Ich habe einen Namen: Roman
sagte ein Wort.
Während der nächsten
Wochen rodeten wir Bäume und Büsche, machten Feuerholz, holten die Vorräte von
fünfzehn Schiffen, Ruderboot um Ruderboot, zerteilten überschüssigen Stoff und
bauten uns einfache Hütten aus Erde, Lehm und Stroh.
Wir hingen mit allem
von der Company ab. Brauchten wir einen Hammer? Ein Stück Segeltuch? Pökelfleisch?
Brot? Alles kam von der Company, der die Rohstoffe gehörten, die Essensvorräte,
die Werkzeuge, um die Hütten zu bauen – und auch wir schienen ihr zu gehören.
Wenn uns nach stundenlanger Arbeit in der Sonne die Glieder schmerzten oder wir
von einem der plötzlichen Regengüsse durchnässt wurden, war es Daddy Moses, der
uns daran erinnerte, dass es Zeiten gab, in denen man kämpfen musste, aber
jetzt gelte es zu überleben.
Zunächst einmal hatten
wir zu essen. Die Company hatte Vorräte aus England hergeschafft, und es war
noch viel von unserer Reise aus Halifax übrig. Allerdings war der Käse
verdorben, die Butter ranzig, und der Sirup hatte sich aus den verrottenden
Fässern über den Boden des Lagerhauses ergossen. Daddy Moses konnte nicht viel
tun, aber er saß bei uns, wenn wir beratschlagten, und warf Vorschläge ein. Wir
teilten uns in Arbeitsgruppen auf, die aufbrachen, um Wasser zu besorgen, die
jagten, kochten und provisorische Häuser errichteten. Wir bauten auch ein Haus
für die Kranken. Die Leute fingen sich ständig Fieber ein, und schon während
unserer ersten zwei Wochen in Freetown starben zehn Neuschottländer und drei
Männer der Sierra Leone Company. Eine Zeit lang hatten wir jeden Tag ein oder
zwei Tote zu beklagen. Es war morgens nicht ungewöhnlich, dass wir einander
fragten: »Wie viele sind letzte Nacht gestorben?«
Clarkson warnte uns
wiederholt davor, Freetown zu verlassen. Außerhalb der Stadtgrenzen, hieß es,
könne uns die Company nicht vor Sklavenhändlern und möglicherweise feindlich
gesonnenen Afrikanern schützen. Viele der Neuschottländer schienen damit
zufrieden, sich Häuser zu bauen und für die Company zu arbeiten, aber ich hatte
das Gefühl, in der Stadt bleiben zu müssen, sei das Gleiche, wie auf einer
Insel vor der Küste zu leben. Ich war noch nicht frei, um meine Heimat
zurückzugewinnen. Wir bauten Kirchen, Häuser, Getreidespeicher und Straßen, und
an Arbeit mangelte es uns wirklich nicht, doch für mich war all das Sägen und
Hämmern eher dazu angetan, Barrieren zwischen den Neuschottländern und den
Temne aufzubauen, die diesen Küstenstrich Sierra Leones bewohnten. Wir waren
nicht länger in Neuschottland, transportierten jedoch einen Gutteil davon
hierher. Ich hatte das Gefühl, dass die Kolonie, die wir hier errichteten,
weder das eine noch das andere war. Aber auch wenn Freetown nicht das war, was
ich in Afrika hatte finden wollen, war es doch nur richtig, mich ihm eine Zeit
lang zu widmen und meinen Freunden bei der Verwirklichung ihrer Träume zu
helfen. Meine eigenen Träume hatten noch zu warten.
Es gelang mir, den
Krankheiten und Fiebern aus dem Weg zu gehen, die so viele Leben forderten, und
ich beteiligte mich an der Pflege der Kranken, brachte Babys auf die Welt und
half manchmal auch Clarkson. Nachts schlief ich im Feuchten und war den ganzen
Tag über müde. Meine Knochen schmerzten und riefen nach einem weichen
Federbett. Manchmal musste ich an die zornigen, warnenden Stimmen der weißen
Neuschottländer denken. »Ihr habt ja keine Ahnung,
wie gut ihr es hier habt« ,
hatten sie gesagt, und es stimmte, das Leben war in jenen frühen Tagen
Freetowns nicht leicht für uns. Die Unterkünfte und die Gebetshäuser, Essen und
Kleidung waren so primitiv oder noch primitiver als in Birchtown. Die
Neuschottländer murrten über die schlechte Versorgung und unsere völlige
Abhängigkeit von den Engländern und stellten Wachen auf, um uns vor möglichen
Angriffen von Sklavenhändlern zu schützen. Trotzdem verspürten die Siedler
einen ruhigen Optimismus, was das Leben betraf, das sie sich in der Kolonie
aufbauten, und hatten das Gefühl, hier weniger gefährdet zu sein als in
Neuschottland oder New York. Ich persönlich sagte mir, dass es für einen
Afrikaner keinen wirklich sicheren Ort auf dieser Welt gab und das Überleben
für viele von uns vom ständigen Weiterziehen abhing. Jetzt, da ich endlich in
mein Heimatland zurückgekehrt war, dachte ich selbst jedoch nicht daran, es
wieder zu verlassen. Allerdings wusste ich nicht, wie lange ich dazu in der
Lage sein würde, direkt neben einem
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