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Ich haette dich geliebt

Ich haette dich geliebt

Titel: Ich haette dich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Haferburg
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Rotwein. Zu wenig Schlaf. Irgendwo lagen meine Sachen. Die Jeans hing an der Türklinke. Den BH hatte mir anscheinend niemand abgenommen. Einzig mein Slip machte mir Sorgen. Der musste irgendwo im Gewühl der Betten verschütt gegangen sein. Ich war nervös. Nach Kai hatte ich mit keinem Mann mehr geschlafen. Es hatte sich irgendwie nicht ergeben. Und jetzt das. Ich hatte keine Lust auf einen peinlichen Kaffee am Küchentisch. Verlegene Gesichter und ausweichende Blicke. Ich musste mich aus dem Staub machen.
    Auf Zehenspitzen und mit angehaltenem Atem ging ich mit meinen Sachen in der Hand ins benachbarte Zimmer. Die Wohnung sah nach Junggeselle aus. An der Wand hingen jede Menge Poster von Rockkonzerten. Mit Klebestreifen befestigt. Ich zog mich an und nahm mir in der Küche ein Glas Wasser.
    „Guten Morgen.“
    Stefan stand nackt und grinsend nur bekleidet mit meinem Slip da.
    „Scherzkeks.“
    Ich musste mich bemühen, ihm ins Gesicht zu schauen. Mir war das peinlich.
    „Hast du auch so gut geschlafen?“
    Der Typ machte ein herausforderndes Gesicht. Nicht die Spur verlegen.
    „Sehr witzig. Ich habe fast überhaupt nicht geschlafen. Vor lauter Nervosität, versteht sich“.
    „Aha. Ich habe mich hingegen geborgen gefühlt wie ein Katzenbaby im Körbchen.“
    „Schön für dich. Zu Hause schläft man ja immer am Besten.“
    Ich ärgerte mich über mein Aussehen. Ich ahnte, was er sah, wenn er mich anschaute. Eine ungekämmte, verquollene Frau mit verschmierter Wimperntusche.
    „Und wie geht's weiter, einsames Mädchen? Wirst du weiter auf den Spuren deines Vaters wandeln?“
    Ich hatte ihm davon erzählt. Klar. Hysterisch lachend und weinend. Oh Gott.
    „Ja genau, und am Donnerstag werde ich ihn zu Grabe tragen. Damit ist das Thema dann erledigt.“
    „Gehen wir einen Kaffee trinken? Ich zieh mir schnell was an.“
    Er zog den Slip aus und reichte ihn mir mit den Finger-spitzen. Als ich hörte, dass die Dusche rauschte, wusch ich mir in der Spüle hektisch das Gesicht und schminkte mich provisorisch. Ich fuhr ein paar mal mit meinen Händen durch die Haare. Eigentlich wollte ich keinen Kaffee trinken gehen. Ich wollte mich verstecken und darüber nachdenken, wieso ich meinen Alkoholkonsum nicht in den Griff bekam. Trotzdem saß ich da und wartete.
    Frisch und munter hüpfte Stefan übermütig von der Treppe zurück in die Küche. Er trug ein weißes Hemd und eine ausgewaschene Jeans. Ich schaute ihn gleichgültig an. Der sah gut aus. Er hatte einen kleinen Bauchansatz, aber das passte zu seiner großen Statur. In seinem jungenhaften Gesicht hatten sich die ersten Fältchen eingraviert. Auch wenn er nicht lächelte, konnte man die feinen Linien um die Augen gut erkennen.
    „Gehen wir?“
    „Ja, wohin eigentlich?“
    „Ich kenn mich hier aus. Du hast mit einem Gastronomiefachmann geschlafen, der hier schon seit ewigen Zeiten wohnt. Da kann nicht viel schiefgehen.“ Er kräuselte die Stirn und zog einen Mundwinkel nach oben.
    „Na, dann ist ja alles bestens.“
    Ich stand auf und stöhnte dabei. Mein Kopf. Der Tag hatte es gut gemeint. Ein leichter Wind zügelte die Sonnenstrahlen. Wir gingen schweigend nebeneinander her und ab und zu grüßte Stefan jemanden.
    „Sag mal, ist das weit? Ich hab keine Lust auf einen Gewaltmarsch.“
    „Gleich da. Jetzt schon zickig?“
    Stefan ging schneller. Vor einem schönen kleinen Café abseits der Hauptstraße blieben wir stehen.
    „Recht so?“
    „Ja. Ganz toll.“
    Ich bestellte ein Wiener Frühstück. Zwei Brötchen, Marmelade und ein Ei. Stefan kleckerte nicht, sondern klotzte mit einer Frühstückspfanne. Eier, Würste und Speck. Mich beeindruckte, wie jemand so etwas vor zehn Uhr essen konnte. Wir redeten fast nichts. Es war kein unangenehmes Schweigen. Eher durchsetzt von Müdigkeit und einer seltsamen Ruhe. Ich war froh, dass er mich nicht nach meinem Job und meinem Leben fragte. Das schien mir alles zu weit weg. Ich hätte schon gerne etwas über ihn gewusst. Aber ich verkniff es mir.
    „Wie lange bleibst du eigentlich?“, fragte Stefan, nachdem er gezahlt hatte.
    „Keine Ahnung. Bis Donnerstag. Da ist die Beerdigung.“
    „Na, dann kommst du nochmal essen bei uns?“
    „Wenn ich Hunger auf Spaghetti habe, vielleicht.“
    Das klang alles nicht nach einer richtigen Verabredung, und ich spürte einen Anflug von Enttäuschung. Wahrscheinlich das Ego. Was soll das denn eigentlich? Nichts. Wir tauschten Telefonnummern aus und Stefan drückte mir einen

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