hosen und mit großen Instrumentenkoffern herum. Lisa stand bei ihnen und grinste uns triumphierend an.
    „Meine neue Band, Saint Shauna !“ Mehr musste sie nicht sagen.
    „Dann seid ihr unsere Vorband?“, fragte Marek.
    „Mal sehen“, meinte Lisa.
    Wir von Jase Noju tauschten ungläubige Blicke. Was sollte das denn heißen?
    Da tauchte die Ermert auf und begrüßte uns. Sie hatte die Leute von der Netz-AG dabei, die für die Schul-Internetseite die Vorbereitungen fürs Schulfest filmten. Conrad war selbstverständlich dabei und hielt seinen kleinen Camcorder bereit. Mit mir sprach er kein Wort. Er schaffte es nicht mal, mir Hallo zu sagen, der Feigling. Außer ihm gehörten noch zwei aus der Oberstufe dazu, die ich nicht näher kannte. Und Alina. Was machte sie denn hier? Hatte sie nicht genug damit zu tun, die Entwürfe der Style-AG zusammenzuschustern?
    „So, da sind wir wieder, wie jedes Jahr“, sagte die Ermert. Sie war über vierzig, seit fünfzehn Jahren an der Schule, also hatte sie als Musiklehrerin auch fünfzehn Schulfeste mitgemacht.
    „Als Erstes losen wir aus, wer wann spielt. Dann können wir gleich mitproben, was auf der Bühne bleiben kann und wie lang die Umbaupause sein wird“, sagte sie und zog ein blankes Eurostück aus der Tasche. „Das hier brauchst du nicht zu filmen.“ Dieser Satz galt Conrad, der daraufhin die Kamera herunternahm.
    „Zahl oder Brandenburger Tor?“, fragte die Ermert Lisa.
    „Brandenburger Tor!“, sagte Lisa. Klar, sie kam aus Berlin.
    Die Münze flog durch die Luft und Lisa durfte wählen. Natürlich entschied sie sich dafür, nach Jase Noju aufzutreten.
    „Aber wir spielen doch schon seit drei Jahren auf dem Schulfest!“, sagte Sebastian und bemühte sich um eine sachliche Stimme. „Und es ist doch viel besser, eine Coverband als Letztes auftreten zu lassen.“
    „Find ich nicht!“, sagte der Dicke von Saint Shauna sofort. „Die Leute wollen doch nichts hören, was sie genauso gut von der CD haben können.“
    „Aber Livemusik ist doch was völlig anderes!“, erwiderte Sebastian.
    „Einer muss als Erstes spielen“, versuchte die Ermert zu vermitteln. „Und die Münze hat das jetzt so entschieden!“
    Der Dicke und Sebastian sahen einander an, dann zuckte Sebastian mit den Schultern.
    Die von der Netz-AG und Alina standen jetzt hinten in der Aula und schraubten ihre Kamera auf ein Stativ. Plötzlich war ich schrecklich aufgeregt. Ich summte leise, um meine Stimmbänder anzuwärmen.
    Als ich die ersten Noten sang, war mir schon klar, dass es heute nicht ging. Mein Hals schwoll zu, ich bekam keine Luft und presste die Töne hervor. Nicht mal den Ton konnte ich halten. Mein Zwerchfell, die sogenannte Atemstütze, zitterte unkontrollierbar in meinem Bauch. Ich wagte nicht, den Blick zu heben. Ich wusste auch so, dass Conrad und Alina schadenfroh grinsten.
    Als Nächstes wollten wir True Colours spielen und natürlich misslang mir diese Ballade völlig. Am liebsten hätte ich die Probe hier abgebrochen, aber das kleine Kameraauge in der dunklen Aula bannte mich und ich stand am Mikro wie festgehext. Ich sang ein Lied nach dem anderen und wusste dabei die ganze Zeit, dass ich ihnen allen nicht entkommen konnte. Nach der Probe war ich schweißnass.
    Nachts träumte ich davon, wie ich auf der Probe sang, und statt der Kamera war dort plötzlich ein behaartes Tier, das sich langsam an mich heranschlich, und ich wusste, wenn ich aufhörte zu singen, würde es mich anfallen und mir die Stimme aus dem Hals reißen.
    SEBASTIAN
    Der Platz roch nach Regen und aufgerissener Grasnarbe. Ich zog meine Stutzen über die Schienbeinschoner und trabte zum Mittelkreis. Endlich mal kein Weiberkram, sondern einfach nur Fußball! Die anderen hatten Anstoß, aber wir nahmen ihnen schnell den Ball ab und spielten ein paar gute Pässe, bevor der Ball ins Seitenaus trudelte. Einfach nur hinter dem Ball herlaufen, den Namen der Mitspieler schreien, das dunkle Buff , wenn ich gegen den Ball trat, das Rutschen über

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