Ich gehoere zu dir
an seinen Schreibtisch und öffnete eine Schublade. Ich konnte riechen, dass er Knallkörper darin aufbewahrte, denn ihr strenger Geruch war unverwechselbar. »Keine Ahnung, wo Bailey steckt«, sagte er leise. »Bailey? Nein den habe ich nicht gesehen.«
Ich wedelte mit dem Schwanz, als ich meinen Namen hörte. Dann musste ich gähnen und ließ mich auf einem weichen Kleiderhaufen nieder. Die lange Wanderung hatte mich müde gemacht.
Plötzlich klopfte es leise an die Tür, und Todd sprang erschrocken auf. Ich tat es ihm gleich und stellte mich hinter ihn, als er wütend durch den Türspalt auf Linda einredete, die ich im dunklen Flur mehr riechen als sehen konnte. Sie schien vor irgendwas Angst zu haben und steckte mich mit ihrer Angst an. Ich hechelte, gähnte vor Anspannung und war zu nervös, um mich wieder hinzulegen.
Das Gespräch unter den Geschwistern endete damit, dass Todd die Tür zuschlug und wieder verschloss. Dann ging er an die Schreibtischschublade zurück, kramte darin herum und holte eine kleine Tube heraus. Mit freudiger Erregung schraubte er den Deckel von der Tube und hielt sie sich an die Nase. Sofort zogen widerliche chemische Dämpfe durchs Zimmer. Ich kannte diesen beißenden Geruch von den Abenden, bei denen Dad und der Junge ihre Spielzeugflieger zusammenbastelten.
Todd hielt mir die Tube hin, aber ich wollte nicht daran riechen und drehte den Kopf weg. Ich merkte, dass Todd wütend wurde, und das machte mir noch mehr Angst. Er griff nach einem Tuch und drückte eine klare Masse aus der Tube auf das Tuch. Dann knüllte er es so lange zusammen, bis es ganz klebrig war.
In dem Moment hörte ich Ethan ganz verzweifelt vor dem Fenster rufen. »Baiiiiiley!«, schrie er. Ich rannte zum Fenster und sprang daran hoch, aber es lag so weit oben, dass ich nicht hinaussehen konnte. Also bellte ich frustriert.
Todd schlug mir so heftig aufs Hinterteil, dass es wehtat. »Nein! Böser Hund! Nicht bellen!«
Er war so wütend, dass ich die Hitze spürte, die er verströmte. Der Geruch, den das Tuch in seiner Hand verbreitete, wurde immer schärfer.
»Todd?«, rief eine Frau. Ihre Stimme kam aus dem Haus.
Todd warf mir einen bösen Blick zu. »Du bleibst hier! Bleib!«, zischte er. Dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Mir tränten die Augen von dem beißenden Geruch, der sich im ganzen Zimmer ausbreitete. Ängstlich trottete ich auf und ab. Ethan rief nach mir, und ich konnte nicht begreifen, wieso Todd das Recht hatte, mich hier einzusperren, als sei es die Garage.
In diesem Augenblick hörte ich ein leises Geräusch: Linda öffnete die Tür und hielt mir einen saftigen Keks hin. »Hallo, Bailey«, flüsterte sie. »Guter Hund.«
Eigentlich wollte ich nur raus hier, aber ich war kein Idiot, sondern fraß erst mal den Keks. Linda zog die Tür weiter auf. »Komm her«, sagte sie. Das war mein Stichwort. Ich sprang hinter ihr her durch den Flur, die Treppe hinab und auf die Haustür zu. Linda öffnete sie, und die frische Luft erlöste mich von dem schrecklichen Geruch, der mir schon zu Kopf gestiegen war.
Moms Auto fuhr langsam die Straße entlang, und der Junge beugte sich aus dem Fenster und rief: »Bailey!« Ich rannte los, so schnell ich konnte. Die Rücklichter des Autos leuchteten rot auf, Ethan sprang aus dem Wagen und lief auf mich zu. »Oh, Bailey, wo hast du bloß gesteckt?« Er vergrub das Gesicht in meinem Fell. »Böser, böser Hund!«
Ich wusste, dass es schlecht war, ein böser Hund zu sein, aber Ethan umfing mich mit so viel Liebe, dass es mir vorkam, als bedeutete es in diesem Fall etwas ganz besonders Gutes.
Nicht lange nach meinem Abenteuer in Todds Haus wurde ich mit dem Auto zu einem Mann in einem sauberen, kühlen Zimmer gebracht, das mich an einen Ort erinnerte, den ich von früher kannte. Dad hatte Ethan und mich gefahren, und aus seinem Verhalten schloss ich, dass ich irgendwie bestraft werden sollte, obwohl das natürlich ziemlich unfair war. Wenn jemand in das kühle Zimmer gehörte, war es meiner Meinung nach Todd. Er war gemein zu Linda, und er hatte mich von meinem Jungen ferngehalten. Es war also nicht meine Schuld, dass ich ein böser Hund gewesen war. Trotzdem wedelte ich mit dem Schwanz und lag ganz still, als mir hinterm Ohr eine Nadel ins Fell gestochen wurde.
Als ich aufwachte, war ich ganz steif. Alles juckte und kratzte, und unter dem Bauch spürte ich einen vertrauten Schmerz. Ich trug auch wieder einen albernen Plastikkragen, so
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