Ich habe einen Namen: Roman
es die
Fischverkäuferinnen auf den Straßen taten. Da ich Solomon Lindo jede Woche zehn
Schillinge zahlen musste, nahm ich von den Sklavenbesitzern zwölf Schillinge
pro Geburt, versuchte das Geld für einige Wochen im Voraus zu sparen und
versteckte es unter einer losen Bodendiele in Dollys und meinem Zimmer.
Manchmal verdiente ich eine ganze Woche gar nichts, dann wieder wurde ich
gleich mehrmals gerufen und brachte ein oder zwei Pfund nach Hause. Einige
Master weigerten sich, mit Münzen zu zahlen, aber die einzige andere Bezahlung,
die ich akzeptierte, waren Madeira, Rum, Tabak und Baumwollstoff von guter
Qualität. Ich wusste, wie viel davon den Wert von zwölf Schillingen hatte, und
konnte diese Dinge leicht gegen das eintauschen, was ich brauchte.
Nachdem Lindo
mit unserem Rechen-, Geld- und Buchführungsunterricht fertig war, begann mich
seine Frau in der Kunst des Schreibens zu unterweisen. Mrs Lindo hatte mich
gern um sich, und sie war eine einfühlsame Lehrerin. Sie lehrte mich, wie man
gleichmäßig und flüssig schöne Buchstaben schrieb, sorgte dafür, dass ich
richtig zu buchstabieren lernte, und zeigte mir, wie man Worte und Sätze
bildete. Ich wollte unbedingt all die Dinge lernen, die mir mein Vater vor
Jahren beizubringen begonnen hatte, und verschlang jedes Wort, das sie sagte. Hund. Knochen. Katze. Baum. Der Hund biss in den Knochen. Die
Katze rannte den Baum hinauf .
Es war leicht, und es war aufregend. Als ich besser wurde, ließ mich Mrs Lindo
allein, um mich im Schreiben zu üben. Zehn Seebärsche
kosten auf dem Fischmarkt einen Schilling. Die Indigo-Produktion wird im nächsten
Jahr ansteigen. Eines Tages werde ich nach Hause zurückkehren .
Als Mrs Lindo
entschied, dass ich genug gelernt hatte, begann ich die Geschäftsbriefe für
ihren Mann aufzusetzen.
William King, Esquire. Die Gelder für
Solomon Lindo, Indigo-Inspektor der Provinz Carolina, sind überfällig, 55 Pfund
Sterling für die Beratung zur Indigo-Produktion und 20 Pfund Sterling für die
Inspektion. Schicken Sie die Zahlung an Solomon Lindo, King Street. Überfällige
Forderungen werden mit zehn Prozent Zinsen per annum belegt. Ihr ergebener
Diener, So lomon
D. Lindo.
Die Monate
vergingen, ich leistete meine wöchentliche Zahlung von zehn Schillingen und
durfte mehr und mehr Bücher lesen, die Solomon Lindo aus der Bibliothek der
Charles Towner Bibliotheksgesellschaft entlieh. Ich las alles, was von Jonathan
Swift zu bekommen war. Ich las Voltaire. Ich las Der
Schiffbruch von William
Falconer. Und während die Kerze im Zimmer im Hinterhaus, das ich mir mit Dolly
teilte, bis spät in die Nacht brannte, las ich auch die South Carolina Gazette und studierte die Nachrichten über entflohene Sklaven.
Kräftiges Neger-Frauenzimmer aus dem
Guinea-Land mit einem neuen Osnaburg-Mantel, Kleid und schwarzgestreiftem
Kopftuch ist letzten Mittwoch aus Goose Creek weggelaufen. Dumm, Backen
pockennarbig. Zehn Pfund Belohnung bei Rück gabe an den Besitzer, Randolph Clark.
Die Zeit
verging, und ich konnte mir ein schönes rotes Tuch kaufen, ein Indigokleid,
einen Beutel Chinarinde und besaß doch immer noch zehn Pfund in Silber. Ich
wurde nicht einmal von Mr oder Mrs Lindo geschlagen, vermisste aber Georgia und
Chekura schrecklich, und Mamadu war immer mit in meinen Gedanken.
Eines Abends hatte ich
das Baby einer der wenigen freien Negerinnen der Stadt zur Welt gebracht. Die
Mutter war kaum älter als ich, und der Mann kam ins Zimmer geflogen, kaum dass
meine Arbeit getan war, umarmte seine Frau und nahm das Neugeborene auf den
Arm. Als ich nach Hause kam, schlief Dolly bereits. Sie hatte die Hand auf
ihrem gerundeten Leib liegen. Ich setzte mich aufs Bett, vergrub das Gesicht in
den Händen und ließ die Trauer aus mir heraus. Dolly erwachte von meinem
Schluchzen.
»Was iss denn, meine
Süße?« Das Mitgefühl in ihrer Stimme trieb die Tränen noch heftiger aus meinen
Augen. Dolly stand auf, kam zu mir und legte mir einen Arm um die Schultern.
»Eines Tages kommt dein Mann zurück, und dann fangt ihr noch mal neu an«, sagte
sie.
Ein paar
Monate später half ich Dolly, ihren Sohn Samuel auf die Welt zu bringen. Zu
dritt wohnten wir im Hinterhaus, das Baby hing auf Dollys Rücken, wenn sie ihre
Aufgaben im Haus erfüllte, und schlief nachts in ihrem Bett. Es war ein Trost,
dieses neue Leben bei uns zu haben, und doch schmerzte es manchmal, den kleinen
Samuel saugen und gurgeln zu hören.
Die Lindos waren so
angetan von den
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