Ich kenne dein Geheimnis
Falcetti?«
»Nicht mehr als mit den anderen. Wie die meisten Paparazzi war er hartnäckig, aber nie unverschämt. Er hielt sich immer an
die Regeln.«
»Er arbeitete für Rasycom, wussten Sie das?«
Smeralda wurde nervös. »Nein, ich kann ja nicht alles über jeden Sensationsreporter wissen, der hinter mir her ist, oder?«
»Aber Falcetti kannten Sie gut, nicht wahr?«
»Gut? So kann man das nicht sagen, wir kannten uns vom Sehen. Aber warum stellen Sie mir all diese Fragen? Glauben Sie etwa,
ich hätte ihn angefahren?«
Bonadeo schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Aber bevor er überfahren wurde, hat man ihn vor Ihrer Haustür gesehen.«
Smeralda zuckte zusammen, doch zum Glück kam genau in diesem Moment Raquel mit den Espressi. Sie stellte das Tablett auf den
Kristalltisch und verließ den Raum wieder.
»Waren Sie am Abend des Unfalls zu Hause?«
»Ich kann mich nicht erinnern …«
»Glauben Sie, dass Falcetti an diesem Abend wegen Ihnen vor Ihrem Haus stand?«
|282| »Woher soll ich das wissen? Warum fragen sie nicht einfach in der Agentur nach? Die werden ihm doch einen Auftrag gegeben
haben.« Smeralda versuchte, langsam zu sprechen, um ihren sizilianischen Dialekt zu verbergen.
Aber der Ispettore konzentrierte sich eher auf ihre Formen als auf ihren Akzent. Während er seinen Espresso trank, musterte
er sie verstohlen. Alles an ihr war perfekt, sogar ihre feingliedrigen Handgelenke. Aber es war nicht allein ihre Schönheit,
die ihn in ihren Bann zog. Smeralda Mangano erinnerte ihn an die Heimat, an die unbeschwerten Jahre seiner Kindheit und Jugend.
»Ehrlich gesagt, wundert mich das starke Interesse der Polizei an etwas so Banalem wie einem Autounfall.«
»Das war kein Unfall, sondern Mord. Der Mann, der Salvo Falcetti angefahren hat, hat nicht gebremst und auch keine Erste Hilfe
geleistet.«
»Gewiss.« Smeralda befühlte nervös ihre geschwollene Lippe, nahm aber rasch die Hand wieder weg, als sie Bonadeos Blick bemerkte.
»Haben Sie sich verletzt?«
»Ach, nichts Schlimmes. Ich habe eine Actionszene geprobt.«
»Ich wusste gar nicht, dass es Soaps mit Actionszenen gibt.«
»Es geht um einen Film, nicht um eine Soap.« Smeralda erhob sich. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte.« Sie
streckte ihm die Hand entgegen. Auch Bonadeo erhob sich und zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Das ist meine Telefonnummer.
Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt.« Er ging nicht gerne mit leeren Händen, aber er wusste nicht, welches Kaninchen er noch
aus dem Hut zaubern sollte.
Smeralda nahm die Karte und lächelte. »Sicher«, sagte sie und brachte ihn zur Tür.
|283| »Ich hätte noch eine letzte Frage, Signorina Mangano«, Bonadeo drehte sich zu ihr um und beschloss, alles auf eine Karte zu
setzen. »Haben Sie jemals eine gewisse Yelena Marcovich kennengelernt? Sie nennt sich auch Elena Marconi oder Malena.«
Smeralda erstarrte. »Nein«, antwortete sie überstürzt. »Yelena wer?« Sie versuchte, ruhig zu bleiben.
»Yelena Marcovich.«
»Nein, tut mir leid, nie gehört.« Smeralda öffnete die Tür. »Schade.«
»Gut, Ispettore, auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen, Signorina Mangano«, dieses Mal drückte Bonadeo ihr die Hand. Sein Polizisteninstinkt sagte ihm, dass sie
sich bald wiedersehen würden.
»Das war’s dann wohl«, war der nüchterne Kommentar von Vituzzu Santanna. Er zerriss wütend die Zeitung, in der das Skandalfoto
zu sehen war: Pelori und De Gubertis, die sich prügelten, und daneben die Mangano mit entblößter Brust. Ein trauriges Spektakel.
Die politische Karriere des Abgeordneten Pelori war zu Ende, womit er auch für die Mafia wertlos geworden war.
Der Arzt hatte bei Santanna ein peptisches Magengeschwür diagnostiziert. Er musste das Rauchen aufgeben, säurehemmende Medikamente
nehmen und möglichst auf Alkohol sowie proteinhaltige und stark gewürzte Speisen verzichten. Vito Santanna hatte nur gelacht.
Auf Gewürze und Steaks konnte er verzichten, auf Zigaretten keinesfalls.
»Damit ist nicht zu spaßen, Signor Santanna. Ein solches Geschwür kann, wenn es nicht behandelt wird, zu einer Darmentzündung
und zum Darmverschluss führen. Außerdem gibt es Fälle, bei denen auch andere Organe, wie zum Beispiel die |284| Bauchspeicheldrüse, in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie machen sich keine Vorstellung, wie viele Todesopfer der Stress
fordert, weit mehr als der Straßenverkehr«, hatte sein Arzt ihm
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