Ich, Heinrich VIII.
Schalotten und Kerbel.
Als alle ihren Teller gefüllt hatten, nahm ich den Krug mit dem Rotwein, dünn und sauer, aber mit Honig gesüßt, und goss meinen Becher voll. »Schenkt Euch alle ein«, befahl ich. Als es geschehen war, nahm ich einen kleinen Schluck und hob dann meinen Becher. »Ich habe Euch allen heute eine große Freude mitzuteilen. England bekommt eine Königin, und ich eine Frau.« Ich schaute Kate an und neigte den Kopf.
Sieh mich an, Weib!, befahl ich ihr stumm, als sie fortfuhr, ihren Teller zu betrachten.
»Es ist unsere liebreizende, gute Lady Latimer, die meine Gemahlin und Eure Königin werden wird.«
Sie hielt den Blick immer noch gesenkt.
»Eine bescheidene Königin!«, scherzte ich, hob meinen Becher zu ihr hinüber und stieß mit dem ihren an. Das Klirren ließ sie aufblicken.
Die Gesellschaft begann zu lächeln. Auch Kate lächelte schüchtern.
»Der König erweist mir eine große Ehre«, sagte sie leise. »Ich bete zu Gott, dass ich Seiner Majestät stets ein braves, gutes, loyales und getreues Weib sein möge.«
»Nein, aber Ihr redet ja wie von einer Beerdigung, Lady Latimer«, sagte Tom Seymour vom unteren Ende des Tisches, seinem gewohnten Platz. Er grinste und hatte die Ellbogen aufgestützt, und die weiten Ärmel seines weißen Leinenhemdes blähten sich wie Segel. »Die Ehe ist nichts Züchtiges; sie ist Seligkeit und Hingabe und Bettvergnügen.« Er nahm einen Schluck von seinem Wein.
»Es wundert mich, dass Ihr so reden könnt«, versetzte meine Kate. »Ihr seid doch Junggeselle. Ihr wisst nichts von der Ehe.«
»Ihr auch nicht, meine Lady. Das heißt, nichts von der Seite der Ehe, die der ungestümen Jugend gehört, Ach« – er schaute in die Runde –, »ich werde es selber niemals mehr erleben, denn ich bin über diese Jahre längst hinaus. Aber die Dichter behaupten, es sei etwas Außergewöhnliches!«
»Mark Anton war achtundvierzig, als er Kleopatra liebte«, bemerkte Will. »Und die Dichter halten große Stücke auf ihre Liebe.«
»Wollen wir dann heute Nachmittag über die Liebe disputieren?«, fragte Dr. Butts.
»Nein, wir wollen sie feiern«, sagte Will. »Denn die Liebe ist eine Sache des Willens wie des Herzens, und sie gedeiht vielleicht am besten, wo die beiden sich vereinen.«
Wir alle tranken, und dann ergriff ich Kates Hand. Sie sah mich an, und ich wusste ihr Gesicht nicht zu deuten.
Edward war der Einzige bei Tisch, der sich wirklich mit mir freute, denn er liebte Kate und hatte keine Mutter. Er konnte nur gewinnen, genau wie ich.
Später kam Kate zu mir. »Wir müssen an Maria und Elisabeth schreiben«, sagte sie. »Sie dürfen es nicht durch Klatsch oder von Dritten erfahren.«
»Aye.« Ich hatte keine Nachricht über die Geschicke von Hatfield House, und ich war überraschend besorgt wegen Elisabeth. »Ich schreibe meine Briefe und Ihr die Euren, und wir stecken sie zusammen in einen Umschlag.«
Die Korrespondenz ging inzwischen etwas zügiger hin und her; Berichten zufolge verringerten sich die Zahlen der Pestopfer in Kent und Sussex, den beiden südlichsten und am schlimmsten heimgesuchten Grafschaften. Aber in Worcestershire, Buckinghamshire und Northamptonshire, den mittleren Grafschaften, nahmen die Todesfälle zu. Die Pest reiste in meinem Lande umher, unternahm ihre eigene Staatsreise, hielt Audienzen und forderte Unterwerfung.
An diesem Abend schrieb ich an Elisabeth und erkundigte mich nach ihrer Gesundheit und dem Zustand des Landes rings um Hatfield House. Dann erzählte ich ihr von meinen Hochzeitsplänen und teilte ihr mit, dass ich sie bei der Feier anwesend zu sehen wünschte, die stattfinden werde, sobald alle gefahrlos nach London zurückkehren könnten.
Binnen einer Woche hatte ich Antwort, in höchst reizende Worte gefasst, aber ohne das Anerkenntnis einer Kluft zwischen uns und ohne das Angebot einer Entschuldigung. Sie schrieb mir, Hatfield House und seine unmittelbare Umgebung seien von jeglicher Attacke der Pest verschont geblieben, aber es habe – womöglich unzuverlässige – Berichte gegeben, denen zufolge St. Alban’s und Dunstable heimgesucht worden seien. Was die Hochzeit und meine Braut betreffe, so begrüße sie die Knüpfung enger Bande zu Lady Latimer, die sie sehr schätze.
Maria, die in Woodstock weilte, schrieb mir einen steifen Brief: Sie werde mit Freuden an der Hochzeitsmesse teilnehmen und wünsche mir Glück.
Unterdessen vertrieben wir uns die Zeit in Wolf Hall. Aber so angenehm diese
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