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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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entscheiden, oder nicht? Ihr stand alles offen. Heute hatte sie erwartet, sie würde zur Schule gehen, war dann aber am Hafen gelandet. Später würde sie nach Hause gehen, ihre Eltern würden sie fragen, wie es war, und sie könnte lügen oder die Wahrheit sagen. Je nachdem, wofür sie sich entschied, würde das vollkommen andere Ereignisse mit sich bringen.
    Deshalb war Tom wütend auf sie – sie hatte die Wahl, er nicht. Sie konnte sich darauf einlassen, als seine Zeugin aufzutreten, und sagen, sie habe nichts gesehen, oder sie konnte sich weigern. Vielleicht hatte er Recht, und die Polizei würde sie erneut befragen. Womöglich zwangen sie sie sogar, vor Gericht zu erscheinen, aber sie müsste nicht den Mund aufmachen und etwas sagen. Wie konnten sie sie dazu zwingen? Was könnten sie tun?
    Entschlossen stand sie von der Mauer auf. Da tat sie sich selber leid, obwohl sie die ganze Zeit diese Wahnsinnsmacht besessen hatte zu entscheiden, was als Nächstes geschah. Na, jedenfalls würde sie die Suche nach dem Partyschreck nicht aufgeben, weil er ihr fünf SMS geschickt hatte, was bedeutete, dass er was von ihr wollte; da drüben war die Touristeninformation, und wie viele Pubs konnte es schon geben?
    Wenn sie ihn nicht fand, wäre wenigstens etwas Zeit vergangen und sie könnte bald den Bus nach Hause nehmen. Wenn sie ihn fand, würde sie das Haar von einer Seite zur anderen werfen, sich langsam die Lippen lecken und sagen: Oh, hi, na so was, du hier. Darauf fuhren Jungs ab.

ACHTZEHN
    A ls Ellie langsam die Tür des Queens Head aufzog, geriet sie sofort in eine warme Wolke aus Essens- und Bierdünsten. Sie fühlte sich wüst, wie sie da aus dem Nebel reinkam, wie eine Wilde, der Wärme und ein Dach über dem Kopf wenig bedeuteten. Sie war eine, die Jungs auf Friedhöfe einlud und sie herausforderte, in Flüsse zu springen. Sie war eine, die verwegen das Auskunftsbüro betrat und die Information verlangte, wo jeder einzelne Pub in Hafennähe zu finden war. Der Mann hatte sie sogar seinen Stift benutzen lassen, damit sie sich die Stellen auf der Karte rot ankreuzen konnte.
    Wenn er hier drin war, würde sie von hinten an ihn rantänzeln, eine Hand auf der Hüfte, ganz Was kostet die Welt und ihn so lange anstarren, bis er den unwiderstehlichen Magnetismus zwischen ihnen spürte. Mit nichts als ihrem Blick auf seinen Rücken würde sie ihn dazu bringen, dass er sich umdrehte.
    Die Frau hinter dem Tresen runzelte die Stirn, als Ellie näherkam. Sie trug ein Namensschild mit der Aufschrift Sue, Geschäftsführerin.
    »Ohne Ausweis kann ich Sie nicht bedienen«, sagte sie.
    »Schon okay, ich möchte nichts trinken. Ich suche jemanden, der vielleicht hier arbeitet. Einen Jungen.«
    Die Frau lachte. »Ach ja? Für mich arbeiten nur zwei Jungs – Mikey oder Jacko. Auf welchen hast du's abgesehen?«
    Sie wusste, dass es nicht Jacko war, weil der am Tag zuvor im Auto gewartet hatte. Ellie ertappte sich bei einem Grinsen.
    »Ich mein Mikey.«
    »Das hab ich mir fast gedacht.« Die Frau zeigte hinter den Tresen auf einen Gastraum mit Teppichboden. »Da drin, ganz nach hinten durch.«
    Er stand an einem Tisch, von dem eine Gruppe älterer Frauen zu ihm hochlächelte. Er sah zuverlässig und selbstsicher aus, ganz anders als sämtliche Jungs in der Schule. Adrenalin durchflutete ihren Körper, als sie ihn beobachtete.
    »Der?«
    »Ja, genau der.«
    Die Frau schnalzte abfällig mit der Zunge. »Schleppt mal wieder sein Liebesleben in die Arbeit, was? Werde mir den Mr. McKenzie mal vorknöpfen müssen.«
    »McKenzie?«
    »Ja, Schätzchen, und wenn du seine neue Freundin bist, dann warte gefälligst, bis seine Mittagspause anfängt, nämlich in genau fünf Minuten. Und weil man dir auf den ersten Blick ansieht, dass du noch keine achtzehn bist: Würdest du bitte vom Tresen weggehen?«
    Mikey McKenzie? Aber das konnte doch nur heißen...
    Der Name traf sie wie ein Schlag. Ihr wurde schwindlig und übel.
    »Bitte nimm im Familienbereich Platz, ich sag ihm, dass du hier bist.«
    Sie schlich zu den Plätzen, auf die die Frau zeigte, und setzte sich. Sie wollte zur Tür und nichts wie weg, aber wenn sie sich so weit bewegte, konnte etwas zu Bruch gehen. Niemand achtete im Geringsten auf sie – die wenigen Gäste auf den anderen Plätzen unterhielten sich oder stierten dumpf auf den Fernseher. Ihre Welt war aus den Fugen geraten, und niemand außer ihr wusste davon.
    Die Chefin kam wieder. »Er ist gleich da, und du kannst ihm von mir

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